Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Süd
Der verletzte kolumbianische Mittelfeldspieler weint nach dem Elfmeter-K.o. gegen England bittere Tränen. Die Südamerikaner stehen jetzt vor einer ungewissen Zukunft
■ Moskau (sid). Mit seinem Schmerz war James Rodriguez ganz alleine. Noch lange nach dem Schlusspfiff kauerte er verloren auf der Ersatzbank, mit Tränen in den Augen, während in der Ferne die englischen Sieger herumalberten und feierten. Kolumbiens verletzter Star hatte während des WM-Achtelfinals auf der Tribüne gebangt, gejubelt und gehofft. Am Ende des ElfmeterDramas weinte er hemmungslos – und wurde zur tragischen Symbolfigur des Scheiterns der Südamerikaner.
Es war bereits 1.14 Uhr, als der Mittelfeldspieler von Bayern München im Gänsemarsch hinter seinen Teamkollegen zum Mannschaftsbus vor dem Moskauer SpartakStadion trottete, den Blick stur geradeaus gerichtet. Sprechen wollte James nicht, zu brutal war der K.o. gegen England (3:4 i.E., 1:1 n.V.). Sein Seelenleben offenbarte er auf Instagram. Dort postete er ein Foto seiner einsamen Trauer auf der Ersatzbank – darunter das Symbol eines gebrochenen Herzens. „Einer unser Schlüsselspieler hat gefehlt“, sagte Trainer Jose Pekerman und ließ keinen Zweifel daran, dass der Verlust des Spielmachers nicht aufzufangen war: „James ist ein Spieler von ungeheurer Wichtigkeit, um unserem Spiel Kreativität und Struktur zu geben. Das war entscheidend.“
Zwar hatte die medizinische Abteilung in den vergangenen Tagen fieberhaft versucht, James’ Bluterguss in der rechten Wade zu kurieren, doch alle Mühe war vergebens. Auf der Tribüne erlebte der 26-Jährige eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Konsterniert den Kopf auf die Hände gestützt bei Harry Kanes Führungstor vom Elfmeterpunkt (57.), kaum einzufangen beim Last-Minute-Ausgleich von Abwehrturm Yerry Mina. Nervös gestikulierend in der Verlängerung, motivierend in der Halbzeit im Mannschaftskreis, trauriges Häufchen Elend am Ende.
Die Cafeteros stehen nun vor einer ungewissen Zukunft. Ob Pekerman Trainer bleibt, ist unklar. Seit 2012 betreut er die Kolumbianer, führte sie zu zwei Weltmeisterschaften, aber sein Vertrag läuft aus. Für die heimischen Medien scheint der Umbruch auf der Trainerbank schon sichere Sache, so schrieb die Zeitung El Espectador vom „besten Ende der Ära Pekerman“.