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Woddy Allens 50. Film
Us-regisseur Woody Allen (88), hat mit kleinem Budget seinen 50. Kinofilm gedreht. „Ein Glücksfall“ist eine wunderbare Krimisatire, die in Paris spielt.
Darf man das heute eigentlich noch? Dies scheint eine der treibenden Fragen unserer Zeit zu sein. Ohne auf die vielen anderen Beispiele einzugehen: Darf man heute eigentlich noch Fan von Woody Allen sein?
Ein kleiner Mann, der in seinem privaten Leben womöglich große Fehler begangen, aber der Welt auch wunderbare Filme zum Geschenk gemacht hat. Letztendlich muss jeder mündige Bürger mit sich selbst ausmachen, wem er die Stange hält. Wer mag, kann nun jedenfalls in den Genuss eines weiteren kleinen, feinen Streifens des New Yorkers kommen. Und darum geht’s.
Fanny (Lou de Laâge) und Jean (Melvil Poupaud) leben in ihrer großzügigen Pariser Stadtwohnung scheinbar den französischen Traum. Er ist mit seinem Job, bei dem er reiche Leute noch reicher macht, zu einigem Wohlstand gelangt. Sie verwirklicht sich durch ihre Tätigkeit für ein renommiertes Aktionshaus. Die Interessen der Eheleute unterscheiden sich freilich deutlich. Jean liebt seine Modelleisenbahn und die Wochenendausflüge aufs Land, woer gern wandert und Tiere erschießt.
Fanny mag beides nicht und sie hasst den snobistischen und gerüchtesäenden Freundeskreis ihres Gatten. Dann trifft die junge Frau völlig überraschend ihren ehemaligen New Yorker Klassenkameraden Alain (Niels Schneider) auf der Straße. Der Schriftsteller outet sich als ihr ehemals schwer verliebter Verehrer.
Die beiden treffen sich fortan regelmäßig in Parks zu einem Imbiss und inspirierenden Gesprächen. Und schließlich auch in Alains Appartement zu mehr. Der geprellte Ehemann gebärt sich ohnehin schon sehr besitzergreifend und eifersüchtig. Sollte er Kenntnis von der Affäre erhalten, ist ihm wirklich alles zuzutrauen.
Der Film „Der Glücksfall“, eine Melange aus Beziehungsdrama, Krimi und Komödie, wurde britisch-französisch produziert und in Paris gedreht. Er ist nach offizieller Zählweise Woody Allens 50. Film. Gut möglich, dass das Drehbuch von einer sehr persönlichen Frage inspiriert wurde, die sich wohl jeder irgendwann einmal rückblickend stellt: Wie hätte sich das eigene Leben entwickelt, wenn man mit dem Menschen zusammengekommen wäre, den man in seiner Jugend geliebt, dann aber trotzdem einen anderen Weg beschritten hat?
Daraus entwickelt sich (natürlich) eine Handlung voller spritziger Dialoge, die nie ein gewisses Niveau unterschreiten, aber auch keine neuen Filmzitate für die Ewigkeit generieren. Am Ende packt Woody dann noch einen wirklich schönen Knalleffekt aus. Schließlich hinterfragt er in seiner Geschichte, ob der Zuschauer an Glück und Zufälle zu glauben bereit ist.