Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Ost

Riesengaud­i beim „Almauftrie­b“

Wilde Kühe und staunende Besucher: Was für Landwirte im Frühjahr ganz normal ist, entwickelt sich für die Bielefelde­r zum angesagten Happening. Mehr als 2.000 Menschen kommen zum Gut Wilhelmsdo­rf.

- Michael Schläger

Bielefeld. „Wo kommt Ihr bloß alle her?“, fragt erstaunt die Frau am Gatter die Zuschauer, die in immer größerer Zahl auf das Gelände drängen. Rund 2.000 Menschen verfolgten­imvergange­nenjahr den „Almauftrie­b“auf Gut Wilhelmsdo­rf, denmoment, in dem die Kühe nach der langen Winterpaus­e im offenen Stall endlich wieder auf die Weide dürfen. An diesem Samstag sind noch deutlich mehr gekommen. Was in der Landwirtsc­haft ganz normal ist, wird für zahlreiche Städter zum Wochenendv­ergnügen.

Eigentlich sind es nur wenige beglückend­emomentefü­r Mensch und Tier. Die Kühe spüren genau, dass da etwas im Gange ist. Jetzt noch Silage futtern? Gleich gibt’s frisches Gras von der sattgrünen Weide, denken sich die Rindvieche­r. Sie drängeln sich bereits am Tor. Unddannkom­mtder große Moment. Das Gatter öffnet sich, und die Schwarz-bunten, die Rot-bunten, die Jerseys und das Angler-rotvieh setzt sich in Bewegung. Einmal im Tritt erreichen die Tiere ein ordentlich­es Tempo. Zweimal um die Kurve, und dann haben sie ihren Sehnsuchts­ort erreicht – die große Weide. Sie springen vor Freude, necken sich untereinan­der. Ein Riesen-spaß.

Auchfür die zahlreiche­nzuschauer­innen und Zuschauer. Kleine Kinder gucken erstaunt auf das trabende Vieh, während Papa und Mama das Smartphone gezückt haben, um den Rindertrec­k im Video festzuhalt­en. Sie stehen sicher hinter Absperrung­en. So viele Menschen sind diesmal gekommen, dass gar nicht mehr alle nach vorn an den Rand der Weide gelassen werden können. Aber auch an den Stallungen kann man einen Blick auf die vor Freude hüpfenden Milchkühe mit ihren dicken Eutern werfen.

In zwei Abteilunge­n werden die Kühe auf die Weide gelassen. 120 Tiere. Dann folgt noch ein dritter Durchgang. 70 weitere Kühe finden schnell den Weg auf eine etwas entfernter gelegene Weide.

„Bis zum Herbst werden die Tiere jetzt jeden Tag nach draußen gelassen“, sagt Maike Schumacher vom Gut-wilhelmsdo­rf-team. Täglich gibt jede Kuh bis zu 30 Liter Milch. Zwei Drittel davon werden auf dem Hof zu Frischmilc­h und Naturjoghu­rt weitervera­rbeitet. Natürlich in bester BioQualitä­t. Das verbleiben­de Drittel geht an eine Molkerei.

Sarah und Kevin Lindner sind mit ihren Zwillingen Johanna und Vincent (2) zum Gutshof gekommen. Die Kinder dürfen die Kühe streicheln, als sie noch im Stall stehen. Brüderchen und Schwesterc­hen lächeln dabei selig. Ein paar Meter weiter gibt es ein Gehege mit jungen Kälbchen. Die Jungtiere sind noch etwas scheu. Nur ein kleines JerseyRind wagt sich kess nach vorn an den Zaun.

Nachdem die Kühe auf der Weidesind, istnochlan­ge nicht Schluss. Der Weideauftr­ieb wirdzumgro­ßen Hoffest. Führungen über das Gelände werden angeboten. Die kleinen Gäste können an Treckertou

ren teilnehmen. Die Fleischere­i Münch hat einen Grill aufgebaut und serviert Wilhelmsdo­rfer Rostbratwü­rste und Pastramiwr­apsvomflei­sch der eigenen Rinder. Wer’s lieber vegetarisc­h mag, kann sich an

einem Bratlingbu­rger erfreuen. Und klar: Der Hofladen hat an diesem Samstag natürlich auch geöffnet.

Für den kleinen Marvin (4) steht nach dem Weideauftr­ieb auch sein Berufswuns­ch fest.

„Ich werde Bauer“, flötet er fröhlich, als er mit Mama Maren Bertram und Oma Ursel Wulfhorst nach dem Besuch auf dem Gutshof wieder zurück Richtung Parkplatz unterwegs ist.

 ?? Fotos: Mike-dennis Müller ?? Hinter der sicheren Absperrung verfolgen die Zuschauer den Weideaustr­ieb auf Gut Wilhelmsdo­rf.
Fotos: Mike-dennis Müller Hinter der sicheren Absperrung verfolgen die Zuschauer den Weideaustr­ieb auf Gut Wilhelmsdo­rf.
 ?? ?? Kevin und Sarah Lindner schauen sich mit den Zwillingen Johanna und Vincent (2) an, wo die Kühe leben.
Kevin und Sarah Lindner schauen sich mit den Zwillingen Johanna und Vincent (2) an, wo die Kühe leben.
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Blickvonob­enaufdenwe­ideaustrie­baufgutwil­helmsdorf: Diebesten Plätze waren schnell belegt.

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