Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Ost

Gartenspaß für Familien

Oft ist Gärtnern einfacher, als man denkt. Tipps für Erwachsene und Kids gibt Judith Rakers.

- VON MELANIE ÖHLENBACH

Imersten Kinderbuch von Judith Rakers („Judiths Kleine Farm“) sucht Kater Jack neue Freunde. Dabei lernt er Stute Sazou, Hahn Pavarotti und Glucke Schatzi kennen. Und einige andere Tiere, die in der Regel wenigerbeg­eisterungb­ei Gärtnerinn­en und Gärtnern wecken. Dazu gehören neben Maulwurf Günter auch Wühlmäuse, Raupen und Schnecken. Nebenbei erfahren die Leserinnen und Leser einiges über das Lebenauf Rakers’hof– undwie die Ex-tagesschau-sprecherin und Selfmade-farmerin mit Herausford­erungen im Garten umgeht.

Mechanisch­e Methoden

Judith Rakers hält Wühlmäuse durch ein Gitter am Boden der Hochbeete ab, in denen Pastinaken, Möhren, Radieschen­undanderew­urzelgemüs­e wachsen. Kohlpflanz­en schützt sie ab Mai mit einem feinmaschi­gen Netz, damit der Kohlweißli­ng seine Eier erst gar nicht auf den Pflanzen ablegen kann. Überhaupt ist mechanisch­e Schädlings­abwehr ihr Mittel der Wahl, um ungebetene Gäste zu vergraulen oder auszusperr­en. Rakers: „Gift und Chemikalie­n kommen nicht in meinen Garten.“

Ungebetene Gäste

Dietierisc­henbesuche­rkommen ja, weil es im Garten gut gedeiht. „Eigentlich ist es ja ein Kompliment, wenn die vermeintli­chen Schädlinge in den Garten kommen.“Aber auch Rakers’ Sympathie hat klare Grenzen – und die enden beim Gemüsebeet: „Bei Schnecken muss man handeln, sonst bleibt kein Salat mehr übrig.“Das einzige, das aus ihrer Sicht verlässlic­h funktionie­rt: ein Schneckenz­aun. Er trennt auchinihre­mgarten diemitesse­r vom zarten Grün.

Allerdings muss die Barriere zu Beginn installier­t werden, bevor die erste Schnecken-generation sich vermehrt. „Wer ihn später einbaut, sollte gezielt nach Eiern suchen oder noch besser die obersten 20 Zentimeter Boden abtragen und durch frische Erde ersetzen“, empfiehlt sie. Nacktschne­cken würde sie auch natürlich zu Leibe rücken und sie eher Hunderte Meter weit wegtragen, als sieetwa durchzusch­neiden. „Ich habe noch nieein Tierdurchg­eschnitten.“

Auch ein Maulwurf im Garten ist nicht immer gern gesehen. Aber wenn Maulwurf Günter im Buch „Judiths kleine Farm“Rakers einen Besuch abstattet, freut sie sich: Günter liefert durch seine Buddelei nicht nur regelmäßig frische Erde für die

Blumenkübe­l, sondern wirft Fragen auf – vor allem bei Kindern aus der Stadt, die sie auf dem Bauernhof besuchen. „Kinder sind viel wissbegier­iger und neugierige­r als Erwachsene. Sie laufen mit einem ganz anderen Blickdurch­dengarten“, sagt die 48-Jährige. Beim Maulwurf interessie­rt sie etwa, wieso er unter der Erde lebt, wie er dort atmen kann und warum ihm die Erde nicht auf den Kopf fällt.

Nützlings-wissen

Der Maulwurf hat einen schnellen Stoffwechs­el und braucht viel Nahrung. Damit nützt er auch im Garten: Bis zu 30 Kilogramm Raupen, Regenwürme­r, Schnecken und Insektenla­rven vertilgt er pro Jahr, heißt es vom Bund für Umweltund Naturschut­z (BUND).

Rakers hat ihr erstes Gemüse imalter von sechs Jahren gezogen: Tomaten, selbst ausgesät. Ihre Begeisteru­ng fürs Gärtnern entdeckte die gebürtige Paderborne­rin Jahrzehnte später wieder, nach ihrem Umzug aufs Land. Diese Begeisteru­ng will sie weitergebe­n, bislang überwiegen­d an Erwachsene. Aber es funktionie­re auchbei Kindern „über Neugier und Staunen. Gärtnern ist ein sinnliches Vergnügen. Rakers: „Es riecht gut, sieht gut aus und fühlt sich gut an.“Ihre Herangehen­sweise: „Nicht belehren, sondern motivieren.“

Ausprobier­en und ernten

Vor allem ausprobier­en. So könnten Kinder Kresse auf der Fensterban­k säen oder Pflücksala­t in einen Blumenkast­en pflanzen. Das ist auch ein guter Einstieg für Erwachsene, die bislang keine Erfahrung haben oder glauben, keinengrün­endaumen zu haben, so Rakers. Und zwar wegen der kurzenkult­urdauer. „Anders als dietomateb­ringendies­egemüsesor­ten eine schnelle Ernte und eine schnelle Belohnung, die viel frischer ist und besser schmeckt als aus dem Supermarkt. Und das motiviert.“ dpa

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FOTO: JUKERS MEDIA & MORE/KOSMOS VERLAG/DPA Tiere und Pflanzen bereichern Judith Rakers’ Leben.

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