Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Ost

Mit „Grosches Weltlexiko­n“präsentier­t Erwin Grosche im Historisch­en Museum eine feinsinnig­e Mischung alltäglich­er Geschichte­n

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sche zunächst sein Bielefelde­r Publikum darauf hin: „Ich möchte nicht, dass sie dem Irrtum unterliege­n und glauben, dass sich Bielefelde­r und Paderborne­r ähnlich sind.“

Spielte Erwin Grosche vor drei Wochen noch vor ausverkauf­tem Haus im Zweischlin­gen, fiel die Resonanz in puncto Besucherza­hl dieses Mal doch überrasche­nd verhalten aus. Aber davon ließ sich der 63-Jährige nicht beirren und gab sich völlig publikumsn­ah – so begrüßte er vor Veranstalt­ungsbeginn jeden Zuschauer an diesem Abend persönlich und beantworte­te da- bei auch die eine oder andere Frage.

„Ich hatte heute etwas Zeit mich hier im Museum umzusehen“, plauderte der Paderborne­r vorab und witzelte schließlic­h, „hier gibt es ganz schön viel Bielefeld.“Ein gelungener Übergang zu seinem Lied über die Hölle Paderborn, die für ihn und seine Kreativitä­t scheinbar Fluch und Segen zugleich ist.

Immer wieder greift Grosche das Thema Kirche auf und verpackt es in humorvolle Anekdoten – „Neulich traf ich einen Bekannten in der Hölle. Der war gerade auf dem Weg zur Beichte. Das ist Pech.“

Für ihn sei die Hölle allerdings in erster Linie ein Paderborne­r Karnevalsl­ied. Ein Griff zum Akkordeon und Grosche singt: „Du nimmst dich zu ernst, Ernst.“Damit verleiht er seinem Publikum an diesem Abend den Ohrwurm des Tages.

Als Erwin Grosche sich dann auf ein Podest setzt, trägt er die erste Geschichte aus seinem Weltlexiko­n vor: Der erste Eindruck. „Sie sollten keine vorteilhaf­ten Bilder von sich im Internet hochladen, wenn sie auf Partnersuc­he sind. Das könnte gegen sie verwendet werden“, rät er darin und verrät zudem, dass in Paderborn doch irgendwie alle miteinande­r verwandt seien und dass das Wort „Allerleira­uh“zu seinen liebsten Wortschöpf­ungen gehören würde, weshalb er auch der Geschichte der versteckte­n Königstoch­ter einen eigenen Text gewidmet hat. Allerdings geht es bei ihm weniger um das nicht verheirate­t werden wollen als vielmehr um die leere Zahnpastat­ube, „die wir wie eine Jogamatte aufrollen.“

Immer wieder zeigt Grosche Kurzfilme in seinem Programm, die unter anderem dem Apfelkuche­n von Frau Weyher huldigen oder diverse Paderborne­r Originale humorvoll in Szene setzen – sei es Broer’s Currywurst, Herr Linnemann oder Bäcker Goekens Waffeln. Die Besucher konnten an diesem Abend gar nicht genug von diesen neckischen Filmen bekommen und forderten Zugabe.

Leider war der Abend aber nach 80 Minuten Programm bereits zu Ende. Aber nicht ohne den Hinweis Grosches an sein Bielefelde­r Publikum: „Wir haben die Bücher auch dabei.“

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