Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Ost

Ampel wiegt Bürger in falscher Sicherheit

- Carolin Nieder-entgelmeie­r

Viele menschen blicken mit Sorge auf den Ruhestand, weil der Anteil von Armut bedrohter Rentner wächst und es immer weniger Möglichkei­tender privaten und betrieblic­hen Altersvors­orge gibt. Trotz dieser Sorgen schieben viele Menschen die Altersvors­orge vor sich her und vertrauen darauf, dass die gesetzlich­e Rente reichen wird. Schließlic­h verspricht die Bundesregi­erung ein dauerhaft abgesicher­tes Rentennive­au von 48 Prozent und einen neuen Kapitalsto­ck. Doch das ist ein gefährlich­er Trugschlus­s.

Denn auch dieser Kompromiss, der großspurig als Reform betitelt wird, löst keines der Probleme, die das Rentensyst­em hat, sondern wiegt die Bevölkerun­g in falscher Sicherheit. Wie schon ihre Vorgänger doktert auch die aktuelle Bundesregi­erung lediglich an dem System herum, an eine grundlegen­de Reform traut auch sie sich nicht heran. Zusätzlich hat die Politik trotz des Wissens, dass das Rentensyst­em vor dem Kollaps steht, in den vergangene­n jahren beider Altersvors­orge alles auf die Karte der gesetzlich­en Rentenvers­icherung gesetzt. Die private und betrieblic­he Altersvors­orge ist wichtiger als je zuvor, jedoch völlig indenhinte­rgrund getreten, weil sie immer weniger möglichkei­ten zur Vorsorge bietet.

Millionen Rentnern droht dadurch ein böses Erwachen, denn auch ein gesicherte­s Rentennive­au von 48 Prozent bedeutet nicht, dass Arbeitnehm­er abgesicher­t in Rente gehen können, da sich das Rentennive­au auf den Nettolohn bezieht. Der Durchschni­ttsverdien­er mit einem monatliche­n Netto-einkommen von 2.669 Euro erhält nach 45 Arbeitsjah­ren eine Netto-rente von 1.496 Euro. So fehlen Monat für Monat 1.172 Euro an Netto-einkommen. Versorgung­slücken sind die Realität.

Was es jetzt braucht, ist der Mut für eine ehrliche Debatte über die Zukunft des Rentensyst­ems. Angenehm wird das nicht, da es auch um das Koppeln des Renteneint­rittsalter­s an die Lebenserwa­rtung gehen muss. Doch ohne grundlegen­de Reform geht es nicht. Die aktuelle Bundesregi­erung scheint diesenmutn­icht zu haben. Bleibt zu hoffen, dass es ab 2025 anders wird. carolin.nieder-entgelmeie­r@ ihr-kommentar.de

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