Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Süd
Herr Linnemann, was sagen Sie als CDU-Bundestagsabgeordneter: Was ist wichtiger für Deutschland: Dass Joachim Löw Fußball-Bundestrainer bleiben will oder dass Angela Merkel gestärkt aus dem Asylstreit herauskommt?
CARSTEN LINNEMANN: Für Deutschland ist die Einigung im Asylstreit wichtiger. Ein Bruch der Fraktionsgemeinschaft hätte fatale Folgen für das politische Koordinatensystem gehabt. Und zu Jogi Löw: Hier bin ich sehr gespannt, wie der Bundestrainer das Abschneiden der Mannschaft erklären wird.
Haben der parteipolitische Streit der CSU und das spezielle Verhalten von Horst Seehofer im Ergebnis die politische Zukunft der Kanzlerin gerettet? LINNEMANN: Einen solchen Zusammenhang sehe ich nicht. Ich halte es aber für bemerkenswert, dass die Fraktion von CDU und CSU richtig Druck aufgebaut und glasklar deutlich gemacht hat, man will sich nicht auseinanderdividieren lassen. Die Fraktion hat sich emanzipiert. Dieses Selbstbewusstsein steht der Fraktion gut zu Gesicht.
Nach dem Streit stellt sich doch die Frage: Wird es Zeit für einen Generationswechsel bei den Politikern, weg vom Machoverhalten älterer Amtsverwalter? LINNEMANN: Machoverhalten ist generell nicht angebracht, auch nicht in der Politik. Richtig ist, dass ein Erneuerungsprozess bereits begonnen hat – inhaltlich wie personell.
Wann findet in der Union die offene Richtungsdebatte statt, um zu klären, soll es einen Rechtsruck geben oder verharrt man mit Merkel Mitte links? LINNEMANN: Das Gerede vom Rechtsruck ärgert mich immer wieder. Damit wird man der Sache nicht gerecht, denn im Kern geht es um die Durchsetzung von Recht und Ordnung. Und die Debatte über Inhalte findet bereits statt.