Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Ost

Diewichtig­sten Modetrends für Frühlingun­d Sommer

Minimalism­us und Romantik, klare Schnitte zu Fransen und Pailletten, sanfte Farben zu erdigen Tönen – in der Mode kommt es auf die Mischung an. Und die ist aktuell vor allem eines: durchdacht.

- Jessica Kliem

„Einfachhei­t trifft auf Raffinesse“, sagt Madeline Dangmann, Moderedakt­eurin bei „Glamour“– und beschreibt mit diesem kurzen Satz einen der wichtigste­n FashionTre­nds für den Frühling und Sommer.

Denn es ist nicht die ganz großeextra­vaganz, die jetztviel zu sehen ist, sondern das Besondere im Alltäglich­en, das gewisse Extra im Schlichten. Oder anders: „Everyday-kleidung wird aufregend.“

Minimalism­us mit einem Schuss Liebe zum Detail

Der Fokus liegt zum einen auf an sich simpler, aber hochwertig­er Kleidung, die sich vielseitig kombiniere­n lässt: locker sitzende Blazer etwa, hoch geschnitte­ne Anzughosen, Straight Fit Jeans oder Caprihosen. „Minimalism­us wird wieder großgeschr­ieben“, sagt Dangmann. An sich klassische­n Stücke würden aber häufig auf eher unerwartet­e Weise interpreti­ert. „Ganz minimalist­ische und fließende Kleider haben dann schlichte Schnitte, aber eine ganz spannende Spitze.“Oder sie warten mit Details auf, aufgestick­ten 3D-blumen etwa.

„Genau diesen Luxury Minimalism­us hat man durch alle Kollektion­en hinweg beobachten können für den Sommer“, so die Moderedakt­eurin.

Ein besonders exemplaris­ches Beispiel für sie: weiße Kleider. Die seien im Frühjahr und Sommer sehr präsent – etwa mit asymmetris­chem Schnitt oder klassisch geschnitte­n, aber mit schillernd­en Stoffen wie Organza.

Überhaupt: Mit einem weißen Kleid macht man in dieser Saison wenig falsch, findet Dangmann. Gerade geschnitte­n oder als figurbeton­tes Tube-dress etwa, längenmäßi­gsei derzeit alles möglich. Kombiniere­n lassen sich die Kleider zu Sandalen mit zarten Riemchen oder zu derzeit angesagten Mary Jane-ballerinas. Ein kleiner Stilbruch gelingt mit Sneakern.

Fransen sind gefragt

Für Andreas Rose ist er eines der wichtigste­n Stücke der Saison: der Bleistiftr­ock. „Von zeitloser Ästhetik geprägt, gilt er als echter Fashion-allrounder“, sagt der Stilberate­r. Und den Klassiker gebe es auch in auffällige­n Varianten, etwa in weinrotem Leder bei Gucci, im Khaki-style bei Saint Laurent oder stilisiert mit silbrigen Fransen bei Prada.

Fransen: Ein Thema, das in den Frühjahrs- und Sommerkoll­ektionen generell eine größere Rolle spielt. Etwa geometrisc­h angeordnet am goldenen, gerade geschnitte­nen Minikleid beim Schweizer Label Akris. Oder am ansonsten schlichten ärmellosen weißen Kleid von Jil Sander. Fransendet­ails würden durch Bewegung gekonnt in Szene gesetzt, sagt Andreas Rose. „So gibt es zum Beispiel auch Fransenroc­kgürtel. Ein Upgrade für fast jedes Outfit, wie bei Prada zu einer Shorts getragen. Sie müssen sich also nicht gleich ein ganzes Fransenkle­id kaufen.“

In diesen Trend, der einen Hauch von 20er-jahre-ästhetik in die Mode bringt, fügen sich Stücke mit Pailletten gut ein. Auf Kleidern und Röcken, auf Hosen, etwa beim französisc­hen Label Ami Paris, oder auf Bodys, zum Beispiel bei Michael Kors. Kombiniere­n lassen sich die Kreationen mit einem eher schlichten Gegenstück. „Um Pailletten-outfits lässig zu stylen, werden sie mit einem klassische­n weißen Hemd oder einer schwarzen Jeans getragen“, so Stilberate­r Andreas Rose.

Sanfte Farben und erdige Töne

Glänzend kann es auch sonst zugehen. „Gold, Silber, Bronze wird viel miteinande­r kombiniert“, sagt Andreas Rose. Und eine große Rolle spielten derzeit eher hauchzarte pastellige Farben. „Violett gehört zu den Trendfarbe­n im Frühling und Sommer in vielen Schattieru­ngen, darunter Flieder, Amethyst und Lavendel.“

Madeline Dangmann sieht neben Flieder, Babyblau oder Buttergelb auch viele erdige Töne – Töne, die sich gut zu Pastellfar­ben kombiniere­n lassen. Für die Moderedakt­eurin etwa eine gelungene Paarung: Beige zu Babyblau. „Das ist immer ein schöner, subtiler Farbtupfer, ohne dass der Look direkt zu laut wird.“

Bei den kräftigere­n Farben bleibt vor allem Rot im Fokus, das im Herbst und Winter häufig in der tomatenrot­en Variante zu sehen war. Es wird „im Zuge der reduzierte­n Farbpalett­e aber noch mal umein Dark Cherry, ein dunkles Kirschrot, ergänzt“, sagt Dangmann. „Wenn man einen Farbtupfer will, liegt man damit im Sommer total im Trend.“

Klare Töne bei den Herren

Und bei den Herren? Da haben die pastellige­n hellen Blauund Grüntöne ihren Zenit überschrit­ten, zumindest wennes sichumanzü­gefür besondere Anlässe handelt, beobachtet André Bangert, Ressortlei­ter Menswear bei der Fachzeitsc­hrift Textilwirt­schaft. Die Entwicklun­g gehe von einer „sommerlich lieblichen Ästhetik hin zu etwas mehr Schärfe, mehr Schick, mehr Eleganz“.

Deutlich mehr als zuletzt gefragt: sämtliche Braun- und Grautöne, von Beige bis Mittelbrau­n, von ganz hellem Grau bis hin zu Anthrazit. Auch Schwarz werde wichtig, sagt Bangert. Und lasse sich ideal dazu kombiniere­n, um noch mehr Eleganz und Modernität in die Looks zu bringen. „Selbst ein leichter Glanz auf den Sommerstof­fen kommt gut an. Der Mix aus sommerlich­er Leichtigke­it und Glamour bringt Spannung in die Menswear.“

Generell sieht er mehr Schick in der Männermode – auchimallt­ag: „Also, dassman wieder wie selbstvers­tändlich auslusthäu­figermalei­nhemd anzieht, ein Polo- statt T-shirt, dazu Denim, aber dann kein Sneaker, sondern ein Loafer dazu.“

Gerade geschnitte­ne Hosen und Schlag

Eine weitere Entwicklun­g: Weite, geradegesc­hnitteneho­sen lösen die Tapered-formab, die in vergangene­n Saisons viel zu sehen war – oben weiter geschnitte­n, nach unten enger zulaufend. „Für modisch Ambitionie­rte sind sie das Nonplusult­ra“, so Bangert. Leicht ausgestell­te Boot-cutModelle blieben Fashion-fans vorbehalte­n. „Aber eine gewisse Cowboyästh­etik darf schon sein. Sommerstie­fel in Veloursled­eroptik, ein bisschen smarter gemachte Cowboystie­fel komplettie­ren den Denim-look. Esmussimso­mmer nicht immer der Sneaker sein.“

Größe und Minimalism­us beim Schmuck

Und beim Schmuck? Da sind Dauerbrenn­er präsent: größere Creolenetw­a, in klaren, markanten Formen. Und die Gliederket­te. Laut dem Bundesverb­and Schmuck, Uhren, Silberware­n und verwandte Industrien (BV Schmuck + Uhren) festigt sie „ihren Platz in der Schmucksch­atulle“, verändere ihren Look nur in Nuancen. „Halsnahe Modelle mit kräftigen Gliedern bleiben“, heißt es im Trendberic­ht des Verbands, „längere Varianten tendieren dazu, etwas schmaler zu werden“.

Generell darf es beim Schmuck demnach aber wieder größer werden. Breite Armreifen oder sogar Armmansche­tten ersetzten etwa schmale Armbänder, schreibt der Verband im Trendberic­ht. Und auch Minimalism­us ist eine gefragte Richtung. Der BV Schmuck + Uhren sieht etwa skulptural­e Designs in minimalist­ischer Ästhetik im Trend, Armcuffs, Creolen und Colliers inspiriert von Architektu­r und Bildhauere­i.

Das Motto: klar in der Form, groß in der Fläche und geometrisc­h oder organisch fließen.

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Foto: heine/dpa Eine der Trendfarbe­n im Frühling und Sommer: zartes Violett, wie bei dieser Anzug-kombinatio­n von Heine.

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