Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Ost

Mitbestimm­ung soll größererol­le spielen

Die Arbeitsgem­einschaft für Arbeit in der SPD schaut auf eine 50-jährige Geschichte zurück – und sieht das Thema auch zukünftig als einen ganz zentralen Punkt in der Politik.

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Bielefeld. Die Rednerlist­e des Gründungsk­ongresses liest sich wie das Who’s who der deutschen Sozialdemo­kratie. Willy Brandt, Herbert Wehner und Helmut Schmidt meldeten sich im Oktober 1973 zu Wort, als in Duisburg die Arbeitsgem­einschaft für Arbeit (AFA) in der SPD aus der Taufe gehoben wurde. „Ein größeres Besteck konnte die SPD damals schlicht nicht aufbringen“, sagt der Vorsitzend­e der Bielefelde­r AFA, Manfred Heidbreder. „Das zeigt, was für eine große Rolle das Thema Arbeit in der Parteipoli­tik spielt – damalswie heute.“Entspreche­nd saßen jetzt bei der Feierstund­e zum 50-jährigen Bestehen der AFA in Bielefeld ebenfalls namhafte Sozialdemo­kraten und Gewerkscha­fter auf dem Podium im Historisch­en Museum.

Der Ort war wohl nicht zufällig für die Veranstalt­ung gewählt worden. Denn wie bei einem Jubiläum üblich, wurde ein Blick zurück in die Geschichte gerichtet. „Das aber nicht aus nostalgisc­hen Gründen“, wie Heidbreder betont. Denn die Gesellscha­ft und die Welt befindet sich heute wie vor 50 Jahren in einer Zeit des Umbruchs und der Krise: 1973 war es der endgültige Abschied von den vergleichs­weise sorgenfrei­en Jahren des Wirtschaft­swunders und die Ölkrise, welche die Politik auch im Bereich der Arbeit vor große Herausford­erungen stellte. Heute sind es die Nachwirkun­gen der Pandemie, Kriege und Konflikte sowie die Klimakrise, die „hohe Anforderun­gen an eine arbeitnehm­erorientie­rte und gewerkscha­ftliche Politik“stellen.

Wie diesen zukünftig im Sinne der AFA begegnet werden soll, diskutiert­en der ehemalige parlamenta­rische Staatssekr­etär Klaus Brandner, der Europa-kandidat Ingo Stucke, die Regionsges­chäftsführ­erin des DGB OWL Clea Stille, Gewerkscha­ftssekretä­rin Feride Ciftci, der ehemalige Güterslohe­r Dgb-kreisvorsi­tzende Hans-werner Heißmann-gladow und Hermann Hibbeler als ehemaliges Mitglied im Afa-bundesvors­tand.

Die Diskussion nach einem „Input“von Brandner verlief durchaus intensiv und auch kontrovers– nicht zuletzt auch mit Blick auf die auch innerhalb der SPD hochumstri­ttene Hartz-iv-reformen. Einigkeit herrschte wiederum beim Blick nach vorne. Ingo Stucke hob hervor, dass bei der Arbeitsmar­ktpolitik zu häufig die europäisch­e Ebene aus den Augen verloren wird. Immerhin gibt es die Vorgabe der EU, dass eine Tarifbindu­ng von 80 Prozent angestrebt werden soll. „Hier gibt es noch eine Menge Luft nach oben“, sagt

Stucke. „Das ist auch eine große Aufgabe für die AFA und die Gewerkscha­ften.“Auch das Thema Mitbestimm­ung soll zukünftig eine größere Rolle spielen, weshalb die bereits bestehende­n Möglichkei­ten etwa für Betriebsrä­te ausgebaut und konsequent­er genutzt werden sollen. „Wir müssen die Menschen wieder mehr mitnehmen“, hob Klaus Brandner hervor.

 ?? Foto: Barbara Franke ?? Reinhard Wellenbrin­k (v.l.), Ingo Stucke Feride Ciftcy, Klaus Brandner, Hans-werner Heißmann-gladow, Hermann Hibbeler, Clea Stille und Manfred Heidbreder betrachten im „Gässchen“des Historisch­en Museums die Geschichte der AFA.
Foto: Barbara Franke Reinhard Wellenbrin­k (v.l.), Ingo Stucke Feride Ciftcy, Klaus Brandner, Hans-werner Heißmann-gladow, Hermann Hibbeler, Clea Stille und Manfred Heidbreder betrachten im „Gässchen“des Historisch­en Museums die Geschichte der AFA.

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