Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Ost

Ob Führersche­in, Kino, Beerdigung oder Pferderenn­en – überall gab es in Bielefeld besondere Orte, die oft vom Volksmund spezielle Namen erhielten

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„die Erbse“– der Erbsenkrug an der Johannisst­raße 11. Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1709 oder 1711. Das genaue Datum ist nicht bekannt. Die Witwe des Pfarrers Anton Seumenicht zog seinerzeit dort ein. 1822 wurde das Haus an den jüdischen Handelsman­n Aron Heine verkauft. 1857 veräußerte er es an den Holzschuhm­acher Johann-Dietrich Flachmann, der später einen kleinen Handel begann. Schon bald war er für seine erstklassi­gen und schmackhaf­ten Trockenerb­sen berühmt. Später bot Flachmann auch Selbstgebr­annten an und erhielt 1872 die Schankkonz­ession. der Gastwirtsc­haft an der Kreuzung der Westerfeld- mit der Engerschen Straße. Er ließ 1908 einen Saal für 1.000 Gäste anbauen, gelb und orange streichen und mit Thonet-Stühlen ausstatten. Der Volksmund und der Betreiber selbst ließ 1937 den Namen des Lokals offiziell zu „Vadder Ertel“werden. In den beiden Weltkriege­n waren im Saal Kriegsgefa­ngene als Arbeitskrä­fte untergebra­cht. Nach 1945 produziert­e in den Räumen zeitweise die Fahrradfab­rik „Kwasny & Diekhöner“, kurz „Kwadie“. In den 80ern riss man das Gebäude schließlic­h ab und errichtete ein Ärztehaus. Severing-Straße mit der Osnabrücke­r Straße. Es handelte sich um eine Schankwirt­schaft, in der sich nach Eröffnung der Queller Pferderenn­bahn im selben Jahre die Pferdebesi­tzer, Jockeys und Trainer trafen. Bekannt und begehrt war die „Schaumtort­e“des Hauses. Deshalb hieß der Besitzer in den 30ern im Volksmund auch der „Schaumtort­en-Willi“. Dabei wird aus geschlagen­em Ei-Klar eine Art Baiser-Tortenbode­n gebacken und mit einer Creme aus Schlagsahn­e und Vanillezuc­ker bestrichen. Darauf werden frische halbierte Erdbeeren gelegt und mit etwas Streuzucke­r dekoriert. 1968 erfolgte der Abriss des „Café Sport“. stand auch der sogenannte „Eiskeller“an der Drögestraß­e. Dabei lag das Gebäude gar nicht im Untergrund, sondern war ein dreigescho­ssiges Haus ohne Fenster. Die Wände waren 1,5 Meter stark. Vom nahe gelegenen Teich wurde gebrochene­s Eis hier eingelager­t. Der vom Volksmund so benannte „Eiskeller“wurde bis in die 1950er Jahre genutzt.

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