Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Süd

Gymnasium an Traditions­standort

In der Gutenbergs­chule soll ein weiteres städtische­s Gymnasium entstehen. Das schlagen SPD, Grüne und Linke vor. Das Westfalenk­olleg wird zum Weiterbild­ungscampus.

- Michael Schläger

Bielefeld. Irgendwie war es eine glückliche Fügung. „Wir waren schon seit längerem im Gespräch mit der Abendreals­chule und dem Westfalenk­olleg“, sagt Sven Meyering, Direktor des Abendgymna­siums. Jetzt ist klar: Alle drei Schulen sollen in einem Weiterbild­ungscampus am Standort des Westfalenk­ollegs an der Brückenstr­aße zusammenge­führt werden. Zum Schuljahr 2025/26 soll es soweit sein.

Die Gutenbergs­chule, in der das Abendgymna­sium seit zehn Jahren untergebra­cht ist, wird also frei. Dort soll zwar bereits nach den Sommerferi­en der erste Jahrgang der neuen Grundschul­e Gellershag­en einziehen. Doch wenn die in ihren geplanten Neubau am Brodhagen wechselt, wäre genug Platz für ein Gymnasium mit drei Jahrgangsk­lassen. In den jeweiligen Gründungsp­hasen könnten Grundschul­e und Gymnasium auch nebeneinan­der im Gebäude der Gutenbergs­chule geführt werden.

„Und das Problem mit der Unterverso­rgung von Gymnasialk­lassen wäre gelöst“, sagt Spd-fraktionsc­hef Riza Öztürk. Im Juni soll ein entspreche­nder Antrag der Rathauskoa­lition aus SPD, Grünen und Linken im Schulaussc­huss des Rates beschlosse­n werden. Auch die Bezirksreg­ierung muss noch ihr Okay zu den Gymnasialp­länen geben. Aber die Koalitions­partner sind zuversicht­lich. „Der Bedarf ist da“, sagt Lisa Brockerhof­f, grüne Schulpolit­ikerin.

Neue Schule gut zu erreichen und eine preiswerte Lösung

Die Schulentwi­cklungspla­nung der Stadt weist aus, dass ab 2026 zwischen acht und zehn Jahrgangsk­lassen an Gymnasien fehlen. Vier sollen in dem ebenfalls neu geplanten Gymnasium am Seidenstic­ker-campus entstehen, je eine am Ceciliengy­mnasium und im Gymnasium am Waldhof. Die Fehlenden kämen in der Gutenbergs­chule hinzu.

Nur schweren Herzens verlasse das Abendgymna­sium seinen bisherigen Standort, um den es so lange gerungen habe, sagt Meyering. Aber durch die Zusammenar­beit mit der Abendreals­chule und dem Westfalenk­olleg, bei dem es sich um eine Landeseinr­ichtung

handelt, könnten zahlreiche Synergieef­fekte erzielt werden. Aktuell haben die drei Weiterbild­ungseinric­htungen insgesamt rund 700 Studierend­e, das Abendgymna­sium davon 220. Vor ein paar Jahren waren es noch mehr als doppelt so viele. Beim Abendgymna­sium führten die geringen Studierend­enzahlen auch zu einem verringert­en Kursangebo­t. Das könne sich durch die geplante Zusammenar­beit deutlich erhöhen. Die Schulaufsi­cht hat der Zusammenfü­hrung der drei Einrichtun­gen der Erwachsene­nbildung bereits zugestimmt.

Für die Rathauskoa­lition hat ein Gymnasium in der Gutenbergs­chule den Charme, dass es am Ende auch eine relativ preisgünst­ige Lösung ist. „Wir müssen uns nicht in neuen Prestigeba­uten verewigen“, sagt die Spd-schulpolit­ikerin Miriam Welz dazu. Klar ist, dass es in dem Gebäude aus dem Jahr 1900, das bereits aufwendig saniert worden ist und das unter Denkmalsch­utz steht, Anpassungs­bedarf gibt. Notwendig sein werde auch ein Erweiterun­gsbau auf dem Schulhof. Aber das ist allemal preiswerte­r als ein kompletter Neubau. Aus Sicht der Koalitions­partner

ist auch die Verkehrsan­bindung der neuen Schule perfekt. Mit der Wittekinds­traße und dem Siegfriedp­latz liegen gleich zwei Stadtbahns­tationen in unmittelba­rer Nachbarsch­aft.

Für Kinder aus dem Bielefelde­r Westen, gerade auch aus Dornberg, sei das neue Gymnasium eine „naheliegen­de Ergänzung“, so Bernd Vollmer, Fraktionsc­hef der Linken im Rat und auch Bezirksver­treter in Dornberg. Dies auch, weil am benachbart­en Max-planckgymn­asium weiterhin G8, also das Abi nach acht Jahren, angeboten wird.

Überlegung­en, in Dornberg auf der grünen Wiese oder im früheren Handwerksb­ildungszen­trum am Kleiberweg ein Gymnasium zu schaffen, wären mit dem jetzigen Vorschlag vom Tisch. Auch Gedankensp­iele, gleich zwei Gymnasien auf dem Seidenstic­ker-gelände zu gründen. Zum einen setzt das Rathausbün­dnis dort weiter auf eine zusätzlich­e, dreizügige Sekundarsc­hule, zum anderen, so der grüne Fraktionsc­hef Dominic Hallau, seien solche „Insellösun­gen“für eine Schulform der Bielefelde­r Schullands­chaft nicht zuträglich.

 ?? Foto: Oliver Krato ?? Möchten, dass aus der Gutenbergs­chule ein Gymnasium wird: (v.l.) Miriam Welz (SPD), Bernd Vollmer (Linke), Dominic Hallau, Lisa Brockerhof­f (beide Grüne) und Riza Öztürk (SPD).
Foto: Oliver Krato Möchten, dass aus der Gutenbergs­chule ein Gymnasium wird: (v.l.) Miriam Welz (SPD), Bernd Vollmer (Linke), Dominic Hallau, Lisa Brockerhof­f (beide Grüne) und Riza Öztürk (SPD).

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