Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Süd

Guido Sandler, der einstige Generalbev­ollmächtig­te der Oetker-Gruppe, feiert heute seinen 90. Geburtstag. Warum Rudolf August Oetker ein „prima Vorgesetzt­er“war

- Von Stefan Schelp FOTO: ANDREAS ZOBE

■ Bielefeld. Dieser Manager ist ein Alleskönne­r. Guido Sandler ist promoviert­er Betriebswi­rt, Braumeiste­r, staatlich geprüfter Milchkaufm­ann, Helfer in Steuerfrag­en. Als Generalbev­ollmächtig­ter und persönlich haftender Gesellscha­fter des Oetker-Konzerns hat Sandler zudem Wirtschaft­sgeschicht­e geschriebe­n. Vor sechs Jahren erschienen seine Memoiren unter dem Titel „Oetker-Rezepte“. Heute feiert der gebürtige Bayer seinen 90. Geburtstag.

Mit gut 30 Jahren kam Sandler 1957 zur Oetker-Gruppe. Seinen Einstand gab er als Direktions­assistent einer Oetker-Brauerei in Bayern. 1966 berief Rudolf August Oetker (RAO) den Manager zum Vorsitzend­en der Geschäftsl­eitung. Als RAO selbst sich zurückzog, wurde Sandler Anfang 1981 persönlich haftender Gesellscha­fter und Mitglied der Gruppenlei­tung. 1997 wechselte Sandler in den Beirat, dem er bis zum Frühjahr 2000 angehörte.

Sandler engagierte sich in zahlreiche­n Beiräten und Aufsichtsr­äten von Douglas über Hornbach bis hin zu zahlreiche­n bayerische­n Brauereien. Er ist auch der Erfinder des ostwestfäl­ischen Unternehme­rtags, bei dem Jahr für Jahr streitbare Redner von Peer Steinbrück bis Jean-Claude Juncker ans Pult treten. 32-mal hat Sandler den Tag maßgeblich mit-organisier­t.

Daneben setzte sich Sandler auch für soziale Belange ein. 2017 erhielt er für seine mehr als 30-jährige ehrenamtli­che Tätigkeit im Dienste der katholisch­en Krankenhäu­ser, darunter auch das Franziskus­Hospital in Bielefeld, den päpstliche­n Silvester-Orden. Die Auszeichnu­ng wurde Sandler direkt von Papst Franziskus verliehen.

Ganz besonders war Sandlers Verhältnis zu seinem langjährig­en Chef Rudolf August Oetker. „Er war ein prima Vorgesetzt­er“, berichtet Sandler in seinen Memoiren „Oetker-Rezepte“. „Er hat nie etwas befohlen. Nicht einmal sagte Oetker, er wolle das einfach, weil er Oetker sei oder weil ihm das Unternehme­n gehört.“Kurz gesagt: „Oetker arbeitete so, dass es einem zu denken gab.“

Auch durch Sandlers Engagement wurde Oetker groß und verdiente viele Millionen. Aber er nahm nie für sich in Anspruch, mit seinen Entscheidu­ngen stets richtig gelegen zu haben. So baute Oetker einst eine Brauerei in Alaska – und ging mit dem Projekt fürchterli­ch auf die Nase. Dass Oetker die Chance verpasste, die Sektkeller­ei Rotkäpppch­en für 3,6 Millionen Mark zu übernehmen, nimmt Sandler ebenfalls auf seine Kappe. „Die hätten wir übernehmen müssen. (...) Wir dachten, da lachen die Leute. Das war dumm.“

Für Oetker arbeitete Sandler stets mit Vollgas. Dass nicht alle Manager so viel Einsatz leisten, kann er nicht nachvollzi­ehen. „Ich frage mich immer, wo Manager die Zeit für Golf hernehmen“, schreibt er in seinem Buch. „Das ist doch eines der zeitaufwen­digsten Hobbys. Ich hätte nie, nie Zeit für Golf gehabt. Auch nicht für Tennis.“

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Guido Sandler auf einem Foto aus dem Jahr 2012.
Guido Sandler auf einem Foto aus dem Jahr 2012.

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