Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Süd
Unter dem Titel „Flashbacks“stellt Astrid Lowack ihre Foto-Illusionen in der Samuelis Baumgarte Galerie aus
■ Bielefeld. Diese Ausstellung hat etwas Rauschhaftes. Denn die Fotografin Astrid Lowack setzt in ihren Fotoarbeiten ganz auf Emotionen, spielt mit Licht, Farbe und Form wie einst die Impressionisten in ihren Bildern. Doch sie geht weit über sie hinaus. In ihren Farbwelten scheinen alle Formen zu zerfließen, sich wild zu drehen, aufzulösen. Ohne jedwedes Zentrum breiten sich die Farben explosionsartig aus. Es sind eher Bilder denn Fotografien, die sie schafft. Bilder, die den Betrachter förmlich in sich hineinsaugen wie in einen Tunnel.
„Das kommt alles aus mir heraus, ich visualisiere in meinen Bildern mein Unterbewusstsein, meine Emotionen, daher löst sich bei mir alles in Abstraktion auf“, sagt die quirlige Lowack beim Rundgang durch die Samuelis Baumgarte Galerie, die der gebürtigen Bambergerin, die bei Amsterdam lebt, erstmals eine Einzel-Ausstellung mit dem Titel „Flashbacks“widmet.
Viele ihrer Fotos, die sie selbst als „Foto-Illusion“bezeichnet, spielen mit den Elementen – Wassertropfen, Wellen, ruhige oder wilde Wasserflächen sind bei aller Abstraktion auszumachen. Auch das gefährliche Orange heißer Flammen ist immer wieder zu sehen wie im unglaublich ausdrucksstarken Bild „Phönix“von 2016, vor dem man als Betrachter regelrecht zurückschreckt, so viel Energie strahlen die lodernden Flammen ab.
Doch die Industriedesignerin, die erst seit 2011 fotografiert, will tiefer sehen, schaut nicht nur auf die Elemente, sondern durch sie hindurch. „Ich will ausmachen, was sich hinter der Oberfläche befindet, nicht einfach abbilden was ich sehe“, erläutert sie ihren Ansatz. „Jeder soll sich selbst seine Gedanken machen können, was er dort hinter den Dingen sieht. Was ich gesehen habe, was auf der Oberfläche sich abspielt, ist völlig egal.“Frei soll der Betrachter sein, frei wie sie selbst.
Mit dem I-Phone fängt die Fotokünstlerin ihre Motive ein. „Immer spontan. Ich arbeite schnell“, sagt sie. Arrangiert werde für die Fotos nichts. „Nur die Farben werden am Rechner hochgefahren oder zurückgenommen und so das spontan Gefundene verfremdet“, erläutert sie.
Wer Arbeiten wie „Inside“, „Next Chance“, „Memory Gap“, „Crumbling Dream“oder „Magic World“betrachtet, fühlt sich unwillkürlich an Werke von Informel-Künstlern wie Fred Thieler, Karl Otto Götz und Bernard Schultze erinnert. Sie ließen in den 1940er/50er Jahren die Farben über ihre Leinwände fließen, um alle Formen aufzulösen.
Galerist Alexander Baumgarte hat fünf Werke von Fred Thieler im kleinen Vorraum der Galerie ausgestellt. So kann der Betrachter vergleichen. Eins wird sofort sichtbar: Astrid Lowacks Farbwelten wirken noch viel gewaltiger, rauschhafter, stimulierender, anziehender als die der Informel-Künstler. Unbedingt ansehen.
♦ Die Ausstellung wird heute Abend um 19 Uhr in der Samuelis Baumgarte Galerie, Niederwall 10, eröffnet. Zu sehen ist sie bis zum 1. September. Zur Ausstellung ist 46-seitiger Katalog erschienen. Weitere Informationen gibt es unter www.samuelis-baumgarte.com.