Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Ost
Wahlkampf im Burgerladen
Die Zeiten, in denen die USA in Deutschland als Land der unbegrenzten Möglichkeiten und als strahlendes Vorbild galten, sind lange vorbei. Uncle Sam ist nicht mehr der starke Freund von Übersee, sondern eher eine tief gespaltene Persönlichkeit, die man lieber mit Vorsicht genießt. Umsoerstaunterwar der Leineweber jetzt, als er bei einem Kurztrip nach Süddeutschland einen Burger-laden entdeckte, in dem weder die transatlantische Verunsicherung noch der große Teich selbst zu existieren schienen: Das war nicht nur ein Lokal mit amerikanischer Küche. Nein, das waren verdammt noch mal die United States of
America selbst.
An allen Ecken und Kanten wehten dem Gast Stars and Stripes um die Ohren, eine riesige Lady Liberty stand mitten im Raum, und auf den Bildschirmen an der Wand dampften abwechselnd MississippiSchiffe oder die Sümpfe der Everglades. Und auch bei der Benennung der Gerichte wurde in die Vollen gegangen: Denn auf der Karte waren sämtliche Speisen nach USPräsidenten benannt. Während der Sohn des Leinewebers die Reagan-rippchen mit Fritten nahm und seine Frau einen Clinton-salat orderte, entschied sich der Leineweber für einen Obama-burger. Und er war von der faden Frikadelle im pappigen Brötchen alles andere als begeistert, was er dem Kellner auf sein „Hat’s geschmeckt?“auch wissen ließ: „Das Ding sollten sie lieber Trump-burgernennen“, riet er dem jungen Mann: „Den sollte man auch kein zweites Mal wählen!“
Der Kellner kicherte. „Der war gut!“, sagte er, ließ die vernichtende Kritik an den Speisen des Hauses sonst aber an sich abperlen. Die Küche erreichte der Hinweis jedenfalls nicht. Und ob die Us-bürger seinem Menüvorschlag bei den Wahlen im November Folge leisten, wagt ebenfalls zu bezweifeln Ihr Leineweber