Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Süd
„Liebe bringt alles ins Rollen“trägt anfangs arg dick auf, aber das legt sich zum Glück. Das Lichtwerk zeigt den Film
■ Bielefeld. Menschen mit Behinderungen sind im Film immer noch eine Seltenheit. Von daher punktet die französische Komödie „Liebe bringt alles ins Rollen“schon mal damit, dass die weibliche Hauptfigur Florence eine selbstbewusste, querschnittsgelähmte Profi-Geigerin und Tennisspielerin ist.
Im Zentrum des Films steht jedoch ein Mann: Jocelyn, ein eitler, ergrauter Schönling, der mit Turnschuhen reich geworden ist und einen roten Porsche fährt. Franck Dubosc schrieb sich die Rolle selbst auf den Leib und führte Regie.
Bei der Vorstellung des Sonnyboys zu Beginn des Films trägt Dubosc so dick auf, dass grober Klamauk zu befürchten ist. Aber zum Glück legt sich das. Jocelyn ist ein jungenhafter „Was kostet die Welt“-Typ, der nichts ernst nimmt, am wenigsten sich selbst. Er spinnt wüste Lügengeschichten („Die ganze Welt lügt“), die zunehmend erbärmlich wirken.
Routiniert checkt er bei Frauen Beine-Brüste-Po ab, Frauen sind für ihn nicht mehr als Trophäen. „Du bist ein Widerling“, diagnostiziert er sich im Selbstgespräch. Im Rollstuhl in der Wohnung seiner gestorbenen Mutter sitzend, trifft er auf eine junge Pflegerin, die ihn für gelähmt hält. Er klärt das Missverständnis nicht auf, glaubt, sie so leicht ins Bett zu bekommen. Die junge Frau aber will ihn mit ihrer im Rollstuhl sitzenden Schwester Florence (Alexandra Lamy) verkuppeln. Jocelyn entwickelt Gefühle für Florence. Er ist verwirrt. Es ist amüsant zu sehen, wie der Lügner im Rollstuhl immer wieder haarscharf an seiner unvermeidlichen Enttarnung vorbei schrappt. Die Story läuft in relativ erwartbaren Bahnen, und am Ende siegt natürlich die Liebe. Spannend wird es, wenn die Fassade des unbekümmerten Lebemannes Risse bekommt und hinter der Karikatur ein verlorener, emotional verkümmerter Mensch erscheint wirkt. Diese Momente sind anrührend, machen aber auch deutlich, dass der Film Potenzial hat, das nicht ausgeschöpft wird.
„Liebe bringt alles ins Rollen“ist holprig im Ton und flach in der Charakterzeichnung, unterhält aber passabel.
♦ Der Film läuft täglich um 19.15 Uhr im Lichtwerk im Ravensberger Park.