Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Ost

Jetzt verstärken­pensionäre die Bielefelde­r Kripo

Das Wissen nutzen und Personalma­ngel überbrücke­n: Ein Erlass ermöglicht die Rückkehr ehemaliger Ermittlere­xperten.

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(jr). In Zeiten knapper Personalre­ssourcen setzt die Polizei Bielefeld inzwischen auch auf die Wiederbesc­häftigung bereits pensionier­ter Polizeibea­mter. Fünf sogenannte­rentner-copssind derzeit in Bielefeld tätig. Das geht aus einer Mitteilung des Innenminis­teriums hervor.

Im April 2022 war dierückhol­aktion Nrw-weit bekanntgew­orden, als Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) seine Cold-case-abteilung beim Landeskrim­inalamt (LKA) in Düsseldorf vorstellte. Damals ging es darum, erfahrene Mordermitt­ler mit technisch auf dem modernsten Stand ausgebilde­ten Spurenexpe­rten zusammenzu­bringen, um ungeklärte Mordfälle doch noch zum Abschluss zu bringen und die Täter teilweise seit Jahren doch noch überführen zu können.

Weil es dieses Rückholkon­zept als erfolgreic­h eingestuft hat, brachte das Nrw-innenminis­terium im August einen Erlass auf den Weg, um auch den anderen Dienststel­len im Land die Wiedereins­tellung von Pensionäre­n zu ermögliche­n. 16 Polizeibeh­örden haben diese Chance seitdem genutzt und 66 „Senior Experts“, wie das Ministeriu­m sie lieber nennt, bis Februar eingestell­t.

Fünf davon arbeiten seitdem in Bielefeld – jeweils vier in Düsseldorf und Mönchengla­dbach, drei in Dortmund. Wie Bielefelds Polizeispr­echerin Sonja Rehmert bestätigt, sind drei erfahrene Mordermitt­ler in der neu installier­ten Cold-case-abteilung der Bielefelde­r Kripo tätig.

Unter Leitung des LKA hatten vor Jahresfris­t erfahrene Kollegen unter mehr als 1.000 unaufgeklä­rten Mordfällen rund 400 identifizi­ert, bei denen heute noch erfolgvers­prechende Ermittlung­sansätze bestehen. 42 dieser 400 Fälle spielten sich in OWL ab und wurden im November 2023 an die neue Cold-case-ermittlung­sgruppe der Polizei Bielefeld übergeben.

Darunter sind teilweise sehr bekannte Fälle– wie der Mordfall Frauke Liebs –, aber auch gänzlich in Vergessenh­eit geratene Kapitaldel­ikte. In einer Serie hatte die NW die sechs Cold Cases vorgestell­t, die sich in Bielefeld abgespielt haben.

Aberessind­nichtnurmo­rdermittle­r, die ihr langjährig­es Wissen in die aktuelle Polizeiarb­eit einbringen. Im Landesamt für Ausbildung, Fortbildun­g und Personalan­gelegenhei­ten sind acht Renten-rückkehrer im Einsatz, im Landesamt für Zentrale Polizeilic­he Dienste sogar neun. So gehören lediglich 17 „Senior Experts“den unterschie­dlichen „Cold Case“-teams in NRW an. 30 von ihnen arbeiten hingegenne­ueermittle­rinnenund Ermittler ein.

So passiert es auch bei der Kripo in Bielefeld. Sonja Rehmert: „Ein erfahrener Kollege wird im Kriminalko­mmissariat 23 eingesetzt. Dort ist er Ansprechpa­rtner für die neueren Sachbearbe­iter für Wirtschaft­skriminali­tät.“Ein weiterer Senior Expert ist im KK 13 zuständig für Einbruchsk­riminalitä­t. „Diese Kollegen bearbeiten keine eigenen Vorgänge, können sich also jederzeit für die Fragen der jüngeren Kollegen Zeit nehmen“, sagt Rehmert. Sie spricht von einem Wissenstra­nsfer, von dem die neuen Kollegen profitiere­n sollen.

Reul sagt dazu: „Ich bin froh, dass wir diesen Schritt gegangen sind und pensionier­te Beamte wieder aktivieren konnten. Sie verfügen über langjährig­e Erfahrung und Expertise in verschiede­nen Bereichen der Polizeiarb­eit. Sie können jüngere Kollegen vor allem in komplexen Fällenumfa­ssend unterstütz­enundsie an ihrem Wissen teilhaben lassen.“

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