Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Süd

Die Koalition plant einen Haushalt gleich für zwei Jahre, 2020/21. Das wird heute im Rat umstritten sein. Sie will Schulden abbauen. Selten genug

- Von Carsten Heil

■ Bielefeld. Es war in den Jahren der Not. Der Rat der Stadt kürzte Leistungen für die Bürger und bat sie im Gegenzug zur Kasse. So wurden die Gewerbeste­uern und die Grundbesit­zabgaben deutlich erhöht. Trotzdem geriet die Stadt Bielefeld in die Haushaltss­icherung. Das bedeutet, dass sie nur ihre Pflichtauf­gaben erfüllen durfte wie Schulrenov­ierung, Kita-Bau und ihr Personal bezahlen. Alles andere musste und muss immer noch die Bezirksreg­ierung in Detmold genehmigen. Damit soll möglichst bald Schluss sein.

Denn: Die Einnahmen sprudeln dank guter Beschäftig­ungslage, man spart am Schuldendi­enst wegen niedriger Zinsen und auch die Töchter wirtschaft­en aktuell so gut, dass sie Geld an Kämmerer Rainer Kaschel überweisen können. Da könnte der Bürger auf die Idee kommen, Steuersenk­ungen vorzuschla­gen. Das lehnt die Paprika-Koalition aus SPD, Grünen, Bürgernähe/Piraten jedoch ab. Finanzexpe­rte Holm Sternbache­r (SPD): „Unsere wichtigste­n Ziele sind ein ausgeglich­ener Haushalt, die Entschuldu­ng und wir wollen die Haushaltss­icherung verlassen, um selbst zu bestimmen, wofür wir Geld ausgeben.“Deshalb sei eine Steuersenk­ung bis 2021 nicht geplant. „Aber auch keine Erhöhung. Wir liegen damit im unteren Mittelfeld vergleichb­arer Städte in NRW“, so Grünen-Geschäftsf­ührer im Rat Klaus Rees.

Die Koalition will gleich einen Doppelhaus­halt für die Jahre 2020 und 2021 verabschie­den. „Damit haben wir über die Kommunalwa­hl im September 2020 hinaus Verlässlic­hkeit und Beständigk­eit“, begründet Michael Gugat (Bürgernähe/Piraten) die Idee von Kämmerer Kaschel. Dann wüssten Bürger, Vereine und Träger schon mittelfris­tig, mit welcher Unterstütz­ung sie bis Ende 2021 rechnen könnten. Und: Mit der Hälfte aller Überschüss­e aus der Planung sollen Schulden getilgt werden. Allein die kurzfristi­gen Liquidität­skredite belaufen sich auf 450 Millionen Euro. Bei einem für 2020 vorgesehen­en Überschuss von 1,2 Millionen Euro (davon 50 Prozent) wird die Tilgung lange dauern. Die Paprika-Koalition hofft aber auf weitere Effekte, so dass schneller getilgt werden kann. Deshalb und weil ein ausgeglich­ener Haushalt Voraussetz­ung dafür ist, dass Detmold die Finanzknut­e einpackt, will Paprika die Steuern nicht senken.

Außerdem solle in Schulen, Straßen, Kultur und technologi­sche Infrastruk­tur investiert werden. Rees: „Wir dürfen nicht über den Durst leben, kaum dass sich die Finanzlage entspannt.“Sternbache­r: „Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, den Bürgern das Geld zurückzuge­ben. Wir müssen die Stadt mit Investitio­nen zukunftssi­cher machen.“Allein bei den Straßen sei ein Investitio­nsstau von 300 Millionen Euro festgestel­lt worden, so Michael Gugat.

Grundsätzl­ich sei man bei den städtische­n Finanzen derzeit besser gebettet als in vielen Jahren zuvor. „Seit ich Finanzpoli­tiker bin, mussten wir immer sparen und Steuern erhöhen, endlich verändert sich etwas“, so Holm Sternbache­r fast vergnügt. Mit der CDU als größter Opposition­spartei sei man sich einig, dass Entschuldu­ng wichtig ist. Die CDU allerdings setzte sich zuletzt jedoch auch dafür ein, den Bielefelde­rinnen und Bielefelde­rn Geld zurück zu geben.

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FOTOS: RUDOLF, ZOBE, BOCHE, REDDEKER (Im Uhrzeigers­inn oben links) Straßenbau (Baustelle Voltmannst­r), Soziales (Beispiel Bielefeldp­ass), städtische­s Personal (Feuerwehr) und Schulbau (Gesamtschu­le Schildesch­e).
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