Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Ost
Über Schüco-alm und Stoffwechsel-arena
In letzter Zeit wird wieder vermehrt über den Namen des Bielefelder Zentral-sportplatzes diskutiert. Vor 20 Jahren wurde die erstaunliche Wandlung von der „Alm“zur „Schücoarena“eingeleitet – eine drastische Charakter-korrektur, die immer noch nicht abgeschlossen ist. Während „Alm“hier in Ostwestfalen nach Exotik, Gamsen, jodelnden Bergführernund einer deftigen Brotzeit klingt, kurz gesagt nach Urlaub, erwartetman in einer „Schücoarena“eher Fenster, Fassaden, Türen in die Zukunft und Internationalität. Allerdings auch Tore– und die kommen auf einer Alm ja bekanntlich sehr selten vor. Für die leicht wortkargen Menschen dieser Gegend ist die Bezeichnung Schüco-arena jedoch eine große Herausforderung. Wann haben Ostwestfalen schon mal so viel überschüssige Energie, den sperrigen Stadionnamen mehrfach hintereinander auszusprechen? So behilft sich der Fan weiterhin mit dem altehrwürdigen „Alm“, denkt dabei allerdings gleichzeitig die offizielle Bezeichnung „Schücoarena“. Hierbei handelt es sich um eine feinsinnige Form des mentalen Sponsorings, bei der des Sponsors respektvoll in angemessener Stille gedacht wird.
Mit Stadion-bezeichnungen ist es ähnlich wie mit Kindernamen. Es gibt immer wieder Zeiten, in denen sich die Namens-fantasie aus unerfindlichen Gründen lange Auszeiten nimmt. Dann werden jahrelang 90 Prozent aller Jungen Lukas, Kevin oder Leon genannt, während Mädchen dazu auserkoren werden, ihr Dasein als eine von Tausenden Lisas, Julias oder Annas fristen zu müssen. In einer solchen Phase hatten fast alle Sponsoren der Fußball-clubs die ebenso geniale wie einfältige Idee, nahezu sämtliche Stadien in Arenen umzutaufen. Ein kreativer Schachzug der Marketing-abteilungen, der wie eine Infektionswelle auch andere Branchen erfasste. Diskotheken hießen plötzlich „Nachtarena“, Kulturseiten von Print-medien „Kulturarena“, selbst Bäcker nannten ihre Backstuben um in „Backarena“, um heimlich beim Backen Macarena zu singen. Hier in Bielefeld dachte der Rat der Stadt sogar darüber nach, die öffentlichen Bedürfnisanstalten in „Stoffwechsel-arena“umzubenennen. In der Hoffnung, dass die Nutzer solch exklusiv klingender Locations gerne ein paar Euro mehr bezahlen würden. Leider scheiterte das Vorhaben daran, dass es schon damals keine öffentlichen Toiletten in der Stadt gab. Während eines solchen Kreativ-tiefs wurde dann auch die „Schücoarena“geboren. Sieht man mal vom Finanziellen ab, wäre doch ein Sponsor, der Tradition und Moderne verbindet, optimal – wie z. B. die Firma „Palmolive“. Der Stadionname „P. Alm o. Live“klingt nach interessanten Events. Auch eine „Almighurt-arena“lässt an geschmeidige Chancenverwertung denken. Vielleicht sollte Schüco einfach mehr auf die eigenen Kompetenzen setzen, um die Akzeptanz des Stadionnamens zu erhöhen. Denn einen entscheidenden Vorteil hat die Firma: Sie bietet zuverlässige Komplettlösungen für jede Baukörperöffnung an. Damit müsste Arminias Tor doch zuverlässig dichtzumachen sein.