Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld mit Oerlinghausen
Jungunternehmer helfen Schulen mit KI
„Bock auf richtig viel Arbeit“: Noch als Schüler haben drei Freunde 2021 ihr Unternehmen gestartet. Mittlerweile sind sie deutschlandweit gefragt – und haben einige Mitarbeiter. In Bielefeld schulen sie jetzt alle Grundschulen.
Bielefeld. Böllhoff und Brax konnten ihn nicht halten: Kaufmann Robin Fischer (22) arbeitet jetzt für seine Freunde. Die haben sich bereits als 17-Jährige selbstständig gemacht, mit Schulungen für Schulen. Mit Teams fing 2021 in der Coronazeit alles an. Mittlerweile haben sie über zehn Angestellte, Kunden in ganz Deutschland. Und wollen mit einer Neuentwicklung jetzt dafür sorgen, „dass CHATGPT und Co. überall sinnvoll im Unterricht eingesetzt wird“, sagt Gründer Lukas Schröder.
„KI ist ein Riesenthema, aber an vielen Schulen fehlen die Kompetenzen dafür, um künstliche Intelligenz wirklich zielführend einzusetzen“, sagt Matty Frommann, der zusammen mit Schröder und Lukas Portmann (alle 21) das junge Unternehmen „Digitalerleben“führt. Schüler seien beim Digitalen ihren Lehrern oft weit voraus. Sie müssten aber angeleitet werden, Gefahren zu erkennen und die Tools so einzusetzen, dass das Lernen dabei nicht auf der Strecke bleibe.
Dafür haben die Jungunternehmer mit der „Ki-werkstatt“eine Lösung entwickelt, mit der Schüler und Lehrer Software wie CHATGPT einfach und datenschutzkonform nutzen können. „Die Lehrer wählen das Programm aus, gründen eine Gruppe, in die sich die Schüler über einen Qrcode einwählen können“, berichtet Frommann. „Die Schüler müssten sich sonst alle ein eigenes Konto anlegen, und das ist erst ab 18 Jahren möglich.“
Mit Einstein über die Physik diskutieren oder mit Jane Austen die Welt der Literatur erkunden: Interaktive Gespräche mit Zeitzeugen seien nur eine von vielen Möglichkeiten, Unterricht mittels KI interessanter zu gestalten. Unterrichtspläne, Elternbriefe, Klausurvorbereitungen: In vielen Bereichen seien die Tools eine super Unterstützung. „Aber man muss am Ball bleiben“, sagt Schröder. Genau das haben sich die jungen Gründer, die 2021 zusammen an der Marienschule Abitur gemacht haben, vorgenommen. Unterstützt und gefördert werden sie dabei von der Founders Foundation mit Sitz an der Obernstraße. Hier, und auch im Pioneers-club an der Ritterstraße, hat Digitalerleben seine Geschäftsräume.
60 Arbeitsstunden pro Woche seien normal, sagen Schröder und Frommann. Möglichst wenig zu arbeiten und viel Freizeit, wie es bei vielen angesagt ist, sei nicht ihr Ding. Im Gegenteil: Sie haben „Bock auf richtig viel Arbeit“.
Die vielen spannenden Kontakte, persönliches Wachstum und der ihres Unternehmens treibe sie an. „Und, dass wir dazu beitragen können, dass Bildung so gut und zeitgemäß wie möglich wird“, ergänzt Schröder. Sie selbst hätten nach dem Abi einen kurzen Abstecher nach Münster zum Bwl-studium gemacht. „Aber in der Praxis lernen wir jeden Tag viel mehr“, sagt Matty Frommann.
Lehrer können Ki-werkstatt sechs Monate kostenlos testen
Seine Ausbildung bei Böllhoff zum Groß- und Außenhandelskaufmann und die anschließende Tätigkeit bei Brax sei „auf jeden Fall sehr gut“gewesen, so Robin Fischer, ebenfalls ein Schulfreund der Gründer. Bei Digitalerleben leitet der 22-Jährige jetzt den Vertrieb. Das „junge, dynamische Team und mehr Verantwortung“habe ihn gereizt. Rund 1.500 Lehrerinnen und Lehrer nutzten deutschlandweit bereits die Ki-werkstatt, die grade noch um weitere Funktionen für digitales Lernen ausgeweitet werde. „Von der Stadt haben wir den Auftrag bekommen, alle Bielefelder Grundschulen für ein neues Programm für digitale Klassenbücher und Vertretungsplänen zu schulen“, ergänzt Fischer.
Allen Bielefelder Lehrern bieten die Gründer an, ihre Kiwerkstatt sechs Monate lang kostenlos zu testen. „Wir haben alle Schulen angeschrieben und zu einer Online-einführungsveranstaltung am 22. Mai um 16.30 Uhr eingeladen“, ergänzt Schröder. Nicht nur Schulungen, auch Arbeitsplätze biete das wachsende Unternehmen an.
Von den über zehn Mitarbeitern sei die meisten Werksstudenten – Arbeitszeiten und Plätze seien dadurch sehr flexibel. „Hauptsache, wir erreichen am Ende der Woche, was wir uns vorgenommen haben“, sagt Schröder.