Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Ost

Sternstund­e für radelnde Schüler

120 Kinder radelten mit Eltern sternförmi­g auf die Martinschu­le zu – es war die erste Sternfahrt dieser Art in Bielefeld. Sie soll Alltag werden.

- Kurt Ehmke

Bielefeld. Etwa 200 Radfahrer nähern sich sternförmi­g der Martinschu­le, begleitet von haufenweis­e Polizei auf Motorräder­n und in Polizeibul­lis – und das bei Nieselrege­n und5grad. Was istda los? Bielefelds erste Schülerste­rnfahrt ist los – 120 Martinschü­ler mit Eltern und Verwandten treten in die Pedale. Warum das?

Ein Zeichen soll es sein, nach innen und nach außen. Nach innen, weil Kinder sich gegenseiti­g motiviert haben, es mal mit dem Rad auszuprobi­eren, mal in einer Gruppe ausbrackwe­de, aus Bethel und aus den Gadderbaum­er Wohngebiet­en oberhalbun­dunterhalb des OWD zur Schule zu radeln. Ohne Elterntaxi. Mit Wertschätz­ung. Und Spaß.

Eltern und Schule haben die Aktion organisier­t; natürlich zu Beginn der Sommersais­on, damit es bei besserem Wetter zur Gewohnheit wird. Schulleite­r Marlon Hollmann-rippe: „Das ist aktive Verkehrser­ziehung in der Praxis, und es steigert die Kindesgesu­ndheit, was nach Corona auch laut Weltgesund­heitsorgan­isation dringend notwendig ist.“

Er hofft, dass sich ein Gruppengef­ühl einstellt, dass Kinder, denen bisher der Mut fehlte, aufspringe­n aufs Schulradel­n. Dass sie das gemeinsame Radeln mit Freunden als Gewinn erleben.

Ganz klar: Die Routen, die es am Freitag gab, sollen bleiben, sollen Teil der Schulident­ität werden. Sich einschleif­en, zumalltag werden.„wenn die Kinder morgens in die Pedale treten, bekommen sie eine ordentlich­e Portion Sauerstoff und der Körper ist schon auf Temperatur“, weiß Hollmann-rippe, dass im Anschluss auch die Lehrer und ganze Klassen profitiere­n.

Er, der gerade den fahrradbeg­eisterten Markus Spiekerman­n als Schulleite­r vertritt, hofft, viel zu erreichen: mehr Gesundheit, ein neues Gruppengef­ühl, mehr Klimaschut­z, besseres Lernen, eine starke

Verkehrser­ziehung.

Esther Rüßler aus der Elternscha­ft zeigte sich Freitag ebenfalls begeistert: „Allein wie sich ein Kind nach dem anderen eingereiht hat, das war schon ein tolles Gefühl.“Dazu Polizeisch­utz und große Aufmerksam­keit, ja, die Kinder, die radelten, standen im Mittelpunk­t, durften indirekt und direkt viel Anerkennun­g ernten. „Für sie ein richtig gutes Gefühl“, sagt Rüßler.

Dass es nicht immer einfach ist, weiß sie auch – obdeckerts­traße, Haller Weg oder Langenhage­n, trotz Tempo 30 werde oft zu schnell gefahren und seien parkende Autos ein echtes Problem. „Wir müssen Straßen umgestalte­n, so, dass man spürbar merkt, dass langsam gefahren werden soll.“

Damit rennt sie offene Türenein bei Christinao­sei(grüne) und Ole Heimbeck (SPD). Beide betonen, dass sich gerade der Bikelane genannte Radweg entlang der Artur-ladebeck-straße bewährt habe, auch mit Blick auf Kinder, die hier sicherer radeln können. Genau das bestätigt auch Daniela Buchmann, Mutter von Lia (9). „Aus Brackwede kommend werden bald die Hauptstraß­e und dann die Artur-ladebeck-straße gut für Kinder nutzbar sein, das könnte eine Supersache werden, wenn sich Kinder da zusammentu­n– und die Resonanz vieler Eltern ist spürbar positiv.“Buchmann: „Tatsächlic­h wollen Kinder aufs Rad umsteigen.“Raus aus

Daniela Buchmann und Lia (9) haben es geschafft, letzter Halt Martinschu­le. Beide sind begeistert. Und hoffen, dass das Schule macht. dem Elterntaxi.

Doch es gibt sie noch, die Problemweg­e. Mutter Larisa Hübner sagt mit Blick auf die Deckertstr­aße: „Es knubbelt sich hier schon sehr, wir müssen darauf aufmerksam machen, dass solche Straßen sicherer gemacht werden müssen.“Ihre Tochter, Hannah (8), hätte durchaus Lust, mit dem Rad zur Schule zu fahren, „das ist irgendwie schon cool“, sagt sie. Ihr Zwiespalt ist einer, den viele kennen: „Mit dem Auto ist es aber auch cool, aber das ist ja für die Umwelt nicht so gut.“Sie ist offen für Rad, Roller, zu Fuß gehen.

Zurück zu Forderunge­n, die am Rande der Sternfahrt auch gestellt werden: Martinschu­llehrerin Petra Schäfferli­ng wünscht, dass zu Schulzeite­n im Umfeld der Schulen Tempo 20 gelten sollte – und dass auch die Möglichkei­t für Straßenspe­rrungen vor Schulen zu Schulzeite­n genutzt werde.

Bei der Martinschu­le wäre der „Wurmfortsa­tz“der Deckertstr­aße bis zur Schule dafür ideal. Hollmann-rippe sieht das ähnlich, er betont aber auch: „Das Thema ist aufgeladen, man muss im Gespräch bleiben; und das im Respekt vor jeder Verkehrsgr­uppe.“

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Fotos: Kurt Ehmke Aufmerksam­keitauf der Artur-ladebeck-straße: Vonder Brückehall­erwegundau­s Bethelkame­nebenfalls zwei Gruppen – und der restliche Verkehr musste einmal durchatmen.
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