Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Ost
Ampel wiegt Bürger in falscher Sicherheit
Viele menschen blicken mit Sorge auf den Ruhestand, weil der Anteil von Armut bedrohter Rentner wächst und es immer weniger Möglichkeitender privaten und betrieblichen Altersvorsorge gibt. Trotz dieser Sorgen schieben viele Menschen die Altersvorsorge vor sich her und vertrauen darauf, dass die gesetzliche Rente reichen wird. Schließlich verspricht die Bundesregierung ein dauerhaft abgesichertes Rentenniveau von 48 Prozent und einen neuen Kapitalstock. Doch das ist ein gefährlicher Trugschluss.
Denn auch dieser Kompromiss, der großspurig als Reform betitelt wird, löst keines der Probleme, die das Rentensystem hat, sondern wiegt die Bevölkerung in falscher Sicherheit. Wie schon ihre Vorgänger doktert auch die aktuelle Bundesregierung lediglich an dem System herum, an eine grundlegende Reform traut auch sie sich nicht heran. Zusätzlich hat die Politik trotz des Wissens, dass das Rentensystem vor dem Kollaps steht, in den vergangenen jahren beider Altersvorsorge alles auf die Karte der gesetzlichen Rentenversicherung gesetzt. Die private und betriebliche Altersvorsorge ist wichtiger als je zuvor, jedoch völlig indenhintergrund getreten, weil sie immer weniger möglichkeiten zur Vorsorge bietet.
Millionen Rentnern droht dadurch ein böses Erwachen, denn auch ein gesichertes Rentenniveau von 48 Prozent bedeutet nicht, dass Arbeitnehmer abgesichert in Rente gehen können, da sich das Rentenniveau auf den Nettolohn bezieht. Der Durchschnittsverdiener mit einem monatlichen Netto-einkommen von 2.669 Euro erhält nach 45 Arbeitsjahren eine Netto-rente von 1.496 Euro. So fehlen Monat für Monat 1.172 Euro an Netto-einkommen. Versorgungslücken sind die Realität.
Was es jetzt braucht, ist der Mut für eine ehrliche Debatte über die Zukunft des Rentensystems. Angenehm wird das nicht, da es auch um das Koppeln des Renteneintrittsalters an die Lebenserwartung gehen muss. Doch ohne grundlegende Reform geht es nicht. Die aktuelle Bundesregierung scheint diesenmutnicht zu haben. Bleibt zu hoffen, dass es ab 2025 anders wird. carolin.nieder-entgelmeier@ ihr-kommentar.de
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