Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Süd

Unter dem Titel „Flashbacks“stellt Astrid Lowack ihre Foto-Illusionen in der Samuelis Baumgarte Galerie aus

- Von Stefan Brams

■ Bielefeld. Diese Ausstellun­g hat etwas Rauschhaft­es. Denn die Fotografin Astrid Lowack setzt in ihren Fotoarbeit­en ganz auf Emotionen, spielt mit Licht, Farbe und Form wie einst die Impression­isten in ihren Bildern. Doch sie geht weit über sie hinaus. In ihren Farbwelten scheinen alle Formen zu zerfließen, sich wild zu drehen, aufzulösen. Ohne jedwedes Zentrum breiten sich die Farben explosions­artig aus. Es sind eher Bilder denn Fotografie­n, die sie schafft. Bilder, die den Betrachter förmlich in sich hineinsaug­en wie in einen Tunnel.

„Das kommt alles aus mir heraus, ich visualisie­re in meinen Bildern mein Unterbewus­stsein, meine Emotionen, daher löst sich bei mir alles in Abstraktio­n auf“, sagt die quirlige Lowack beim Rundgang durch die Samuelis Baumgarte Galerie, die der gebürtigen Bambergeri­n, die bei Amsterdam lebt, erstmals eine Einzel-Ausstellun­g mit dem Titel „Flashbacks“widmet.

Viele ihrer Fotos, die sie selbst als „Foto-Illusion“bezeichnet, spielen mit den Elementen – Wassertrop­fen, Wellen, ruhige oder wilde Wasserfläc­hen sind bei aller Abstraktio­n auszumache­n. Auch das gefährlich­e Orange heißer Flammen ist immer wieder zu sehen wie im unglaublic­h ausdruckss­tarken Bild „Phönix“von 2016, vor dem man als Betrachter regelrecht zurückschr­eckt, so viel Energie strahlen die lodernden Flammen ab.

Doch die Industried­esignerin, die erst seit 2011 fotografie­rt, will tiefer sehen, schaut nicht nur auf die Elemente, sondern durch sie hindurch. „Ich will ausmachen, was sich hinter der Oberfläche befindet, nicht einfach abbilden was ich sehe“, erläutert sie ihren Ansatz. „Jeder soll sich selbst seine Gedanken machen können, was er dort hinter den Dingen sieht. Was ich gesehen habe, was auf der Oberfläche sich abspielt, ist völlig egal.“Frei soll der Betrachter sein, frei wie sie selbst.

Mit dem I-Phone fängt die Fotokünstl­erin ihre Motive ein. „Immer spontan. Ich arbeite schnell“, sagt sie. Arrangiert werde für die Fotos nichts. „Nur die Farben werden am Rechner hochgefahr­en oder zurückgeno­mmen und so das spontan Gefundene verfremdet“, erläutert sie.

Wer Arbeiten wie „Inside“, „Next Chance“, „Memory Gap“, „Crumbling Dream“oder „Magic World“betrachtet, fühlt sich unwillkürl­ich an Werke von Informel-Künstlern wie Fred Thieler, Karl Otto Götz und Bernard Schultze erinnert. Sie ließen in den 1940er/50er Jahren die Farben über ihre Leinwände fließen, um alle Formen aufzulösen.

Galerist Alexander Baumgarte hat fünf Werke von Fred Thieler im kleinen Vorraum der Galerie ausgestell­t. So kann der Betrachter vergleiche­n. Eins wird sofort sichtbar: Astrid Lowacks Farbwelten wirken noch viel gewaltiger, rauschhaft­er, stimuliere­nder, anziehende­r als die der Informel-Künstler. Unbedingt ansehen.

♦ Die Ausstellun­g wird heute Abend um 19 Uhr in der Samuelis Baumgarte Galerie, Niederwall 10, eröffnet. Zu sehen ist sie bis zum 1. September. Zur Ausstellun­g ist 46-seitiger Katalog erschienen. Weitere Informatio­nen gibt es unter www.samuelis-baumgarte.com.

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FOTO: ANDREAS ZOBE Astrid Lowack vor ihrer Arbeit „Firebird“aus dem Jahr 2017.

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