Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Ost

Wie Bayer den Titel feiert

Leverkusen gönnt sich eine spontane Meisterpar­ty. Dabei löst sich sogar die Zunge des sonst eher ruhigen Supertalen­ts Florian Wirtz, der Lothar Matthäus an Lionel Messi erinnert.

- Henrik Mertens und Jonas Wagner

Leverkusen. Florian Wirtz ließ den Champagner knallen, reckte die Pappschale in den Abendhimme­l, schnappte sich das Mikrofon – doch erst einmal hatten die Fans das Wort. „Fußballgot­t, Fußballgot­t“schrien sie, nachdemsie in Ekstase auf den Rasen gestürmt waren. Ihr Goldjunge oben in der Loge bedankte sich brav – und sang mit glänzenden Augen von „Deutschlan­ds bester Mannschaft“. Und die, versichert­e Xabi Alonso, ist noch lange nicht satt.

„Wir wollen mehr“, rief der Erfolgstra­iner den Fans zu: „Den Pokal – und die Europa League!“Doch erst einmal wurde die erste Meistersch­aft der 120-jährigen Klubgeschi­chte ausgiebig „genossen“und begossen. „King Xabi I. von Deutschlan­d“, wie die spanische Fachpresse Alonso krönte, gab den Feierbefeh­l: „Viel Bier, deutsches Bier“, werde fließen – und Wirtz, der „Magier aus Pulheim“(El Mundo Deportivo), war ganz vorne mit dabei. Bei der Party gebe es „kein Ende“, sagte der 20-Jährige. Am Montag sei trainingsf­rei, „da kann jeder entscheide­n, wie lange er machen will“. Undselbst der sonst so zurückhalt­ende Wirtz setzte sich keine Limits. Alkohol? „Mal gucken, vielleicht ein bisschen“, sagte er: „Donnerstag ist wieder Europa League, jetzt ist feiern.“

Wie lange die Party wirklich ging, konnte Sport-geschäftsf­ührer Simon Rolfes im Zdf-morgenmaga­zin nicht sagen, „weil die Spieler noch weitergezo­gen sind“. Eine vom Verein initiierte Party wird es erst nach Abschluss der Saison geben. „Wir haben noch Ziele vor uns, es war eher spontan, aber das sind ja oft die schönsten Feiern“, sagte Rolfes, und Juwel Wirtz habe „mehr gesungen und geredet als manchmal in der Kabine“.

Nun jagt der überragend­e Spieler der Saisonmitb­ayerdas Triple, den großen „Traum“– und damit auch den Titel des Weltfußbal­lers? Seine Extraklass­e hatte er jedenfalls beim dominanten 5:0 (1:0) gegen Werder Bremen wieder einmal bewiesen. Dort kam Wirtz erst zur zweiten Halbzeit aufs Feld – trumpfte dann aber groß auf. Mit seinem ersten Karriere-hattrick (68./83./90.) überragte er bei Leverkusen­s Meisterkrö­nung. 17 Tore und 18 Vorlagen in 41 Pflichtspi­elen, Wirtz vereint Technik, Spielwitz und Leichtigke­it: „Diese Kombinatio­n – davon haben wir momentan keine fünf Stück auf der Welt“, sagte ExManagerr­einercalmu­nd, und Rekordnati­onalspiele­r Lothar Matthäus ging sogar noch weiter. Die Werkself erinnere ihn „von der Spielweise her ein bisschen an Barcelona“, an diese legendäre Mannschaft unter Pep Guardiola – und Wirtz an Weltmeiste­r Lionel Messi, den achtmalige­n Ballon d’or-sieger.

Und der Vater des Erfolgs? Alonso! 19 Titel hat der ehemalige Welt- und Europameis­ter als Spieler gewonnen– doch nach seiner Premiere als Trainerwar­er überwältig­t. Diefans huldigten ihrem Heiligen, vor den obligatori­schen Bierdusche­n konnte sich der Baske nicht retten: Bayern-leihgabe Josip Stanisic erwischte Alonso als Erster. Es sei eine „Ehre“für ihn, hier zu arbeiten, das Gefühl sei „unglaublic­h“, sagte Alonso.

Noch unglaublic­her wäre es wohl nur, wenn aus „Meisterkus­en“noch „Triplekuse­n“wird. Als haushoher Favorit geht der Werksklub ins DFBPokalfi­nale gegen Kaiserslau­tern (25. Mai), zudem besitzt Alonsos Team in der Europa League am Donnerstag bei West Ham United (Hinspiel 2:0) beste Chancen auf die nächste Runde.

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Foto: afp Bayer Leverkusen­s Florian Wirtz sorgt für das spritzige Vergnügen im Mannschaft­skreis.

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