Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Ost
Buntes Spektrum künstlerischer Positionen
Vernissage: Ausstellung des Künstlerinnenforums Bielefeld-owl „miteinander – gegenüber“.
Bielefeld. Ganz unterschiedliche Ansätze bei der Verarbeitung des diesjährigen Themas „miteinander – gegenüber“zeigen 25 bildende Künstlerinnen des Künstlerinnenforums Bielefeld-owl, wie bei der Vernissage der Ausstellung am Samstag in der Galerie der Vereinigung in der Stapenhorststraße deutlich wurde – sowohl hinsichtlich der Techniken als auch der Motivik.
Knapp die Hälfte der ausstellenden Künstlerinnen war vor Ort, sie konnten somit aus ersterhandauskunft über ihre Werke geben. Dabei erwies sich, dass das Motto vielschichtiger ist, als es auf den ersten Blick scheint, schon weil es den viel diskutierten Gegensatz zwischen Inklusion und Exklusion abmildert: Das „Gegenüber“gehört vielleicht (noch) nicht zum „Miteinander“, steht aber in einer Beziehung dazu und wird zumindest wahrgenommen.
Recht konkret verarbeitet hat Designerin Barbara Schneider das Motto, die in einer auf wenige linolschnittartige Farbflächen reduzierten Grafik einen Tisch mit zwei Gedecken mit gefüllten Suppentellern zeigt: Ein gemeinsames Mahl mit einem bestimmten Gegenüber kündigt sich an.
Renate Georgi-wask thematisiert in ihrer Arbeit „Nahendes Gewitter“, einem Wolkengemälde in Öl, das Aufeinanderprallen zweier Luftschichten, bei dem aus einem anfänglichen ausgeglichenen Miteinander von Luft und Wasser ein Gegenüber zweier Frontensysteme entsteht. Georgi-wask: „Dies lässt sich durchaus auf die Stimmung vieler Menschen derzeit beziehen: Wir beobachten gleichsamdie Wetterlage, wissenaber nicht, was kommen wird.“
Um ein Aufeinanderprallen von Extremen geht es auch bei Nicole Egerts abstraktem Werk „Hanbok“, entstanden aus einem Foto, das ihre in Südkorea lebende Tochter mit ihrem Ehemann in traditioneller Kleidung vor einem modernen Hochhauskomplex in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul zeigt. In den 16 Facetten ihrer Arbeit spiegelt sie diesen Gegensatz im Mit- und Gegeneinander eckiger und gerundeterformen, warmenund kalten Farben und sogar durch die Materialwahl, indem sie moderne Acrylfarbe auf traditionelles koreanisches HanjiPapier aufträgt.
Vielfältige Interpretationsmöglichkeiten bietet auch das Öl-acryl-gemälde„imgegenlicht“von Gundula Heimes, das einen Kristalllüster vor einem Kirchenfenster zeigt: Während ein Kirchenfenster den Eintritt des Übernatürlichen in die menschliche Welt symbolisieren mag, zerstreut und verteilt ein Lüster das Licht. „In der Vergangenheit hat Kirche viel für Gemeinschaft gesorgt, verliert aber zumindest in der westlichen Welt an Bedeutung, weshalb man andere Formen des Gemeinsinns gestalten muss“, sagt die Künstlerin.
Darüber hinaus gibt es noch viele weitere anregende Arbeiten zu entdecken: Karin Fischers Zeichnung „Fragen an die Zukunft“etwa zeigt eine junge Frau in Ausgehkleidung auf einer Bank, die sich von ihrer Peergroup abgesondert zu haben scheint und den Kopf nachdenklich in die Hände stützt.
Mit ihrer höchst originellen Skulptur „Das Schweigen“thematisiert die an diesem Abendnichtanwesendekünstlerin Xenia Gorzny das Thema Missbrauch, bei der die unausgesprochene Aufforderung zum Anfassen des Objekts zu einem anderen als dem erwarteten Resultat führt – zumindest wenn man es anhebt.
Des Weiteren gibt es Werke von Lydia Averdieck, Marion Basse, Ursula Blaschke, Liselotte Bombitzky, Katja Gutmann, Marlies Jung, Sandra Kantzios, Miae Kim, Luise Krolzik, Katrin Liewald, Keiko Mathuis, Margarita Medina, Claudia Niederhaus, Rita Niemann, Vera Opolka, Karin Oestreich, Viola Richter-jürgens, Antoinette Wörmann und Almuth Wessel zu sehen. ´
Die Ausstellung dauert noch bis zum 26. Mai und kann auch während der „Nachtansichten“am 27. April besucht werden.