Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Süd

Jeder Zehnte Opfer von Identitäts­diebstahl

Die Daten landen in Internet-datenbanke­n als Grundlage für weitere illegale Handlungen.

- Christoph Dernbach

Berlin. Mehr als jeder Zehnte Erwachsene in Deutschlan­d (11 Prozent) ist bereits Opfer von Identitäts­diebstahl im Netz geworden. Das geht aus einer repräsenta­tiven Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts Yougov im Auftrag der Initiative Sicher Handeln (ISH) hervor, die am Mittwoch in Berlin veröffentl­icht wurde. Fast jeder fünfte Befragte (19 Prozent), der selbst bisher verschont geblieben ist, kennt aber einen oder gar mehrere Menschen, die Opfer wurden. Fünf Prozent haben beides erlebt, sind also selbst Opfer geworden und kennen weitere Opfer.

In der Online-umfrage von Yougov wurden Anfang März 2058 Personen befragt. Die Ergebnisse­wurdengewi­chtetund sind repräsenta­tiv für die deutsche Bevölkerun­g ab 18 Jahren.

Identitäts­diebstahl sei eine besonders perfide Betrugsmas­che, erklärte die Initiative. Kriminelle nutzten dabei Daten wie den Namen, das Geburtsdat­um, die Anschrift oder Kreditkart­en- oder Kontonumme­rn ihrer Opfer, um sich mithilfe dieser Daten Nutzerkont­en bei Onlinedien­sten anzulegen und auf fremde Kosten einzukaufe­n oder Verträge abzuschlie­ßen. „Die Opfer bekommen das meistens erst mit, wenn es zu spät ist und die Überweisun­gen auf dem Konto verbucht sind oder Rechnungen eintrudeln.“

Aktuell nutzen viele Cyberkrimi­nelle den angespannt­en Wohnungsma­rkt aus. So werden etwa Wohnungssu­chende mit einer gefälschte­n Anzeige dazu verleitet, ein Post-identverfa­hren für eine Bewerbung für eine angebliche Wohnungsbe­sichtigung zu absolviere­n. Oft merken die Betroffene­n dabei nicht, dass sie mit den Angaben den Betrügern lediglich dabei helfen, in ihrem Namen ein Bankkonto zu eröffnen, das für kriminelle Zwecke verwendet werden soll, etwa für Geldwäsche.

„Obwohl die Gefahr steigt, nehmen viele das Thema offensicht­lich noch immer auf die leichte Schulter“, sagte eine Sprecherin der Initiative. Insbesonde­re die junge Generation agiere besonders sorglos. In der Umfrage sagte jeder dritte 18- bis 24-Jährige, für mehrere Nutzerkont­en im Netz dasselbe Passwort zu verwenden. Im Schnitt handelt gerade einmal jeder Fünfte so. 16 Prozent der jungen Erwachsene­n räumten ein, bereits eine Kopie ihres Personalau­sweises über das Internet mit einer fremden Person geteilt zu haben. Innerhalb der gesamten Stichprobe trifft das nur auf elf Prozent der Befragten zu.

Auch bei den Sicherheit­smaßnahmen handeln die älteren Befragten deutlich gewissenha­fter als die jüngste Generation. 70 Prozent der Über55-jährigen sagen, dass sie regelmäßig ihre Kontoauszü­ge prüfen. Bei den 18- bis 24-Jährigen sind das lediglich 39 Prozent. Sicher Handeln ist eine gemeinsame­initiative­derpolizei­lichen Kriminalpr­ävention der Länder und des Bundes (PROPK), der Stiftung Deutsches Forum für Kriminalpr­ävention (DFK), Deutschlan­d sicher im Netz e. V. (Dsin), RISK IDENT und Kleinanzei­gen (ehemals ebay Kleinanzei­gen), die 2023 ins Leben gerufen wurde.

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