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Was ist das Karpaltunn­elsyndrom?

Ihre Hand schläft immer wieder ein, die Finger kribbeln und schmerzen? Die Ursache kann ein eingeklemm­ter Nerv sein – Stichwort: Karpaltunn­elsyndrom. Was hilft dagegen?

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Es passiert zum Beispiel beim Rad- oder Autofahren, beim Telefonier­en, beim Arbeiten am Rechner. Oder auch nachts, wenn man mal aufwacht: Die Finger kribbeln, fühlen sich pelzig an, sind taub oder schmerzen. Dass die Hand gelegentli­ch einschläft, ist normal. Passiert das jedoch ständig, kann ein Karpaltunn­elsyndrom dahinterst­ecken.

Was ist das Karpaltunn­elsyndrom?

Karpaltunn­el – so heißt der Durchgang zwischen Hand und Unterarm, durch den verschiede­ne Nerven laufen, wie Handchirur­g Michael Fendler von der Helios-manus-klinik in Krefeld erklärt. Dazu gehört auch der Mittelnerv. Er gibt Signale an die Hand und die Finger weiter. Hat er allerdings nicht genug Platz, weil er gequetscht oder eingeklemm­t wird, kommen die Nervensign­ale dort nicht mehr richtig an. Ursache können übermäßige Beanspruch­ungen des Handgelenk­s sein.

Dann entstehen ein Kribbeln, Taubheitsg­efühle und Schmerzen in der Hand, vor allem in Daumen, Zeige- und Mittelfing­er. Der kleine Finger bleibt dabei verschont: Er wird von einem anderen Nerv versorgt. Der Schmerz kann sich bis in den Arm ausbreiten. Fendler zufolge treten die Symptome oft auch nachts auf, da viele Menschen die Hände beim Schlafen anwinkeln.

Schreitet die Erkrankung voran, wird vor allem der Daumen kraftloser. Handarbeit­en und das Aufdrehen einer Flasche sind dann herausford­ernd. Spätestens dann ist es Zeit, sich ärztliche Hilfe zu suchen. Denn: Wird der Mittelnerv über lange Zeit gequetscht, hat er keine Gelegenhei­tmehr, sich zu erholen – die Finger bleiben dann dauerhaft gefühllos.

Was begünstigt das Syndrom?

Handchirur­g Fendler zufolge sind Betroffene meist zwischen 40 und 70 Jahre alt, Frauen bekommen diese Krankheit häufiger als Männer. Überdurchs­chnittlich oft betroffen sind auch Menschen, die regelmäßig Maschinen mit starker Vibrationb­edienen, Presslufth­ammer zum Beispiel. Risikofakt­oren sind auch Vorerkrank­ungen wie Rheuma und Diabetes. Und auch hormonelle Veränderun­gen im Zuge einer Schwangers­chaft oder der Wechseljah­re können das Syndrom begünstige­n.

Wie werden Betroffene das Kribbeln wieder los?

Ist die Erkrankung nicht zu weit fortgeschr­itten, kann bereits eine Handgelenk­schiene Linderung bringen, so Michael Fendler. Betroffene tragen sie nachts, um das Gelenk ruhigzuste­llen.

Zusätzlich sollten Betroffene darauf achten, ihre Handgelenk­e nicht zu überlasten. Wer viel am Rechner arbeitet, sollte den Schreibtis­chstuhl also so einstellen, dass die Unterarme auf einer Linie mit der Tastatur liegen. Auch eine Handballen­auflage am Maus-pad kann das Gelenk beim Arbeiten entlasten, rät Fendler. Was ebenfalls hilft: Bei langen Telefonate­n zwischendu­rch diehändewe­chseln.

Generell sinnvoll: kleine Pausen in den Alltag einbauen, in denen man das Handgelenk dehnt und ausschütte­lt.

Zusätzlich können Kortison-spritzen vorübergeh­end Linderung bringen. Ist die Erkrankung schon fortgeschr­itten, lässt sich eine OP oft nicht umgehen. Dabei wird das Karpalband über dem Karpaltunn­el durchtrenn­t, wodurch sich der Druck auf den Mittelnerv verringert. Außerdem wird Gewebe entfernt.

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FOTO: KAROLIN KRÄMER/DPA Wenn es schmerzt und kribbelt: Dann kann das auf ein Karpaltunn­elsymdrom zurückzufü­hren sein.

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