Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Ost
Leitungs-leck lässt Keller vollaufen
Seit einer Woche tropft es von Rohren und Leitungen. Mieter kämpfen mit Eimern gegen den Schaden, senden einen Hilferuf auf Facebook, informieren die Wohnaufsicht. Plötzlich kommen die Handwerker.
Bielefeld. Verzweiflung, Angst und Hilflosigkeit treiben Stephanie Herbst dazu, noch Mittwochnacht in einer großen Bielefelder FacebookGruppe einen Notruf abzusetzen: „Im Keller und auch im darunter liegenden Tiefkeller, tropft es nicht nur neben den Rohren und aus der Decke, es ist ein Rinnsal. Wir haben viele Eimer im Einsatz, die die Mieter stündlich leeren. Und es reicht alles trotzdem nichts. Alles ist nass, Kabel, Leitungen laufen durch das Wasser neben dem Wasser entlang. Wir haben Angst um Leib und Leben.“
In kürzester Zeit erhält sie viele Zuschriften auf ihren Post, tröstende Worte und wichtige Hinweise zum Umgang mit der Havarie. Um die sich bisher niemand von der Hausverwaltung gekümmert habe. Die heißt Reanovo, und das Kellerdrama spielt in der Senne-siedlung, wo die Mieter mit den verschiedensten Widrigkeiten kämpfen. Zu den Klassikern zählt die schwere erreichbarkeit der Hausverwaltung, die nachdem StandortWechsel jetzt hinter dem Empfang einer Büro gemeinschaft an der Herforder Straße residiert.
Hausverwaltung, Hausmeister und keine Handwerker
Doch zurück in die Keller des Hochhauses am Sattlerweg, die sich auf zwei Etagen unter der Erde befinden, und in denen es stetig tropft und tropft. „Elektrizität und Wasser gehören einfach nicht zusammen, wir haben Angst, dass im Keller plötzlich alles unter Strom steht“, sagt Herbst, die mit ihren Kindern in der vierten Etage wohnt. Um sie herum leben viele ältere Menschen, die mit der Situation völlig überfordert seien und sich an sie wenden würden.
Herbst macht das, was Mieter in solchen Fällen machen: Die Hausverwaltung informieren und mit dem Hausmeister reden. Bei der Reanovo erreicht sie niemanden, der Hausmeister stellt immerhin einen Reparatur-termin für Mitte des Monats in Aussicht. Sie wendet sich auch an ihr bekannte Handwerker, doch die lehnen freundlich ab wegen mutmaßlich noch offener Reanovo-rechnungen.
Würde das Wasser lediglich von den Rohren plätschern und Eimer um Eimer füllen, wäre die Sorge wahrscheinlich weniger groß, doch unter der Decke perlen die Tropfen auch entlang der Kabel einer Kellerlampe und fallen von dort auf den nassen Boden. Der muss schon so gesättigt sein, dass es eine Etage tiefer ebenfalls von der Decke tropft.
Am Donnerstagmorgen schaut sich der Hausmeister das Dilemma an, saugt das zentimeterhohe Wasser vom Boden und widmet sich danach wieder anderen Tätigkeiten. In ihrer Not ruft Herbst am Donnerstag auch bei der Wohnaufsicht der Stadt Bielefeld an, und plötzlich geht alles ganz schnell: Freitagmorgen stehen die Notfallhandwerker in der betroffenen Wohnung, dichteten behelfsmäßig ein Leck in der Zirkulationsleitung der Heizung und stoppen das Nachfließen des Wassers. Weil damit die Quelle versiegt sei, werde das Tropfen spätestens am Wochenende aufhören, erklären die Handwerker, danachkönneein Installateurden Schaden reparieren.
Noch in der Donnerstagnacht schickte auch die Hausverwaltung ein Statement und erklärt darin die Genesedes tatkräftigen Einsatzes: Am 26. Februar habe Reanovo vom tropfenden Wasser erfahren und noch am selben Tag einen Handwerker beauftragt, der am 28. jedoch kein Leck an den Rohren im Keller finden konnte. Daraufhin seien die Bewohner angerufen worden, um das Leck zu lokalisieren: „So konnten die vermutlich betroffene Wohnungen identifiziert werden.“Am 29. sei eine Fachfirma beauftragt worden, die mit den Bewohnern einen Reparatur-termin für den 15. März vereinbart hätte. Am Samstag, 2. März sei Reanovo abermals informiert worden wegen der zunehmenden Wassermenge. Es seien Fach firmen zwecks umgehender leckortung und- reparatur kontaktiert worden, doch wegen mangelnder Kapazitäten hätten alle den Auftrag ablehnen müssen. „Erst am Donnerstag konnte dank großen Engagements unserer zuständigen Objektmanagerin ein Fachbetrieb erfolgreich beauftragt werden, welcher am Freitag die Leckortung und entsprechenden Notmaßnahmen durchführen wird.“
Und die angekündigten Notmaßnahmen wirken sofort: „Es tropft jetzt weniger“, konstatiert Stephanie Herbst beim nächsten Keller-besuch zum Leeren der Eimer. Und auch ein Team von der kommunalen Wohnaufsicht überzeugt sich am Freitagmorgen vor Ort über die absolvierten Arbeiten und behält die Hausverwaltung im Blick.