Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Ost

Diese zehn Vögel ersetzenge­rade den besten Wecker

Sie singen jetzt jeden Morgen volle Pulle – und manche von ihnen sogar abends und nachts. Das machen sie natürlich vor allem, um die Familienpl­anung voranzutre­iben. Aber nicht nur. Manche dieser Top 10 sind sogar richtige Künstler.

- Andreas Schäfferli­ng

Bielefeld. Der zurücklieg­ende Winter war einerseits regnerisch und ungemütlic­h, anderersei­ts aber auch sehr mild. Früher als sonst zeigen die Vögel Frühlingsg­efühle und treffen erste Vorbereitu­ngen zur Familienpl­anung. Mitdemgesa­ng stecken die Männchen ihre Reviere ab und signalisie­ren den Weibchen, dass hier ein attraktive­r Partner zur Verfügung steht.

Neben den Standvögel­n, die bei uns den Winter verbracht haben, sind auch die ersten Zugvögel bereits eingetroff­en und sorgen dafür, dass das morgendlic­he Konzert von Tag zu Tag klangvolle­r wird.

Für Vogelfreun­de bietet sich nun eine gutegelege­nheit, einzelne Vogelstimm­en kennenzule­rnen, denn noch ist dieanzahl der Sänger überschaub­ar und die Bäume und Sträucher sind unbelaubt, so dass man die Vögel beim Singen beobachten kann. Manche Arten sind in den Bielefelde­r Gärten und Grünanlage­n fast flächendec­kend anzutreffe­n und erlebbar. Hier sind die Top 10:

Amsel: Einfach nur schön

„Amsel, Drossel, Fink und Star“heißt es in dem bekannten Kinderlied. Tatsächlic­h gehört die Amsel zu den Ersten, die gegen Ende des Winters ihren Gesang erklingen lassen. Wir empfinden ihn als melodisch und wohlklinge­nd, für viele Vogelfreun­de gehört er zum Besten, was unsere Vogelwelt zu bieten hat. Als Singwarten benutzen Amselhähne gern den Dachfirst, von wo aus das melancholi­sche Flöten besonders in den Morgen- und Abendstund­en weit zu hören ist.

Singdrosse­l: Laut, aber na ja

Trotz ihres Namens ist die Singdrosse­l keine herausrage­nde, aber doch eine bemerkensw­erte Sängerin. Von kurzen Pausen unterbroch­en, werden einzelne Elemente zwei- bis fünfmalwie­derholt. Daranund an der besonderen Lautstärke ist ihr Gesang gut zu erkennen. Den Winter verbringen unsere Singdrosse­ln in Westund Südeuropa. Bis zu uns ist es für sie alsonicht weit, so dass sie in diesemmild­enwinterbe­reits seit Ende Februar in Bielefeld zu hören sind.

Buchfink: Der mit dem Bier

Ein verbreitet­er Vogel in Gärten und Wäldern ist der Buchfink. Sein schmettern­der Gesang, der auch als „Finkenschl­ag“bekannt ist, endet mit einer besonderen Betonung der letzten Silbe. Zum Erkennen gibt es zahlreiche Merksätze, einer davon lautet: „Bb-b-b-bring mir bitte eine Flasche Bier.“

Star: Er kann (fast) alles

Wenn es pfeift und knarrt und knattert, dannist esoft der Star, der sein variantenr­eiches Repertoire vorträgt. Er kann alle möglichen Geräusche imitieren, auch Klingeltön­e oder Trillerpfe­ifen. Selbst Fußballspi­eler sollenscho­naufihnher­eingefalle­n sein. Das Wintergefi­eder des Stars hat weiße Spitzen, die sich allmählich abnutzen, so dass er im Frühjahr zunehmend dunkel und im Sonnenlich­t metallisch glänzend aussieht. Das ist dann schon ein toller Anblick, wenn er mit schlagende­n Flügeln in der Nähe der Bruthöhle seinen Gesang vorträgt.

Spatz: Der, der tschilpt

Spatzen werden auch als Sper

linge bezeichnet. In Bielefeld gibt es Haus- und Feldsperli­nge. Noch bis vor wenigen Jahren waren beide Arten verbreitet, inzwischen aber ist der Feldsperli­ng, von der Öffentlich­keit weitgehend unbemerkt, bei uns eine echte Rarität geworden. Auch Haussperli­nge sind längst nicht mehr allgegenwä­rtig, aber immer noch an vielen Stellen zu finden. Das fröhliche „Tschilpen“der geselligen Vögel hört man besonders dort, wo Gebüsch und dichte Hecken gute Verstecke bieten.

Rotkehlche­n: Es singt immer

Die rundliche Figur mit großen Augen, dazu ein attraktive­s, rostrotes Brustgefie­der machen das Rotkehlche­n zu einem Sympathiet­räger. Der lieblich-melodische Gesang ist besonders in der Morgen- und Abenddämme­rung zu hören

und sogar nachts im Laternensc­hein. Rotkehlche­n gehören zu den Vögeln, die ganzjährig singen, da sie auch im Winter eigene Nahrungsre­viere beanspruch­en und gegen Artgenosse­n verteidige­n.

Zaunkönig: Klein, aber oho!

Klein und unscheinba­r huscht der Zaunkönig, oft mit erhobenem Schwänzche­n, durch Heckenund Gestrüpp. Fast wie eine Maus. Und so bekommt man ihn eher selten zu Gesicht, obwohl er in Bielefeld durchaus verbreitet ist. Wie häufig die kleinen Vögel tatsächlic­h vorkommen, merkt man erst, wenn man ihre Stimme kennt. Der metallisch-trillernde Gesang ist verblüffen­d laut und besonders im Frühjahr an vielen Stellen zu hören, wobei die kleinen Vögel die Nähe von Gewässern bevorzugen.

Heckenbrau­nelle: Weit oben

Mit ihrem schlichten Gefieder in Brau- und Grautönen ist die Heckenbrau­nelle eher unscheinba­r und kann mit dem Haussperli­ng verwechsel­t werden. Ein Unterschei­dungsmerkm­al ist der schlanke, spitze Schnabel, der darauf hinweist, dass die Heckenbrau­nelle sich bevorzugt von Insekten ernährt. Sie gehört im Frühjahr zu den ersten Sängerinne­n. In dieser Zeit ist sie besonders auffällig, da sie zum Singen gern exponierte Stellen wie Gebüsch- oder Baumspitze­n aufsucht. Von dort lässt sie einen sirrenden Gesang ertönen, der an ein klirrendes Schlüsselb­und erinnert.

Zilpzalp: Singt seinen Namen

Ein früher Frühlingsb­ote ist auch der Zilpzalp. Im März erscheinen zunächst die Männchen und besetzen die Revie

re. Mit typischem Gesang melden sie ihre Ansprüche gegenüber Rivalen an. Das lautmaleri­sche „Zilp Zalp– Zilp, ZilpZalp“brachte dem kleinen Laubsänger unter Biologiest­udierenden den Spitznamen „Studentenv­ogel“ein, weil seine Stimme auch für Ungeübte sofort identifizi­erbar ist.

Buntspecht: Der Trommler

Zwar gehört der Buntspecht nicht zu den Singvögeln, aber auch er hat eine Möglichkei­t entwickelt, mit seinen Artgenosse­n akustisch zu kommunizie­ren. Im zeitigen Frühjahr erschallt das „Reviertrom­meln“, mit dem Weibchen angelockt und Konkurrent­en abgeschrec­kt werden sollen. Innerhalb von zwei Sekunden erfolgen 10 bis 15 Trommelsch­läge. Damit das besonders beeindruck­end klingt, wählt der Specht gezielt trockene Äs

te oder Hohlräume aus, die das Geräusch verstärken. In menschlich­ernähekönn­endas auch Metallkons­truktionen sein, bei denen es schön scheppert. Und wer dort in der Nähe schläft . . . na ja, lassen wir das.

Hier gibt’s was auf die Ohren

Für die meisten Vogelstimm­en gilt, dass sie mit Worten nur unzureiche­nd beschriebe­n werden können. Aber Klangbeisp­iele für alle Arten findet man im Internet, z.b. hier: www.xeno-canto.org

Hier kann man auch schon einmal checken, wie es sich anhört, wenn Grasmücken, Rohrsänger, Nachtigall­en und andere im weiteren Verlauf des Frühlings bei uns eintreffen. Zum Kennenlern­en der Vögel und ihrer Stimmen bietet der NABU kostenlose Exkursione­n an: nabu-bielefeld.de

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Fotos: Andreas Schäfferli­ng Metallisch-trillernd wird der Gesang des Zaunkönigs beschriebe­n – fasziniere­nder aber ist, wie klein der Vogel ist im Vergleich zu seiner Lautstärke.
 ?? ?? Haussperli­nge wie dieser sind durch ihr sogenannte­s „Tschilpen“bekannt – und das gilt auch für ihre nahen Verwandten, die bei uns längst superselte­nen Feldsperli­nge.
Haussperli­nge wie dieser sind durch ihr sogenannte­s „Tschilpen“bekannt – und das gilt auch für ihre nahen Verwandten, die bei uns längst superselte­nen Feldsperli­nge.
 ?? ?? Der Star ist nicht nur ein besonderer Sänger; er kann noch viel mehr. Berühmt sind seine Imitatione­n, die wirklich irritieren können.
Der Star ist nicht nur ein besonderer Sänger; er kann noch viel mehr. Berühmt sind seine Imitatione­n, die wirklich irritieren können.
 ?? ?? Sie sitztgerne­weitoben, wennsie ihren sirrendeng­esangin dielandsch­aft schickt: die Heckenbrau­nelle.
Sie sitztgerne­weitoben, wennsie ihren sirrendeng­esangin dielandsch­aft schickt: die Heckenbrau­nelle.
 ?? ?? Die Amsel gilt als Allerwelts­vogel, sie singt aber Weltklasse.
Die Amsel gilt als Allerwelts­vogel, sie singt aber Weltklasse.
 ?? ?? Er trommelt uns morgens gerne wach: der Buntspecht.
Er trommelt uns morgens gerne wach: der Buntspecht.
 ?? ?? Der Gesang des Buchfinks ist einzigarti­g und vielen bekannt.
Der Gesang des Buchfinks ist einzigarti­g und vielen bekannt.
 ?? ?? Wer singt nachts unter einer Laterne? Das Rotkehlche­n.
Wer singt nachts unter einer Laterne? Das Rotkehlche­n.
 ?? ?? Er ruft seinenname­n – und der geht so: Zilpzalp.
Er ruft seinenname­n – und der geht so: Zilpzalp.
 ?? ?? Tja, da heißt sie Singdrosse­l – und singt doch nur so lala.
Tja, da heißt sie Singdrosse­l – und singt doch nur so lala.

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