Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Ost
Neue Wege bei Ausbildung von Pflegefachkräften
Bielefeld. Das Evangelische Klinikum Bethel (EVKB) und die Mühlenkreiskliniken im Kreis Minden-lübbecke gehen jetzt im Kampf gegen den andauernden Fachkräftemangel neue Wege: Die benötigten Pflegefachkräfte für die Kinderintensivstationen werden jetzt gemeinsam und mit weiteren Kooperationspartnern in OWL weitergebildet.
„Mit unserem neuen Weiterbildungsverbund wollen wir einen Weg aus dieser Notlage finden“, erklärt Petra Krause, Pflegedirektorin und Leitung der Gesundheitsschulen am EVKB. „Künftig wollen wir es schaffen, dass pro Jahr zwölf Pflegefachkräfte ihre Fachweiterbildung Pädiatrische Intensivpflege und Anästhesie erfolgreich absolvieren und sich den komplexen Fragestellungen widmen können, die zum Alltag in diesem Arbeitsfeldgehören.“
Für die zweijährige Weiterbildung können sich examinierte Pflegekräfte bewerben, die aktuell mit einem Stellenanteil von mindestens 75 Prozent in der Anästhesiologie, Intensivpflege oder Kinderintensivpflege arbeiten und Mitglied in der Pflegekammer NRW sind.
An der Kooperation beteiligen sich außerdem das Herzund Diabeteszentrum Bad Oeynhausen und das St. Vincenz-krankenhaus Paderborn.
Bielefeld. Im Frühling, wenn die langärmlige Kleidung fällt, sind sie wieder zu sehen: die Kunstwerke auf der Haut vieler Menschen. Laut einer Umfrage vom Playboy hat sich etwa ein Drittel aller erwachsenen Frauen und Männer mindestens einmal tätowieren lassen. Die Umfrage offenbart auch: Je jünger die Befragten, desto attraktiver finden sie Tattoos beim jeweils anderen Geschlecht.
„Die Termin-anfragen gehen seit mehr als zwei Jahren durch die Decke“, sagt Tätowiererin Kristina Engels. „Gerade sehr filigrane, feine Tattoos sind gefragt.“In Bielefeld ist sie laut eigener Aussage die einzige im Studio arbeitende Tätowiererin, die nicht mit der Maschine sticht, sondern frei mit der Nadel. „Stick-and-poke“heißt diese Technik.
Engels arbeitet im Studio „Seineszeichen“an der Welle in der Altstadt. Zehn Tätowierer arbeiten dort. Sie nennen sich Künstler und haben jeweils einen eigenen Stil. Wer besonders einlinige Tattoos möchte, wird an die 22-Jährige verwiesen.
„Anfangs kamen wenig Kunden zu mir. Das lag hauptsächlich daran, dass die Menschen nichtwussten, was Stickand-poke ist. Darumwurdedie Maschine bevorzugt.“Diese Einstellung habe sich geändert. „Die Kunden haben Lust auf etwas Neues.“
Viele hätten zu Beginn Angst, weil siedachten, dasstechenmit der freiennadel würde mehr weh tun, als mit der Maschine. Dabei istdas Gegenteil der Fall. „Man kann die Schmerzen der beiden Techniken kaum miteinander vergleichen. Bei der Maschine ist es eher eine Art Kratzen und bei Stick-and-poke fühlt es sich an wie Piksen mit einem spitzen Bleistift“, erklärt Engels. „Unser Gehirn macht uns vor, es würde mehr weh tun, weil man genau sieht, wie die Nadel Stich für Stich per Hand unter die Haut geht. Das schreckt viele ab.“Andiestickand-poke-technikistsiedurch Zufall geraten. „Mein Chef hat versehentlich die falschen Nadeln bestellt und mir vorgeschlagen, die Technik mal auszuprobieren.“
Seither arbeitet sie ausschließlich mit der freien Nadel. „Für mich sind Stick-andPoke-tattoos lebendiger. Man steckt viel mehr Gefühl in das Motiv. Ich habe mehr Kontrolle über das Tattoo, weil ich es bin, die ganz gezielt den nächsten Punkt setzt und nicht diemaschine. Ichfindedaspersönlicher.“
Verstochen habe sie sich noch nie. „Ich hatte schon Kunden, die beim Tätowieren eingeschlafen sind und im Schlaf gezuckt haben. Das ist bei Stick-and-poke weniger schlimm. Wenn ich dann abrutsche, setze ich nur eineneinzigen, kaum erkennbaren Punkt. Mit dermaschine kann es passieren, eine größere und vor allem dickere Linie oder Fläche zu stechen, wenn man abrutscht.“Das Stechen mit der freien Hand dauert ungefähr doppelt so lange wie mit dermaschine, sagtsie. Dashänge aber vom Hauttyp und Alter der Person ab.
„Das Durchschnittsalter meiner Kunden liegt bei ungefähr 25, ich hatte aber auch schon Kunden, die 60 oder älter waren. Von ihnen wurde ich oft gefragt, ob es komisch sei, sich mit über 60 das erste Tattoo stechen zu lassen, dabei ist dasquatsch. Es gibt kein perfektes Alter für das erste oder letzte Tattoo.“
Die Motive, die Engels bisher am häufigsten gestochen hat, sind Sterne in allen Formen und Größen. Auch Schriftzüge jeglicher Art seien ein Dauerbrenner. Wörter wie „always“, „breathe“, „love“und „amore“sind besonders gefragt. „Ich liebe es zu wissen, dass es so viele Menschen gibt, die für immer etwas von mir unter ihrer Haut haben“, sagt die 22-Jährige. „Das ist jedes Mal aufs Neue eine riesige Ehre.“
Vielewünschensich eintattoo, aber haben Angst, es später zu bereuen. „Mir selber ist es ja auch passiert: Ich lassemir gerade mein erstes Tattoo weglasern, nicht weil mir das Motiv nicht mehr gefällt, sondern weil es nicht gut gestochen ist.“Wichtig sei, ein gutes Gefühl bei seinem Tätowierer zu haben und sich wohlzufühlen.
„Mittlerweile steht für mich im Vordergrund, dass mein Tattoo gut gestochen ist, das Motiv ist zweitrangig“, sagt Engels. „Darum empfehle ich vielen Leuten, sich ein sogenanntes ’Wanna-do’ der Künstler stechen zu lassen.“Das sind Motive, die die Künstler gezeichnet haben und auf jemandem verewigen möchten.
„Da kann man sich immer sicher sein, dass die Tattoos gut werden, weil die Künstler selber so Lust darauf haben, ihr Motiv zu stechen.“Außerdem sollte man nicht sparen. „Lieber mehr Geld ausgeben und Sicherheit haben, dass es gut wird, als wenig zahlen und ein schlecht gestochenes Tattoo unter der Haut tragen.“
Eine Geschichte wird Kristina Engels für immer in Erinnerung bleiben. „Ich wurde angefragt, ob ich auch außerhalb des Studios tätowiere. Eigentlich mache ich das nicht, aber ich wollte mir zumindest anhören, worum es ging“, sagt sie. „Ich habe leider nicht mehr viel Zeit“, erzählt ihr einmann amtelefon. „Einermeinerletzten Wünsche ist es, mich tätowieren zu lassen. Das habe ich mir immer vorgenommen, aber bin nie dazu gekommen.“Engels hat eingewilligt, doch der Mann starb in der Nacht vor dem Termin. „Schade, dass ich ihm den Traum nie erfüllen konnte.
Dochdermannistmitdervorfreude eingeschlafen, sich am nächsten Tag seinen Wunsch erfüllen zu können. Das ist doch ein schöner letzter Gedanke.“
Tätowiererin Kristina Engels sticht einer Kundin die Friedenstaube von Pablo Picasso.