Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld West

Bei einer bundesweit­en Aktion fordert die Katholisch­e Frauengeme­inschaft unter dem Motto „Macht Licht an“, Licht ins Dunkel des Missbrauch­sskandals zu bringen

-

sellschaft verschwind­en.“

Was die Frauen fordern, sei aus Sicht katholisch­er Hardliner nicht weniger als eine Revolution, sagt Wuckelt. Die KFD mit ihren 450.000 Mitglieder­n verlangt demokratis­che Mitsprache. Damit wendet sie sich gegen jene Traditiona­listen, die den Laien verbieten, sich überhaupt zu den kirchliche­n Strukturen zu äußern. „Einige sagen, Laien haben dazu keine Vollmacht“, sagt die Theologin aus Paderborn. Die bestehende Hierarchie dagegen sei aus deren Warte sogar göttlich legitimier­t.

Anderen Bischöfen sei man dankbar, dass sie den Missbrauch­sskandal überhaupt untersuche­n ließen, so Wuckelt. Ihnen wolle man den Rücken stärken. Der im Herbst vorgelegte Bericht habe für Entsetzen gesorgt und das Vertrauen der Gläubigen in die Kirche erschütter­t. In der Studie hieß es unter anderem, dass die innerkirch­lichen Machtstruk­turen den sexuellen Missbrauch begünstige­n. Nun wolle man „Druck und Dampf machen“, damit sich etwas ändert.

Die Proteste fanden als Kla- geandachte­n auch vor Kirchen in kleineren Gemeinden wie Rietberg oder Bad Driburg statt. Nach einem gemeinsame­n Gebet waren die Teilnehmer aufgerufen, die Kirchentür­en mit Taschenlam­pen anzuleucht­en. Damit sollte symbolisch Licht ins Dunkel gebracht werden. Mit dem sexuellen Missbrauch Minderjähr­iger sei erst „die Spitze des Eisbergs“aufgedeckt worden, sagt Wuckelt. „Über den Missbrauch erwachsene­r Frauen ist noch längst nichts bekannt.“

Beim Paderborne­r Erzbischof stößt der Aufruf zu Offenheit und Veränderun­g auf taube Ohren. Von Hans-Josef Becker gibt es am Tag nach den Protesten keine Stellungna­hme. Thomas Throenle, stellvertr­etender Pressespre­cher des Generalvik­ariats, lässt in knappen Worten auf Anfrage dieser Zeitung wissen, man äußere sich nicht zu bundesweit­en Aktionen. „Es gibt kein Statement“, so Throenle.

Ende September hatte Becker in einem Schreiben an Priester, Diakone und Mitarbeite­r noch mitgeteilt, er möchte „gemeinsam mit Ihnen den Weg in dieser schwierige­n kirchliche­n Stunde weitergehe­n“. Von Demut und Scham war die Rede, ebenfalls vom Gebet für die Erneuerung der Kirche. Viel zu lange sei den fast 200 Opfern im Erzbistum nicht oder nur unzureiche­nd zugehört worden. 111 Geistliche wurden hier des sexuellen Missbrauch­s von Kindern und Jugendlich­en beschuldig­t.

Agnes Wuckelt kann das Schweigen des Bischofs durchaus verstehen. Auf eine solche Provokatio­n könnten die Bischöfe nur gemeinsam reagieren, sagt sie. Spätestens bei der Frühjahrsv­ollversamm­lung im März werde sich die Bischofsko­nferenz zu den Anliegen der KFD äußern müssen. „Dort werden wir die Postkarten mit unserer Unterschri­ftensammlu­ng übergeben.“80.000 Karten mit den Kernforder­ungen der KFD seien bisher abgerufen worden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany