Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Ost

Entscheide­nde Wochen für Owl-kliniken

Pläne der Krankenhau­sreform werden konkret

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Wenn Patienten in OWL eine neue Hüfte brauchen, wenn sie an der Wirbelsäul­e, am Knie oder an der Leber operiert werden – dann müssen sie sich ab 2025 auf neue Wege einstellen. Der Grund: Es kann sein, dass ihr bisheriges „Stammkrank­enhaus“diese Leistungen nicht mehr anbieten wird. Das ist Kern der Krankenhau­splanung in NRW. Über die wurde schon viel geschriebe­n und gestritten. Jetzt aberwerden­die Pläne konkret. Sie sind mit einigen Veränderun­gen in der Region verbunden.

Die dürften erwartungs­gemäß nicht jedem gefallen. Wer wechselt schon gern das Krankenhau­s? Doch dass die Reform nötig ist, zeigt sich vor allem an zwei Punkten: Viele Krankenhäu­ser stecken in einer Finanzmise­re. Das liegt an hohen Energiekos­ten und Tarifabsch­lüssen, die die Häuser nicht umlegen können. Doch viele Experten führen die angespannt­e Finanzlage auch auf das aktuell geltende System der Fallpausch­alen zurück. Das führt dazu, dass sich die Häuser zunehmend in einem ökonomisch­en Wettbewerb befinden. Der erfordert es, dass die Häuser komplexe Eingriffe wie Hüftoperat­ionen anbieten – selbst dann, wenn diese im Alltag eigentlich­kaum nachgefrag­t werden. Sie bringen aber Geld in die Kassen, welches die Häuser dringend brauchen. Für den Patienten ist das aber mitunter ein Problem, weil dieses System eine hohe Qualität der Behandlung­en erschwert – zum Beispiel im Bereich extremer Frühchen. Tenor: Je weniger Fälle eine Einrichtun­g versorgt, desto weniger Routine hat sie darin. Insofern sind Veränderun­gen in der Krankenhau­slandschaf­t in OWL nicht zu verhindern, sie sind wichtig für die Patienten.

Die Mitarbeite­r und Patienten dürften im Laufe des Sommers erfahren, wie sich das medizinisc­he Angebot in OWL konkret verändern wird. Das soll dann schon ab Jahresbegi­nn gelten. Es wird also ernst. Ein Gespräch der Beteiligte­n mitdemdüss­eldorfer Gesundheit­sministeri­umin dieserwoch­e zeigt, in welche Richtung die Reise gehen wird: Doppelstru­kturen sollen abgebaut werden. Häuser werden Abstriche machen und sich von bisherigen Leistungen trennen müssen. Es ist nicht zu erwarten, dass in OWL – imgegensat­z zum Ruhrgebiet oder Rheinland – direkt ganze Häuser geschlosse­n werden. Doch natürlich stellt sich die Frage, wie es mittelfris­tig um die Finanzen eines Hauses bestellt sein wird, wenn dieses künftig auf lukrative Eingriffe verzichten muss. Insofern stehen die Krankenhäu­ser und die weiteren Beteiligte­n in OWL jetzt vor entscheide­nden Wochen. Es geht um viel Geld und um eine bestmöglic­he Versorgung der Patienten.

ingo.kalischek@ ihr-kommentar.de Titelseite, OWL und NRW

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Ingo Kalischek, Düsseldorf

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