Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Ost
Tempo bei Hochschulbauten
Pläne sehen vor, die Verfahren um bis zu 30 Prozent zu beschleunigen. Für die Einrichtungen ergeben sich viele Veränderungen. Zwei Owl-projekte bilden den Auftakt.
Düsseldorf/bielefeld/paderborn. Wenn eine Hochschule einen Anbau plant, vergehen durchschnittlich 10 bis 15 Jahre, bis er steht. Oft sind die Gebäude dann schon nicht mehr auf dem aktuellsten Stand der Forschung und Technik, der für die Hochschulen nötig ist. Nrwwill das jetzt ändern. Ein neues Verfahren soll es ermöglichen, ein Drittel der bisherigen Verfahrensdauer einzusparen – und somit auch jede Menge Geld. Vorreiter sind zwei Einrichtungen in OWL.
Ein erheblicher Teil der Hochschulen in NRW sei in den 1960er und 1970er Jahren gebaut worden und inzwischen stark sanierungsbedürftig, sagt In aB randes. Die Kultur- und Wissen schafts min isterin(cdu) in nrwists ich sicher :„ Mit Geld allein werden wir den Investitionsstau nicht bewältigen.“Der Sanierungsbedarf beträgt laut Brandes aktuell mindestens zehn Milliarden Euro. Mit einer „Masterplanung“will das Land Tempo beim Hochschulbau machen.
Konkret möglich werden soll das durch ein neues Verfahren. Bislang orientiert sich der hochschulbau an einer Planung, die die nächsten zehn bis 20 Jahre in den Blick nimmt – und sich als „nicht praktikabel“herausgestellt habe, weil sie sehr vage und sehr detailliert sei. So müssten zum Beispiel Kosten kalkulationen aufgrund des langen Verfahrens immer wieder angepasst werden, was komplex und zeitaufwendig sei. Nachbesserungen würden dann wiederum neue interne Genehmigungen erfordern. Ein Teufelskreis.
Künftig sollen Prozesse gleichzeitig abgearbeitet werden. Konkret: Jede Hochschule priorisiert ihre Bauvorhaben auf ein bis drei kurzfristig umsetzbare und dringend nötige Projekte. Es sei besser, drei Gebäude auszuwählen und diese zügig zu realisieren, als jahrelang über 20 Gebäude zu reden, so der Tenor.
Der neue Ablauf sieht vor, dass Flächenbedarfe für die nächsten fünf bis zehn Jahre standardisiert werden und die Pläne vom ersten Tag an von Bauexperten des Bau- und Liegenschaftsbetriebs (BLB) begleitet werden. Das soll Einzelfallprüfungen unnötig machen und sechs Monate Zeit sparen.
Eine entschlackte Prüfung der Wirtschaftlichkeit soll bis zu zwölf Monate Zeit einsparen. Und: Die Hochschulen schließen mit dem Ministerium einen Umsetzungsvertrag ab, der eine Budget-obergrenze vorsieht. Innerhalb dieser Grenze sind die Hochschulen frei in der Umsetzung. Sie können selber bauen oder private Investoren beauftragen; müssen dies aber nicht.
Wird das Projekt teurer, so werden die Mehrkosten nicht vom Land getragen. Auch das soll eine Zeitersparnis von bis zu 18 Monaten bringen. Ministerin Brandes erwartet, dass komplexe Hochschulbauten auch weiterhin über den BLB laufen werden. Doch grundsätzlich gewährt das Land den Hochschulen bei der Realisierung mehr Flexibilität.
Neben der Uni DuisburgEssen zählen die Universität Paderborn und die Hochschule Bielefeld zu den ersten Einrichtungen, die die neue Planung umsetzen dürfen. Ziel ist es, dasverfahrennacheiner Erprobungsphase und Evaluation nach und nach auf alle Hochschulen in NRW auszurollen. Insgesamt gibt es im Land 14 öffentlich-rechtliche Universitäten, 16 öffentlichrechtliche Hochschulen für angewandte Wissenschaften sowie sieben staatliche Kunstund Musikhochschulen.
Nrw-finanzminister Marcus Optendrenk (CDU) rechnet damit, dass durch die verschlankten Verfahren Personal-, Sach- und Finanzressourcen „effizientund effektiv“eingesetzt werden können. Aktuell stehen für den Hochschulbau 3,6 Milliarden Euro an Landesmitteln zur Verfügung. Bislang dauert die reine Bauzeit „ab dem Start der Bagger“meistens zwei bis vier Jahre.
Die Planungen und Genehmigungen sind also hauptsächlich für die lange Realisierungsdauer verantwortlich. Ina Brandes erwartet durch die neue Planung eine Zeitersparnis im Hochschulbau von bis zu 30 Prozent. Davon würden letztlich auch alle Studierenden und Lehrenden in NRW profitieren.