Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Ost
Im Journalismus ist in jüngster Zeit der Früh-Faktencheck als Textform entstanden. „Waswir bisher wissen und was nicht“heißen derartige Artikel meist. Oft ist der Teil des Nichtwissens der bedeutendere. Erst wenn dieser Teil geklärt ist, steht fest, welche genaue politische Tragweite ein Vorfall hat. Es gibt nun wieder so einen Moment. Diesmal geht es um einen AfDBundestagsabgeordneten, um Frank Magnitz, der halb zu Tode geprügelt wurde. Es ist ein unerträglicher Angriff.
Unabhängig davon, ob die Intention der Attacke politisch gewesen ist: Reale Gewalt ist eine Facette des politischen Diskurses in Deutschland geworden. Es ist eine bedrückende Früherkenntnis des Jahres 2019, und es macht tief traurig. Der Hass sitzt links und rechts, er ist vermummt oder adrett gekleidet oder trägt Fantasiemasken. Millionen virtu- eller Schläge werden jeden Tag verteilt.
Wenn wir diese Zustände bei uns nicht akzeptieren wollen, dann muss die Toleranzschwelle für Gewalt und Hass sinken, schnell und deutlich. Das bedeutet ein härteres Vorgehen gegen Hate-Speech im Netz, eine schnelle und harte Verurteilung politischer Straftaten. Es bedeutet aber auch, über die Form der Debatte nachzudenken. Eine schärfere Abgrenzung von Gewalt wäre überfällig. Für alle gemeinsam gilt: Nichts rechtfertigt Gewalt. Wersie sät, muss noch mehr Ausgleich, Debatte und Toleranz als Antwort erhalten.
Es sind die Werte unserer Gesellschaft. Es gilt sie zu verteidigen, viel energischer als bisher. Es ist die wichtigste Aufgabe dieser Zeit.