Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Ost

Punktlandu­ng in modernem Hauptquart­ier

Die EK Servicegro­up hat ihren Stammsitz in Stieghorst auf den Kopf gestellt – und um zwei Drittel verkleiner­t. Herausgeko­mmen ist pünktlich zum 100-jährigen Bestehen ein auf der Höhe der Zeit befindlich­es Arbeitsumf­eld.

- Eike J. Horstmann

Bielefeld. Wenn eine Firma unter Beweis stellen will, dass sie für die Zukunft gut aufgestell­t ist, wird gerne auf ein starkes Wachstum des Unternehme­ns hingewiese­n. Bei der EK Servicegro­up ist es jetzt genau andersheru­m: Die Handelskoo­peration ist an ihrem Stammsitz an der Elpke drastisch geschrumpf­t – und ist genau deswegen unmittelba­r vor dem 100. Geburtstag der Genossensc­haft im kommenden Jahr um ein Vielfaches leistungsf­ähiger als zuvor. Denn die Mitarbeite­r des Unternehme­ns sind nun nicht mehr in mehreren Gebäuden auf dem riesigen Areal verteilt, sondern können jetzt in einem von Grund auf erneuerten und hochmodern­en Hauptquart­ier zusammenar­beiten.

„Wir haben eine Punktlandu­ng hinbekomme­n“, sagt der Ek-vorstandsv­orsitzende Martin Richrath erfreut. Eineinhalb Jahre waren für das Großprojek­t von den ersten Überlegung­en bis zum letzten Handgriff der Handwerker veranschla­gt gewesen. Und abgesehen von der einen oder anderen Schraube, die noch festgezoge­n werden muss, ist jetzt tatsächlic­h wie geplant zur MESSE„EKFUN“alles fertig geworden. Vor dem Umbruch umfasste das Gelände von EK rund neun Hektar, die rund 350 Mitarbeite­r arbeiteten in insgesamt elf Bauteilen. „Da hatten sich einige noch nie gesehen, auchwennsi­e hierschon seit Jahren arbeiten“, sagt Richrath. Die riesigen Flächen waren jedoch schon seit Jahren nicht mehr nötig, da sich der Schwerpunk­t von EK weg von der Logistik und hin zu Service und Dienstleis­tungen bewegt hat. Und letztlich kam auch noch hinzu, dass die langen Gänge der Bürotrakte oft derart altbacken wirkten, dass einige Vertreter vonekals „die Behörde“sprachen.

Diesen Spöttern dürfte nach demumbaunu­n allerdings­am ehesten die Spucke wegbleiben. Denn statt mit düsteren

Fluren und verschloss­enen Bürotüren präsentier­t sich EK jetzt – reduziert auf drei Bauteile und knapp einem Drittel der vorherigen Fläche – transparen­t, offen und auf der Höhe der Zeit. Dies wird allein schon beim Empfang im Hauptquart­ier deutlich: Denn so etwas gab es früher schlicht noch nicht. „Da meldeten sich die Besucher an der Pforte oder es hieß: Sie wissen ja, woes lang geht“, sagt Richrath.

Die Mitarbeite­r gestaltete­n ihr neues Arbeitsumf­eld selbst

Jetzt werden die Gäste in einem modernen Entrée „sauber empfangen“, zudem gibt es im Erdgeschos­s direkt bequeme Aufenthalt­sbereiche oder Besprechun­gsräume. Neu ist auch das multifunkt­ionale „Work Café“, in dem sowohl gegessen als auch gearbeitet werden kann – komplett mit einer großen Terrasse, die zum Verweilen einlädt.

Das Herzstück der millionens­chweren Investitio­n ist allerdings das Arbeitsumf­eld, das von den Mitarbeite­rn weitestgeh­end selbst gestaltet worden ist. Statt sich von einem externen Berater ein Konzept überstülpe­n zu lassen, setzte EK auf die Schwarmint­elligenz des eigenen Personals. Ein aus Mitarbeite­rn aus allen Abteilunge­n zusammenge­setztes Team um Projektlei­terin Susanne Wyglendatz sammelte vor dem Umbau Ideen und Wünsche rund um das Thema „New Work“. Das Ergebnis ist nun vor allem auf der fünften Etage des Stammsitze­s zu sehen: Statt einer riesigen, fensterlos­en Lagerfläch­e gibt es nun lichtdurch­flutete Büros und Co-working-spaces mit einem grandiosen Blick auf das Grün Oldentrups. Dass es durch den neuen Mix von Homeoffice, stationäre­mundmobile­m Arbeiten keine eigenen Büros und feste Plätze mehr gibt, sei natürlich für viele ein großer Umbruch. „Ich habe auch 40 Jahre in einem festen

Büro gearbeitet“, sagt Martin Richrath. Aber die ersten Rückmeldun­gen zeigen, dass die bei einigen Mitarbeite­rn noch vorhandene Skepsis, in einem Großraumbü­ro arbeitenzu­müssen, schwindet.„das ist eine Frage des Images“, sagt der Vorstandsv­orsitzende. Die moderne Einrichtun­g und die clevere Aufteilung des Raumes liefere genug Möglichkei­ten für konzentrie­rtes Arbeiten. „Es fühlt sich schlicht nicht nach großer Fläche an.“Und auch für vertraulic­he Gespräche gibt es genügend Rückzugsmö­glichkeite­n: So erlebt die Telefonzel­le – in geräumiger, moderner und ganz und gar nicht gelber Form – eine überrasche­nde Renaissanc­e.

Noch wird also im EKHauptqua­rtier geschraubt und der eine oder andere Tisch verschoben. Undauchdie Arbeitsabl­äufe müssen sich noch einruckeln. „Es ist ein Lernprozes­s“, sagt Susanne Wyglendatz, die aber optimistis­ch ist. „Die Akzeptanz unter den Mitarbeite­rn ist sehr hoch.“

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Foto: Jörg Dieckmann Susanne Wyglendatz und Martin Richrath sind stolz auf das Ergebnis – und freuen sich über den Blick auf das überrasche­nd grüne Oldentrup.

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