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Ohne seine stärksten Kicker scheitert der FC Liverpool im Pokal an Wolverhampton. Als sich Abwehrspieler Dejan Lovren verletzt, kommt sogar ein 16-Jähriger zum Einsatz
¥ Wolverhampton (sid/dpa). Jürgen Klopp hatte die Frage nach der verhängnisvollen Riesenrotation schon erwartet, er war bestens darauf vorbereitet. „Nahezu alle Spieler, die an diesem Abend nicht hier waren“, rechtfertigte der Teammanager des FCLiverpool nach dem frühen Aus im FA-Cup die zahlreichen Änderungen, „klagten auch tatsächlich über irgendwelche Probleme.“Klopp zählte sie alle auf, er überlegte kurz – und kam dann erneut zur Auffassung: „Es gab keine andere Chance.“Der Tabellenführer der englischen Premier League, der in dieser Spielzeit bisher mit erfrischendem Tempofußball geglänzt hatte, verlor auch deshalb beim Aufsteiger Wolverhampton Wanderers mit 1:2 (0:1).
In der dritten Runde des Wettbewerbs setzte es also die zweite Niederlage in diesem Kalenderjahr, die allerdings nicht mit der Ligapleite beim Verfolger Manchester City vier Tage zuvor vergleichbar war. Auf neun Positionen hatte Klopp seine Startelf nämlich getauscht. Weil ein paar seiner Schützlinge erkältet das Bett hüten mussten oder – wie die Angreifer Mohamed Salah, Roberto Firmino und Sadio Mane – einfach mal ihre Akkus aufladen sollten. Und wahrscheinlich sah sich Klopp in seiner Entscheidung bereits nach sechs Minuten bestätigt. Da nämlich humpelte Dejan Lovren, einer der ebenfalls gar nicht eingeplanten und nur kurzfristig berufenen Vielspieler, mit einer Oberschenkelverletzung vom Platz.
„Hätte ich ihn nicht von Beginn an eingesetzt und dafür Ki-Jana Hoever berufen, wäre mir vorgeworfen worden, den Wettbewerb nicht ernst zu nehmen“, sagte Klopp. Der erst 16-jährige Hoever feierte sein Comeback somit kurz nach Anpfiff, auch die Youngster Curtis Jones und Rafael Camacho gaben ihren Einstand. „Nicht, weil wir den Weltrekord für die jüngste Startelf knacken wollten“, versicherte Klopp, „sondern weil wir denken, dass die Jungs gut sind.“
In Wolverhampton sollte diese Qualität allerdings nicht ausreichen. Die Treffer von Raul Jimenez (38.) und Ruben Neves (55.) nach dem Ausgleich von Divock Origi (51.) sorgten dafür, dass Klopp seinen ersten Titel mit den Reds in einem anderen Wettbewerb holen muss. In der Premier League zum Beispiel, wo der Vorsprung auf City immer noch vier Zähler beträgt.
Englands Ex-Nationalspieler und TV-Experte Alan Shearer hatte kein Verständnis für den Pokal-Auftritt des Tabellenführers der Premier League. „Als ich aufgewachsen bin, hat Liverpool versucht, jede Trophäe zu gewinnen“, schrieb Shearer bei Twitter. „Warum sollte sich das ändern?“Shearer deutete an, was viele Fußballfans dachten: Klopp habe den Pokal mit seiner Startelf hergeschenkt. ¦