Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Süd
Der Medienkonzern fürchtet, gegen Facebook und Co den Kürzeren zu ziehen
■ Gütersloh (nw). Bertelsmann-Chef Thomas Rabe fordert fairere Bedingungen im Wettbewerb mit den übermächtigen amerikanischen Tech-Konzernen von Amazon bis Facebook.
Allein in Deutschland, Frankreich und Großbritannien sorge die Kreativbranche für mehr als zwei Millionen sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze. Sie leisteten einen maßgeblichen Beitrag zu einer pluralistischen Gesellschaft. „Doch die Kreativbranche steht am Scheideweg“, sagt Rabe. Tech-Plattformen wie Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Google würden immer mehr zu Wettbewerbern. „Wenn der Politik an einer starken europäischen Kreativindustrie gelegen ist, muss sie dringend handeln“, fordert Rabe. Der Datenschutz dürfe nicht überborden, nennt er ein Beispiel. „Wenn die Datennutzung zu stark einschränkt wird, droht Europa den Anschluss im Bereich künstliche Intelligenz zu verlieren.“Als weiteren Knackpunkt wertet Rabe das Kartellrecht, das auf europäische oder nationale Märkte ziele. Das habe zur Folge, dass RTL und Pro 7/Sat.1 keine gemeinsame Video-onDemand-Plattform gründen durften, Facebook aber Instagram und Whatsapp schlucken durfte. Auch mit der ungleichen Besteuerung ist Rabe nicht zufrieden. Bertelsmann zahle rund 30 Prozent Steuern, viele Tech-Plattformen dagegen nur 9,5 Prozent. Problematisch findet Rabe die diskutierte Besteuerung von Digitalumsätzen in Europa, die zu einer Doppelbelastung der hiesigen Kreativindustrie führe. Bertelsmann-Chef Thomas Rabe.