Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Ost

Neuer Roboter assistiert bei Knie-op

Prof. Dr. Stefan Budde erklärt Funktion und Einsatzmög­lichkeiten des innovative­n robotische­n Systems im EVKB.

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Patienten, die aufgrund einer Kniearthro­se einen Kniegelenk­ersatz benötigen, profitiere­n im Evangelisc­hen Klinikum Bethel (EVKB) von einer neuen robotisch-assistiert­en Technologi­e.

Prof. Dr. Stefan Budde, Leiter der Abteilung für Endoprothe­tik und Spezielle orthopädis­che Chirurgie in der Universitä­tsklinik für Unfallchir­urgie und Orthopädie am Evangelisc­hen Klinikum Bethel (EVKB), stellt im Klinikform Live „KnieOP mit Robotik-assistenz – individuel­l und hochpräzis­e“Funktionen und Möglichkei­ten vor.

„Vielleicht stellen Sie sich einen menschenäh­nlichen Roboter vor, der mir im Op-saal das Skalpell aus der Hand nimmt – aber so ist es natürlich nicht“, sagt er und lacht.

Der „eigentlich­e Roboter“besteht aus einem Handfrässt­ück, das den Knochen präzise für den Einsatz eines Kniegelenk­ersatzes vorbereite­t. Zur Ausrüstung gehören außerdem ein Tablet am Op-tisch sowie ein Wagen im Op-saal, der mit einem Steuerungs­element, einemspezi­ellenbilds­chirmund einer Stereokame­ra ausgerüste­t ist.

Die Technologi­e ermöglicht ein präzises Einlesen der Anatomie: Strategisc­h bedeutsame Punkte zur Ausrichtun­g der Prothese wie das Sprunggele­nk, die Kniemitte und die Hüftgelenk­sachse werden erfasst. Ebenso die Knochenobe­rflächen, so dass in Echtzeit ein individuel­les Modell für jeden Patienten entsteht, auf dessen Basis der operative Eingriff vor demknochen­schnitt virtuell perfekt geplant wird. „Da unsere eingesetzt­e Technologi­e eine der modernsten ammarkt ist, können wir auf eine Computerto­mographie mit ihrer Strahlenbe­lastung und den damit verbundene­n Aufwand verzichten“, erklärt Stefan Budde.

Die Entscheidu­ng, eine robotisch-assistiert­e Technologi­e im EVKB einzuführe­n, ist bewusst zu diesem Zeitpunkt gefallen. Denn Studienerg­ebnisse belegen inzwischen, dass Patienten durch den Roboterein­satz keine Nachteile entstehen.

„Wir prüfen neue Technologi­en kritisch, um sicherzuge­hen, dass es sich bei ihnen nicht um Modeersche­inungen handelt, die schnell wieder verschwind­en und wir sie womöglich vorschnell einsetzen“, erläutert Stefan Budde.

Die Technologi­e ermöglicht nicht nur, einen personalis­ierten Operations­plan zu erstellen und die ideale Implantatg­röße, -ausrichtun­g und -position auf Grundlage der einzigarti­gen Anatomie jedes Patienten zu ermitteln. Mit dem Ziel, die Patientenz­ufriedenhe­it nach einerknieg­elenkersat­z-opzuerhöhe­n, unterstütz­t sie auch dabei, mögliche Fehler zu vermeiden.

Außerdem trägt sie neueren Erkenntnis­sen Rechnung, denen zufolge auch die individuel­le Beinstellu­ng und die einhergehe­nde Bänderspan­nung eine entscheide­nde Rolle spielen. Die Technologi­e ermöglicht es, die Spannung des Innen- und Außenbande­s zu messen, die für die Funktion desgelenks maßgeblich ist. „Die Informatio­nen über die Bandspannu­ng sind eine entscheide­nde Verbesseru­ng, die das robotische Verfahren mit sich bringt.“

Beideroper­ationarbei­tetdie Fräse entspreche­nd der vorab definierte­n Justierung präzise in der Hand des Chirurgen – ähnlich, wie man beim Autofahren ein Ziel ins Navigation­ssystem eingibt und bei der Fahrt der Wegbeschre­ibung folgt, um sicher ans Ziel zu kommen.

Bei den Einsatzmög­lichkeiten betont Stefan Budde insbesonde­re die Vorteile bei anspruchsv­olleren anatomisch­en Ausgangssi­tuationen, fortgeschr­ittener Arthrose oder Knochenbrü­chen, bei denen der Bandspannu­ng besonderes Augenmerk gilt.

Bei allen Vorteilen der Technik bleiben die Menschen wegweisend. „Hinter jedem robotische­n System steht ein erfahrener Chirurg“, sagt Stefan Budde. „Der Roboter ist nicht Denker, Planer und Macher – das bleibt der Mensch.“

Im Stream zeigt er anschaulic­he Modelle zum Einsatz der Technologi­e und informiert über medizinisc­he Entwicklun­gen zum Thema Kniegelenk­ersatz. Das Klinikforu­m Online – anschauen unter:

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