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Vor fünf Jahren machte Hitzlsperger seine Homosexualität öffentlich. Er hat es nie bereut
¥ La Manga (dpa). Unter der spanischen Sonne fällt Thomas Hitzlsperger als Zuschauer beim Training des VfB Stuttgart nicht weiter auf. Wie die Betreuer trägt der ranghöchste Vertreter des Vereins einen Trainingsanzug mit VfB-Emblem auf der Brust. Das 36 Jahre alte Präsidiumsmitglied der Schwaben steht mal hier und mal da auf dem Platz in Atamaria. Trotz der Abstiegssorgen ist er dem Augenschein nach zwar etwas nachdenklich, aber guter Laune.
Fünf Jahre ist es nun her, dass der Bayer in einem Interview der für Aufregung sorgte – und binnen kurzer Zeit viele Glückwünsche erhalten. „Ich äußere mich zu meiner Homosexualität“, war sein erster Satz in der Zeitung. Das gab es in Deutschland noch nicht. Ein ehemaliger Nationalspieler, WM-Dritter 2006, Vizeeuropameister. Deutscher Meister mit dem VfB Stuttgart. Schwul. Und das öffentlich, nur wenige Monate nach seinem Karriereende. Das war neu – und ist noch immer einzigartig.
Dabei hat sich in seinen Augen seither viel verändert. „Es gibt, glaube ich, jetzt ’ne ganz andere Gesprächsebene, auch wenn wir über sexuelle Vielfalt sprechen. Es ist kein so ein Tabu mehr, wie es vielleicht vor fünf Jahren war“, sagte der ehemalige Spieler des VfB, von Aston Villa, Lazio Rom, West Ham United, des FC Everton und VfL Wolfsburg. Mit dafür verantwortlich ist auch er, dessen zweiter Satz in dem im Januar 2014 veröffentlichten Interview war: „Ich möchte gern eine öffentliche Diskussion voranbringen – die Diskussion über Homosexualität unter Profisportlern.“
Seither äußert sich Hitzlsperger immer wieder zu dem Thema, etwa auf einer Konferenz des Weltverbands FIFA als Reaktion auf die von Ex-Profi Clarence Seedorf gestellte Frage, weshalb das Coming-Out überhaupt notwendig gewesen sei. Er ist zudem seit Mai 2017 Botschafter für Vielfalt des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). „Wir wollen keinen Botschafter für das Schaufenster. Wir wollen, dass er sich mit seiner ganzen Erfahrung einbringt“, sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel bei der Präsentation vor zwei Jahren.