Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Ost
Grillen wie die richtigen Profis
Sechs Teams kämpfen um die Krone der besten Griller in Nordrhein-westfalen. Dass man selbst bei der einfachen Bratwurst auf dem Holzkohlegrill schon Riesenfehler machen kann, erklären die Vollprofis. Ein Fehler ist verbreitet.
In der offenen Grillküche des Teams „Wild West Barbecue-team“geht es geordnet, aber ein wenig hektisch, zu. Auf einer Feuerplatte liegt Gemüse, alte trockene Buchenscheite glühen und geben die notwendige Hitze. Stefan van der Eertwegh stampft in einer Alu-schüssel Kartoffeln, die vorher auf einemsmoker, der besonders viel Rauch entwickelt, ihr ganz spezielles Aroma erhalten haben.
„In ein paar Minuten muss das Kartoffelpüree mit den Beilagen zur Jury. Gar geworden sind sie auf dem sogenannten Smoker, der bei 60 bis 110Grad langsam und gleichmäßig gart und den rauchigen Geschmack annimmt“, ruft der Grillexperte, der mit seinem Team vom Niederrhein kommt.
Ein veganer Zwischengang ist in Vorbereitung. Als Beilage für eine Salsa schmoren auf der Feuerplatte Tomaten, Paprika, Zwiebeln und Knoblauch. Eine ganze, mit Raffinesse gegrillte Sellerie ist Hauptbestandteil dieser Runde. Rezepte sind Geheimsache.
Um die Mittagszeit am Sonntag zieht über das Außengelände des Unternehmens „Sonnenpartner“an der Detmolder Straße ein Duft von gegrilltem Fleisch, Wurst und Gemüse und Früchten.
Geschäftsführer Volkermüsing hat die besten Griller aus Nordrhein-westfalen, insgesamt sechs Teams, zur Landesmeisterschaft eingeladen. Dem Sieger ist die Teilnahme an der Weltmeisterschaft im Sommer in Stuttgart sicher.
Frank Brune ist Vizepräsident der GBA, der German Barbecue Association. Unter ihrem Dach grillen die Profiteams und hoffen, sich für die Weltmeisterschaften platzieren zu können.
„Schummeln geht hier nicht. Morgens werden vor Ort die Warenkörbe mitdemgrillgut ausgegeben. Alle grillen dasselbe. Fünf Gänge sind den Juroren zur Bewertung vorzustellen. Jede Stunde muss ein Gericht fertig sein. Erster Gang ist Lachs mit Beilage, der zweite Gang wird vegetarisch rund umeine Sellerie. Das dritte Gericht ist eine grobe, frische Bratwurst mit Beilage, dann Tafelspitz– und als letztes folgt dann als Dessert eine gegrillte Ananas“, erzählt Brune.
Man könne sie auf der Feuerplatte zubereiten, Röstaromen erzeugen, mit Säften marinieren oder sie mit einem kleinen Schluck Alkohol beträufeln. Der Kreativität seien keine Grenzen gesetzt.
Für den Laien stellt sich sofort die Frage, ob das auch zu Hause für einen Grillanfänger möglich ist. „Ja, es ist!“, sagt Brune lapidar. Und dann kommen die Tipps, über die sich jeder Amateur am Grillrost sicher freut.
Hilfreich ist es, wenn der Grill auch eine Haube hat. Nur auf einem Flachgrill wird es schwierig. Wennexpertefrank Brune grillt, kommt alles auf den Grill, von der schnöden Bratwurst, über Nackensteaks, Rindersteaks bis zu vegetarischen Komponenten von Gemüse bis zu Früchten. Bei einem Holzkohlegrill ist besonders das Feuermaterial wichtig. Bei Holzkohle, so Brune, solle man auf gute Qualität achten. Hochwertige Kohle sei für guten Geschmack wichtig. „Ein Braunkohleanteil ist für das Ergebnis eher negativ. Sie gibt Farbstoffe ab und riecht auch noch schlecht. Die Holzkohle sollte aus zertifiziertem Anbau stammen und keine Bindemittel enthalten. Dann ist man auf der sicheren Seite“, so der Experte.
Zu den sechs Juroren, die am Sonntag mit Daumen hoch oder runter die Grillkünste der sechs Teams bewerten, gehört auch der Löhner Thorsten Franke. Ab Mittag kommt jede Stunde ein neuer Grillgang auf seinen Tisch. „Der Gargrad ist wichtig, zum Beispiel beim Lachs mit Gemüse. Geschmack und Aussehen werden bewertet. Bei der gegrillten Ananas ist Kreativität gefragt“, erklärt Franke, der alles auf seinem Grill zubereitet, am liebsten eine frische Bratwurst.
Undauch der Tipp füramateure beim Bratwurstgrillen kommt zugleich. „Was gar nicht geht, ist Bier auf die glühende Holzkohle kippen. Der ganze Dreck auf dem Grill legt sich auf die Wurst. Ichmaggerne die frische Bratwurst, die ist schön saftig.“
Fabian Blöte, Mitarbeiter der Grillschule „Grillspezialist“kennt die Probleme der Amateurgriller und leitet Seminare für Anfänger und Fortgeschrittene. „Die Grills für Bratwurst sind oft viel zu heiß und zu vollgepackt. Abstand lassen, in mittlerer Hitze überall schön braun werden lassen, dabei heiße und kühlere Zonen des Grills nutzen“, das ist sein Tipp für das Gelingen einer Topp-bratwurst.
Die „Spranter Barbecue“aus Dortmund hatten am Sonntagabenddie Grillnasevorn. Sie messen sich jetzt mit Grillteams aus der ganzen Welt.