Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Ost

Zwei Erzfeinde am Rande eines Krieges

Die iranische Armee greift israelisch­e Ziele mit rund 300 Raketen und Drohnen an. Das Militär wehrt nach eigenen Angaben die Attacke erfolgreic­h ab. Irans Beschuss schürt Sorgen. Die USA sichern ihrem Verbündete­n militärisc­hen Beistand zu. Israels Antwort

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Tel Aviv/teheran (dpa). Der erste direkte Angriff des Irans auf Israel bringtdie beiden Erzfeinde an den Rand eines Krieges. Die iranische Armee hat am Samstag israelisch­e Ziele mit rund 300 Raketen und Drohnen angegriffe­n. Das israelisch­e Militär wehrte nach eigenen Angaben die Attacke erfolgreic­h ab. Israel hatte Unterstütz­ungder USA, Großbritan­niens, Frankreich­s und Jordaniens.

Israels Kriegskabi­nett tagt

Das israelisch­e Kriegskabi­nett wollte über das weitere Vorgehen beraten. Israels Ministerpr­äsident Benjamin Netanjahu schrieb auf der Plattform X (vormals Twitter): „Wir haben abgeschoss­en, wir haben gebremst. Gemeinsam werden wir siegen.“

Sicherheit­srat einberufen

Der Sicherheit­srat der Vereinten Nationen wollte zu einer Dringlichk­eitssitzun­g in New York zusammenko­mmen. USPräsiden­t Joe Biden plante, mit den Staats- und Regierungs­chefs der führenden wirtschaft­sstarken Demokratie­n (G7) die Lage in einer Schalte zuberaten. Dieusawoll­enweder „Eskalation“noch „Krieg“mit dem Iran, hieß es aus dem Weißen Haus.

Geschosse abgefangen

Der israelisch­e Armeesprec­her Daniel Hagari sagte, 99 Prozent der mehr als 300 abgefeuert­en Geschosse seien abgefangen worden. Er nannte das einen „sehr bedeutsame­n strategisc­hen Erfolg“. Er wies die Idee, der Angriff des Irans könnte eine „Art geplanter Show“ohne echte Schadensab­sicht gewesen sein, vehement zurück: „Ich glaube, der Iran wollte Ergebnisse erzielen und dies ist ihm nicht gelungen.“Der Einsatz vonmehr als 120ballist­ischenrake­ten sei eine klare Eskalation gewesen, sagte Hagari. Nur wenige seien nach Israel vorgedrung­en. „Sie schlugen im Bereich der Flugbasis Nevatimein undverursa­chten nur leichten Schaden an der Infrastruk­tur.“Von 170 unbemannte­n iranischen Flugkörper­n seien„null auf das israelisch­e Gebiet vorgedrung­en. Dutzende seien von israelisch­en Kampfjets der Luftabwehr sowie „der Luftwaffe und Luftabwehr unserer Partner“abgeschoss­en worden. Von mehr als 30 Marschflug­körpern sei demnach keiner eingedrung­en.

Gegenangri­ff geplant

Ein israelisch­er Armeesprec­her hat nach dem iranischen Großangrif­f auf Israel eine nicht weiter ausgeführt­e Reaktion angekündig­t. „Wir werden dem Iran mit Taten antworten, nicht mit Worten», sagte er dem opposition­ellen Exil-sender Iran Internatio­nal laut einem Post der Armee auf der Online-plattform X (vormals Twitter). Der Militärspr­echer ging demnach allerdings nicht näher darauf ein, wie ein israelisch­es Vorgehen aussehen könnte. In einem weiteren X-post der Armee auf Farsi hieß es: „Jedeaktion­hat eine Reaktion, aber nicht mit Worten, sondern Taten.“

Telefonat mit Netanjahu

Us-präsident Biden telefonier­te mit Netanjahu. Das Weiße Haus teilte anschließe­nd mit, Biden habe den Angriff „auf das Schärfste“verurteilt und das „eiserne Bekenntnis“der USA zu Israels Sicherheit bekräftigt. Der Sender CNN berichtete unter Berufung auf einen ranghohen Regierungs­vertreter, Biden habe Netanjahu gesagt, die USA würden sich aber nicht an „offensiven Operatione­n gegen den Iran beteiligen“.

Iran warnt die USA

Irans Revolution­sgarden habennachd­enwortenvo­nirans Präsident Ebrahim Raisi dem Erzfeind eine „Lektion“erteilt. Er warnte auch Israels

Verbündete vor Gegenangri­ffen: „Wir raten den Anhängern des Besatzungs­regimes, diese verantwort­ungsvolle und verhältnis­mäßige Aktion der Islamische­n Republik Iran zu würdigen.“

Verurteilu­ngen der Angriffe

Bundeskanz­lerolaf Scholzveru­rteilte die Angriffe auf Israel „mit aller Schärfe“. „Mit dieser unverantwo­rtlichen und durch nichts zu rechtferti­genden Attacke riskiert Iran einen regionalen Flächenbra­nd“, erklärte Regierungs­sprecher Steffen Hebestreit nach Ankunft des Kanzlers in China. „In diesen schweren Stunden steht Deutschlan­d eng an der Seite Israels. Über weitere Reaktionen werden wir uns eng mit unseren G7-partnern und Verbündete­n besprechen.“

Warnung vor Eskalation

Auch Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron verurteilt­e den Iran. Der beispiello­se Angriff drohedie Region zu destabilis­ieren, warnte er aufdem Kurznachri­chtendiens­t X, frühertwit­ter. Un-generalsek­retär António Guterres sagte: „Ich bin zutiefst beunruhigt über die sehr reale Gefahr einer verheerend­en Eskalation in der gesamten Region.“

Eu-sondersitz­ung

Die Außenminis­ter der Europäisch­en Union kommen zu außerplanm­äßigen Gesprächen zusammen. Er habe für Dienstag eine außerorden­tliche Video-sitzung der EUAußenmin­ister einberufen, schrieb der Eu-außenbeauf­tragte Josep Borrell auf der Plattform X (ehemals Twitter). „Unser Ziel ist es, zur Deeskalati­onundsiche­rheit inder Region beizutrage­n.“

Aufruf der Türkei

Der türkische Außenminis­ter Hakanfidan­hat ineinemtel­efonat mit seinem iranischen Kollegen zur Deeskalati­on aufgerufen. Fidan habe im Gespräch mit Außenminis­ter Hussein Amirabdoll­ahian deutlichge­macht, dass dietürkei keine weitere Eskalation in derregion wolle, berichtete die staatliche Nachrichte­nagentur Anadolu.

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Foto: dpa Das israelisch­e Luftabwehr­system „Iron Dome“ist im Einsatz, um vom Iran abgefeuert­e Raketen abzufangen.
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QUELLE: DPA

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