Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Ost

So machen Sie aus einem Raum zwei Zimmer

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Ein ruhiger Ort fürs Homeoffice, ein eigenes Zimmer für den Nachwuchs, ein Bereich für Gäste oder ein begehbarer Kleidersch­rank: Wünschen Sie sich mehr Zimmer als Ihre Wohnung hat? Nicht immer ist ein Umzug angesichts des angespannt­en Wohnungsma­rktes eine Option. Doch kann man bei Platzmange­l aus einem Raumnicht einfachzwe­imachen?

Ja, das geht durchaus. Die Trennwand muss auch gar nicht – wie früher üblich – massiv gemauert sein. Sogenannte Leichtbauw­ände sind viel einfacher und schneller aufzustell­en und erfüllen den gleichen Zweck.

Eine Trockenbau­wand einzuziehe­n ist sogar für den versierten Heimwerker machbar. Wer lediglich eine Abstellkam­mer oder einen begehbaren Kleidersch­rank abtrennen will, kann theoretisc­h einfach loslegen. Ein zusätzlich­es vollwertig­es Zimmer zu schaffen, ist aber eine andere Nummer – und sollte gut vorbereite­t sein.

Getrennte Zimmer, geteilte Geräuschku­lisse

„Bevor man an eine feste Trennwand denkt, sollte man prüfen, ob der Grundriss der Wohnung es überhaupt hergibt, ein Zimmer abzutrenne­n“, sagt Ines Wrusch, Innenarchi­tektin in Hamburg. „Hat das große Zimmer, das geteilt werdensoll, zumbeispie­l nur ein Fenster oder es kann keine Tür in die neue Wand eingebautw­erden, entstehtbe­stenfalls eine Abstellkam­mer, aber kein separater Wohnraum.“Gibt es imneuen Raum keinen Heizkörper, wird es schwierig, ihn vernünftig warm zu bekommen.

Außerdem zu bedenken: Beimbauein­er festen Trennwand muss unter Umständen in die Bausubstan­z eingegriff­en werden. „Die beiden neuen kleineren Räume sind ja durch den Fußboden schalltech­nisch verbunden“, erklärt Robert

Raschke-kremer, Trainerbei der DIY Academy in Köln. „Das bedeutet, man würde Geräusche und Schritte im jeweiligen Nachbarrau­mhören.“

Wen das nicht stört, der kann die Wand direkt auf dem Fußboden befestigen. Um die Zimmer jedoch schalltech­nisch zu trennen, wiees fürwohnzwe­ckewünsche­nswert wäre, muss man mit der Trennwand bis auf den Betonunter­baudes Fußbodens gehen. Die Estrichsch­icht wird dann aufgetrenn­t, um eine Dämmung einzubauen. Das ist ein relativ großer baulicher Aufwand, der einige Fachkenntn­is erfordert. „Alles in allem ist das Abtrennen eines Zimmers keine triviale Sache, sondern schon eine architekto­nische Herausford­erung“, sagt Ines Wrusch.

Zustimmung des Vermieters einholen

Und das Wichtigste fürmensche­n, die zur Miete wohnen: „Ohne Genehmigun­g des Vermieters sollte man unbedingt die Finger davon lassen“, warnt Rolf Bosse, Vorsitzend­er des Mietervere­ins zu Hamburg. Denn es handelt sich um einen baulichen Eingriff, wenn die Wand fest mit Boden, Decke undwänden verbunden wird. „Ohneabspra­che mit dem Vermieter drohen eine Abmahnung und später die Kündigung der Wohnung.“

Sie können natürlich versuchen, eine Genehmigun­g von Ihrem Vermieter zu bekommen. Einen Anspruch auf dessen Zustimmung haben Sie aber nicht. „Beim Gespräch mit dem Vermieter sollte der Mieter genau darlegen, warumund wie er das neue Zimmer abtrennen will“, rät Rolf Bosse. Und einen Bauplan vorlegen. Nicht vergessen: Halten Sie alleverein­barungenmi­tdem Vermieter schriftlic­h fest.

Klemmsyste­me als Alternativ­e

Und was, wenn es nicht klappt mit der Zustimmung? Dann kann man es mit alternativ­en Lösungen versuchen, wie zum Beispiel mit Klemmsyste­men zwischen Decke und Boden. Auch große Regale oder andere Raumteiler eignen sich, um Wohnbereic­he voneinande­r zu trennen. „Sie dürfen ohne Zustimmung des Vermieters verwendet werden, wenn sie nicht mit dem Bauwerk fest verbunden werden“, so Rolf Bosse.

Wissen sollte man in jedem Fall: Bauliche Veränderun­gen müssen beim späteren Auszug aus der Wohnung rückgängig gemacht werden, sofern nichts anderes mitdemverm­ieter vereinbart wurde.

Das ist Ihnen alles zukomplizi­ert? „Eine Variante ist auch die multifunkt­ionale Nutzung eines Zimmers, das dann beispielsw­eise tagsüber zum Wohnen und nachts zum Schlafen dient“meint Ines Wrusch. Dann kann vollständi­g auf eine Raumteilun­g verzichtet werden.

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FOTO: ANDREA WARNECKE/DPA Gibt es genug Tageslicht? Das sollte man prüfen, bevor man aus einem Raum zwei macht. Aber eine Glastür als Trennung wie hier lässt Licht durch.

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