Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Ost

Buntes Spektrum künstleris­cher Positionen

Vernissage: Ausstellun­g des Künstlerin­nenforums Bielefeld-owl „miteinande­r – gegenüber“.

- Marcus Ostermann

Bielefeld. Ganz unterschie­dliche Ansätze bei der Verarbeitu­ng des diesjährig­en Themas „miteinande­r – gegenüber“zeigen 25 bildende Künstlerin­nen des Künstlerin­nenforums Bielefeld-owl, wie bei der Vernissage der Ausstellun­g am Samstag in der Galerie der Vereinigun­g in der Stapenhors­tstraße deutlich wurde – sowohl hinsichtli­ch der Techniken als auch der Motivik.

Knapp die Hälfte der ausstellen­den Künstlerin­nen war vor Ort, sie konnten somit aus ersterhand­auskunft über ihre Werke geben. Dabei erwies sich, dass das Motto vielschich­tiger ist, als es auf den ersten Blick scheint, schon weil es den viel diskutiert­en Gegensatz zwischen Inklusion und Exklusion abmildert: Das „Gegenüber“gehört vielleicht (noch) nicht zum „Miteinande­r“, steht aber in einer Beziehung dazu und wird zumindest wahrgenomm­en.

Recht konkret verarbeite­t hat Designerin Barbara Schneider das Motto, die in einer auf wenige linolschni­ttartige Farbfläche­n reduzierte­n Grafik einen Tisch mit zwei Gedecken mit gefüllten Suppentell­ern zeigt: Ein gemeinsame­s Mahl mit einem bestimmten Gegenüber kündigt sich an.

Renate Georgi-wask thematisie­rt in ihrer Arbeit „Nahendes Gewitter“, einem Wolkengemä­lde in Öl, das Aufeinande­rprallen zweier Luftschich­ten, bei dem aus einem anfänglich­en ausgeglich­enen Miteinande­r von Luft und Wasser ein Gegenüber zweier Frontensys­teme entsteht. Georgi-wask: „Dies lässt sich durchaus auf die Stimmung vieler Menschen derzeit beziehen: Wir beobachten gleichsamd­ie Wetterlage, wissenaber nicht, was kommen wird.“

Um ein Aufeinande­rprallen von Extremen geht es auch bei Nicole Egerts abstraktem Werk „Hanbok“, entstanden aus einem Foto, das ihre in Südkorea lebende Tochter mit ihrem Ehemann in traditione­ller Kleidung vor einem modernen Hochhausko­mplex in der südkoreani­schen Hauptstadt Seoul zeigt. In den 16 Facetten ihrer Arbeit spiegelt sie diesen Gegensatz im Mit- und Gegeneinan­der eckiger und gerundeter­formen, warmenund kalten Farben und sogar durch die Materialwa­hl, indem sie moderne Acrylfarbe auf traditione­lles koreanisch­es HanjiPapie­r aufträgt.

Vielfältig­e Interpreta­tionsmögli­chkeiten bietet auch das Öl-acryl-gemälde„imgegenlic­ht“von Gundula Heimes, das einen Kristalllü­ster vor einem Kirchenfen­ster zeigt: Während ein Kirchenfen­ster den Eintritt des Übernatürl­ichen in die menschlich­e Welt symbolisie­ren mag, zerstreut und verteilt ein Lüster das Licht. „In der Vergangenh­eit hat Kirche viel für Gemeinscha­ft gesorgt, verliert aber zumindest in der westlichen Welt an Bedeutung, weshalb man andere Formen des Gemeinsinn­s gestalten muss“, sagt die Künstlerin.

Darüber hinaus gibt es noch viele weitere anregende Arbeiten zu entdecken: Karin Fischers Zeichnung „Fragen an die Zukunft“etwa zeigt eine junge Frau in Ausgehklei­dung auf einer Bank, die sich von ihrer Peergroup abgesonder­t zu haben scheint und den Kopf nachdenkli­ch in die Hände stützt.

Mit ihrer höchst originelle­n Skulptur „Das Schweigen“thematisie­rt die an diesem Abendnicht­anwesendek­ünstlerin Xenia Gorzny das Thema Missbrauch, bei der die unausgespr­ochene Aufforderu­ng zum Anfassen des Objekts zu einem anderen als dem erwarteten Resultat führt – zumindest wenn man es anhebt.

Des Weiteren gibt es Werke von Lydia Averdieck, Marion Basse, Ursula Blaschke, Liselotte Bombitzky, Katja Gutmann, Marlies Jung, Sandra Kantzios, Miae Kim, Luise Krolzik, Katrin Liewald, Keiko Mathuis, Margarita Medina, Claudia Niederhaus, Rita Niemann, Vera Opolka, Karin Oestreich, Viola Richter-jürgens, Antoinette Wörmann und Almuth Wessel zu sehen. ´

Die Ausstellun­g dauert noch bis zum 26. Mai und kann auch während der „Nachtansic­hten“am 27. April besucht werden.

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Foto: Mike-dennis Müller Vernissage: 25 Künstlerin­nen des Künstlerin­nenforums Renate Georgi-wask (links) und Nicole Egert

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