Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Ost
Diese zehn Vögel ersetzengerade den besten Wecker
Sie singen jetzt jeden Morgen volle Pulle – und manche von ihnen sogar abends und nachts. Das machen sie natürlich vor allem, um die Familienplanung voranzutreiben. Aber nicht nur. Manche dieser Top 10 sind sogar richtige Künstler.
Bielefeld. Der zurückliegende Winter war einerseits regnerisch und ungemütlich, andererseits aber auch sehr mild. Früher als sonst zeigen die Vögel Frühlingsgefühle und treffen erste Vorbereitungen zur Familienplanung. Mitdemgesang stecken die Männchen ihre Reviere ab und signalisieren den Weibchen, dass hier ein attraktiver Partner zur Verfügung steht.
Neben den Standvögeln, die bei uns den Winter verbracht haben, sind auch die ersten Zugvögel bereits eingetroffen und sorgen dafür, dass das morgendliche Konzert von Tag zu Tag klangvoller wird.
Für Vogelfreunde bietet sich nun eine gutegelegenheit, einzelne Vogelstimmen kennenzulernen, denn noch ist dieanzahl der Sänger überschaubar und die Bäume und Sträucher sind unbelaubt, so dass man die Vögel beim Singen beobachten kann. Manche Arten sind in den Bielefelder Gärten und Grünanlagen fast flächendeckend anzutreffen und erlebbar. Hier sind die Top 10:
Amsel: Einfach nur schön
„Amsel, Drossel, Fink und Star“heißt es in dem bekannten Kinderlied. Tatsächlich gehört die Amsel zu den Ersten, die gegen Ende des Winters ihren Gesang erklingen lassen. Wir empfinden ihn als melodisch und wohlklingend, für viele Vogelfreunde gehört er zum Besten, was unsere Vogelwelt zu bieten hat. Als Singwarten benutzen Amselhähne gern den Dachfirst, von wo aus das melancholische Flöten besonders in den Morgen- und Abendstunden weit zu hören ist.
Singdrossel: Laut, aber na ja
Trotz ihres Namens ist die Singdrossel keine herausragende, aber doch eine bemerkenswerte Sängerin. Von kurzen Pausen unterbrochen, werden einzelne Elemente zwei- bis fünfmalwiederholt. Daranund an der besonderen Lautstärke ist ihr Gesang gut zu erkennen. Den Winter verbringen unsere Singdrosseln in Westund Südeuropa. Bis zu uns ist es für sie alsonicht weit, so dass sie in diesemmildenwinterbereits seit Ende Februar in Bielefeld zu hören sind.
Buchfink: Der mit dem Bier
Ein verbreiteter Vogel in Gärten und Wäldern ist der Buchfink. Sein schmetternder Gesang, der auch als „Finkenschlag“bekannt ist, endet mit einer besonderen Betonung der letzten Silbe. Zum Erkennen gibt es zahlreiche Merksätze, einer davon lautet: „Bb-b-b-bring mir bitte eine Flasche Bier.“
Star: Er kann (fast) alles
Wenn es pfeift und knarrt und knattert, dannist esoft der Star, der sein variantenreiches Repertoire vorträgt. Er kann alle möglichen Geräusche imitieren, auch Klingeltöne oder Trillerpfeifen. Selbst Fußballspieler sollenschonaufihnhereingefallen sein. Das Wintergefieder des Stars hat weiße Spitzen, die sich allmählich abnutzen, so dass er im Frühjahr zunehmend dunkel und im Sonnenlicht metallisch glänzend aussieht. Das ist dann schon ein toller Anblick, wenn er mit schlagenden Flügeln in der Nähe der Bruthöhle seinen Gesang vorträgt.
Spatz: Der, der tschilpt
Spatzen werden auch als Sper
linge bezeichnet. In Bielefeld gibt es Haus- und Feldsperlinge. Noch bis vor wenigen Jahren waren beide Arten verbreitet, inzwischen aber ist der Feldsperling, von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, bei uns eine echte Rarität geworden. Auch Haussperlinge sind längst nicht mehr allgegenwärtig, aber immer noch an vielen Stellen zu finden. Das fröhliche „Tschilpen“der geselligen Vögel hört man besonders dort, wo Gebüsch und dichte Hecken gute Verstecke bieten.
Rotkehlchen: Es singt immer
Die rundliche Figur mit großen Augen, dazu ein attraktives, rostrotes Brustgefieder machen das Rotkehlchen zu einem Sympathieträger. Der lieblich-melodische Gesang ist besonders in der Morgen- und Abenddämmerung zu hören
und sogar nachts im Laternenschein. Rotkehlchen gehören zu den Vögeln, die ganzjährig singen, da sie auch im Winter eigene Nahrungsreviere beanspruchen und gegen Artgenossen verteidigen.
Zaunkönig: Klein, aber oho!
Klein und unscheinbar huscht der Zaunkönig, oft mit erhobenem Schwänzchen, durch Heckenund Gestrüpp. Fast wie eine Maus. Und so bekommt man ihn eher selten zu Gesicht, obwohl er in Bielefeld durchaus verbreitet ist. Wie häufig die kleinen Vögel tatsächlich vorkommen, merkt man erst, wenn man ihre Stimme kennt. Der metallisch-trillernde Gesang ist verblüffend laut und besonders im Frühjahr an vielen Stellen zu hören, wobei die kleinen Vögel die Nähe von Gewässern bevorzugen.
Heckenbraunelle: Weit oben
Mit ihrem schlichten Gefieder in Brau- und Grautönen ist die Heckenbraunelle eher unscheinbar und kann mit dem Haussperling verwechselt werden. Ein Unterscheidungsmerkmal ist der schlanke, spitze Schnabel, der darauf hinweist, dass die Heckenbraunelle sich bevorzugt von Insekten ernährt. Sie gehört im Frühjahr zu den ersten Sängerinnen. In dieser Zeit ist sie besonders auffällig, da sie zum Singen gern exponierte Stellen wie Gebüsch- oder Baumspitzen aufsucht. Von dort lässt sie einen sirrenden Gesang ertönen, der an ein klirrendes Schlüsselbund erinnert.
Zilpzalp: Singt seinen Namen
Ein früher Frühlingsbote ist auch der Zilpzalp. Im März erscheinen zunächst die Männchen und besetzen die Revie
re. Mit typischem Gesang melden sie ihre Ansprüche gegenüber Rivalen an. Das lautmalerische „Zilp Zalp– Zilp, ZilpZalp“brachte dem kleinen Laubsänger unter Biologiestudierenden den Spitznamen „Studentenvogel“ein, weil seine Stimme auch für Ungeübte sofort identifizierbar ist.
Buntspecht: Der Trommler
Zwar gehört der Buntspecht nicht zu den Singvögeln, aber auch er hat eine Möglichkeit entwickelt, mit seinen Artgenossen akustisch zu kommunizieren. Im zeitigen Frühjahr erschallt das „Reviertrommeln“, mit dem Weibchen angelockt und Konkurrenten abgeschreckt werden sollen. Innerhalb von zwei Sekunden erfolgen 10 bis 15 Trommelschläge. Damit das besonders beeindruckend klingt, wählt der Specht gezielt trockene Äs
te oder Hohlräume aus, die das Geräusch verstärken. In menschlichernähekönnendas auch Metallkonstruktionen sein, bei denen es schön scheppert. Und wer dort in der Nähe schläft . . . na ja, lassen wir das.
Hier gibt’s was auf die Ohren
Für die meisten Vogelstimmen gilt, dass sie mit Worten nur unzureichend beschrieben werden können. Aber Klangbeispiele für alle Arten findet man im Internet, z.b. hier: www.xeno-canto.org
Hier kann man auch schon einmal checken, wie es sich anhört, wenn Grasmücken, Rohrsänger, Nachtigallen und andere im weiteren Verlauf des Frühlings bei uns eintreffen. Zum Kennenlernen der Vögel und ihrer Stimmen bietet der NABU kostenlose Exkursionen an: nabu-bielefeld.de