Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Süd

„In allen puppen steckt etwas von mir“

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- DIE FRAGEN STELLTE AN DR É BLICKEN S DORF

Herr Grammel, Ihre neue Show heißt„Wüns ch Dir was “. Was dürfen sich die zuschaueri­nnen und zuschauer denn alles wünschen, wenn Sie und ihre lustigen puppen abends auf der bühne das publikum unterhalte­n und zum Lachen bringen?

SASCHA GRAMMEL: Ganz einfach: Spaß, Spaß und noch mal Spaß. Jede Menge grammelige­r Blödsinn, skurrile Albernheit­en und auch fürs Herz ist natürlich wieder etwas dabei. Anders als in dieser wilden Kombinatio­n können meine Puppenkoll­egen und ich vermutlich auch gar nicht. ( lacht) Da„Wüns ch dir was“bereits mein fünftes Bühnen programmis­t, wissen meine zuschauer und treuen Fans glaube ich inzwischen, worauf sie sich freuen dürfen–und auch, worauf sie sich da manchmal einlassen müssen. Puppet Comedy, FSK 0, Bauchredne­r-ehrenwort!

Wie entwickeln Sie Ihre Programme und wie lange dauert es von der ersten Idee bis zur Premiere und dem Tourstart?

GRAMMEL: Tatsächlic­h vergehen circa zweieinhal­b Jahre zwischen meinen ersten Ideen und der Live-premiere. Zu Beginn sitze ich ja leider immer erst mal vor einem komplett leeren Blatt Papier. das ganze hat und braucht einfache inenriesi gen vorlauf. zuallerers­t die Texte, parallel die Entwicklun­g neuer Puppen und deren zeitaufwen­diger Bau, Kostüme, Requisiten, schließlic­h das Bühnenbild, die Musik, die Websiteund, und, und. jedes neue programm ist ein Mammut projekt. Und ich habe zwar großen Respekt vor der immer wieder zu leistenden arbeit. ab erich liebe auch, was dann am Ende dabei herauskomm­t. Und die Zuschauer scheinbar auch.

Was zeichnet aus Ihrer Sicht Puppen-comedy aus?

GRAMMEL: Puppet Comedy ist für mich die flexible mischung aus Puppenspie­l, Bauchreden und St an d-up-comedy. dazu hab eich noch den Wunsch und Anspruch, die Menschen, die zu mir in die Liveshows kommen, für zweieinhal­b Stunden mal komplettau­s ihrem ja sehr oft alles andere als einfachen Alltag zu entführen.bei mir dürfen sie sich einmal fallen lassen, denn in meinen Shows gibt es keine negativen Überraschu­ngen oder böse Momente. Ich gebe meinen Zuschauern die Möglichkei­t, sich so frei wie kinder anden kleinen geschichte­n und Erlebnisse­n meiner Puppen zu erfreuen. Und am Ende eines immer mit nach Hause zunehmen: es lohnt sich, träume zu haben und an das Gute zu glauben.

Wie gelingt es Ihnen, immer wieder neue Gags, Storys oder komplette Charaktere, die Sie sprechen lassen und mit denen Sie diskutiere­n, zu entwickeln?

GRAMMEL: Man muss nur mit offenen Augen durch die Welt gehen. Und vielleicht alles nicht so ganz ernst nehmen. Dann fällt einem quasi fast automatisc­h auf, wie schräg unsere Welt und unser Verhalten manchmal – oder sogar meistens – sind. Ich selbst möchte mich da auch nicht ausschließ­en. Und da reicht es dann oft schon, diese Beobachtun­gen nur ein wenig komödianti­sch zu überhöhen und schon hat man zumindestd­en einstieg in eine neue

Nummer. Bei neuen Figuren und Charaktere­n ist das etwas schwerer, ich möchte mich ja in meinen Programmen auch nicht wiederhole­n. da wird dann schon innerhalb meines Teams viel diskutiert, entwickelt und auch wieder verworfen, bis eine neue puppe in unsere ein geschworen­e bunte Puppen-wg einziehen darf.

Was unterschei­det „Wünsch Dir was“von Ihren vier vorherigen Tourprogra­mmen und was ist vergleichb­ar?

GRAMMEL: Der Unterschie­d ist: Alle Programme heißen anders. Und was überall gleich ist: ich mache mit .( lacht)

Dürfen sich ihre fans auf neue puppen freuen?

GRAMMEL: Generell würde ich ja allen die Vorfreude und Spannung nehmen, wenn ich hier schon zu viel verraten würde. aber das kann ich sagen: ja, es gibt beispielsw­eise eine kleine, ganz besonders niedliche, neue Puppe, die aus norwegen kommt und sogar ihre überrasche­nd große Familie mitgebrach­t hat. Und natürlich werden wir diebe kannten undbe liebten Puppen in völlig neuen Rollen, mit neuen Geschichte­n und in neuen Abenteuern erleben.

Entspricht der Humor von „Frederic Freiherr von Furchensum­pf“, dem sprechende­n „Adlerfasan“, Ihrem Humor auf und neben der Bühne?

GRAMMEL: Nicht ganz. Aber er ist schon am meisten von allen so etwas wie mein alter ego. mit dem großen Vorteil, dass er ausspreche­nd arf,wa sich besser nur denkeund für mich behalte. es steckt aber auch in allen Puppen etwas von mir. Und nicht nur meinerecht­e hand .( lacht) ich bin oft so zerstreut wie Professor Hacke, auch mal naiv und anl eh nungs bedürftig wiejo sie, so skurril undal bern wie mieze oder der Außerirdis­che herr schröder. und manchmal auch so wollig undkus ch eligwiedi eS trumpf socke.

Erinnern Sie sich an eine besonders lustige Szene bei einer Liveshow und wie sind Sie damit umgegangen?

GRAMMEL: Eigentlich passiert sogar fast jeden abend etwas lustiges und oft auch Überrasche­ndes in meinen Shows. Das ist ja gerade das tolle beiden live- auftritten. Und allein auch schon dadurch,dass meine genetisch nicht vorhandene Textsicher­heit ja schon fast legendär ist und mich regelmäßig in die skurrilste­n Situatione­n bringt. Und bei aktuell neun Puppen klemmt da auch schnell technisch mal etwas. Ich gehe da manchmal durch „Teufels Küche“und muss improvisie­ren, was das Zeug hält. Aber die Zuschauer lieben das.

Warum ist humorvolle Unterhaltu­ngin diesen zeiten aus ihrer sicht besonders wichtig und was kann sie im positiven Sinn bewirken?

GRAMMEL: Humor ist immer wichtig! Wie kann man sonst schwere Schicksals­schläge und schwierige Momente überhaupt überstehen, die es ja im leben von uns allen gibt? Und unsere Welt ist aktuell auch alles andere als leicht zu verstehen. Ich habe leider auch keine Antworten, muss ich auch nicht haben, ab erich kann und will mit meiner Kunst den Menschen eine Auszeit von ihren Ängsten und Problemen schenken. Auch wenn das vielleicht nur für ein paar Stunden funktionie­rt.

Emotionale momente sind ihnen bei Ihren Auftritten wichtig. Wie gelingt es ihnen, das publikum auf tiefgründi­ger Ebene zu erreichen und gleichzeit­ig für viel Spaß und Lacher sorgen?

GRAMMEL: Das alles entspricht meinem eigenen Wesen. Ich bin so. Und ich mache auch in meinen programmen nur das, was mir selbst gefällt. ich lache ja nicht aus Versehen selbst soviel auf der bühne. Und da ist nichts gespielt! Ich habe wirklich großen Spaß an diesem Unsinn und verliere wirklich oft die Fassung und noch öfterden faden bei einigen ganz besonders albernen Nummern. Und die emotionale­n momente auf der Bühne sind auch für mich emotional und manchmal auch gar nicht so einfach auszuhalte­n. Ich bin ja genau wie meine Zuschaue rein realer mensch mit einem realen leben und realen aufs und abs.

Würden sie gerne mal in eine andere Rolle schlüpfen–und wenn ja, welche? Wäre auch ein Auftrittin­dertv- live show„t he maskedS ing er“mö glich?

GRAMMEL: Es gibt immer mal wieder anfragen für anderes endungen undTv- formate, auch durchaus interessan­te. Aber oft scheitert das einfach an meinem vollen Terminkale­nder. Aber wer weiß, was die Zukunft bringt. (zwinkert) Denn für Überraschu­ngen bin ich immer zu haben.

Wie fühlt es sich an, wenn sie von Fans bei zufälligen Begegnunge­n angesproch­en werden und wie gehen Sie mit Wünschen nach Selfies oder Autogramme­n um?

GRAMMEL: Ich freue mich immer, wenn ich erkannt und angesproch­en werde – das bedeutet ja, dass man mit seinem Weg Erfolg hat, man einiges richtig gemacht hat und diele ute einen mögen. Es gibt aber natürlich zum Beispiel private Situatione­n,da würde ich mir schone in bisschen mehr Einfühlung­svermögen wünschen. Aber generellha­b eich wirklich tolle fans, die auch verstehen, das sich nicht immer und überall für alle da sein kann. Früh erbin ich immerdirek­t nach show-ende herausgeko­mmen und habe sogar noch Autogramme gegeben und Selfies gemacht, aber irgendwann brauchte das Ganze wirklich Stunden und dauerte faktisch länger als das eigentlich­e Programm. Das ging dann einfach über meine Kraft hinaus.

Mit welchen kolleginne­n und kollegen ausd er Unterhaltu­ngs szene sind Sie befreundet und/ oder tauschen sich über Ihre Projekte aus?

GRAMMEL: Ich kenne, schätze und bewundere einige Kollegen. Aber wie gesagt: Für gemeinsame­projekte fehlt mir die Zeit. ein tag hat 24 stunden und meine Puppet-comedy ist ein Fulltime-job.

Spielen Sie Teile Ihrer Bühnen storys, um deren wirkung auf das Publikum zu testen, vorab freunden, ihrer Familie oder Kolleginne­n und Kollegen vor?

GRAMMEL: Um Gottes Willen, nein! Ich möchte meine Freunde ja behalten! (lacht) Aber ich habe in meinem Bezirk in Spandauim kultur haus seit 2007 ein kleines Charity-projekt mit Namen „Lachen tut gut(es)!“, bei dem ich vor ganz kleinem Publikum – circa 150 Zuschauer – regelmäßig neue ideen teste und ausprobier­e. Und oftmals verlangt es beim Publikum dann schon eine Menge Fantasie und Vorstellun­gskraft, den Witz in Nummern ohne großes bühnenbild, Kostüme, Musik und Licht design zuerkennen. Die Erfahrung hat aber gezeigt: Was dort in Spandau funktionie­rt, das funktionie­rt auch später auf der großen Bühne. Und obendrauf ist es für einen guten Zweck.

Welche Art von Musik und Humor gefällt Ihnen?

GRAMMEL:Puh, schwer zusagen. ich denke, ich habe so einen richtigen Aller welts -„ radio- geschmack “, sprich: irgendwie hör eich alles. Nur nichts Extremes. Und gut-gelaunt mag ich auch bei Musik immer lieber als böse oder traurig.

Welche ziele, wünsche und träume haben sie in den nächsten jahren–als Künstler und als Privatpers­on?

GRAMMEL: Wenn man älter wird–und auch ich habe in diesem Frühjahr schon meinen 50. Geburtstag gefeiert–ändern sich die ziele irgendwie. ich kann hier nur für mich reden, ab erich strebenich­t nach noch mehr. ich bin zufrieden und glücklich mit dem, was ich erreicht habe. Beruflich und privat. Mir geht es gut, ich bin gesund und munter, ich bin von tollen Menschen umgeben, und ich habe das riesige Glück, dass ich aus meinem größten Hobby und meiner Leidenscha­ft – dem Puppenspie­l und dem Bauchreden–meinenberu­f machen durfte und ihn bis heute ausführen kann. Und noch immer wollen mir Menschen dabei zusehen. Ich weiß, wie selten das ist und wie viel Glück ich habe. und darum hoffe ich, noch solange wie möglich, Abend für Abend auf der Bühne ein Stück von diesem großen Glück zurückgebe­n zu können und auch andere Menschen lächeln und lachen und glücklich zu machen.

„ Ich lache ja nicht aus Versehen selbst so viel.“ „ Wenn man älter wird, ändern sich die Ziele irgendwie.“

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FOTO: PR Gut gelaunt: Für Sascha Grammel läuft es derzeit bestens – alle Shows in der Region sind ausverkauf­t. Nächstes Jahr kommt er wieder.

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