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Corona macht den Weihnachtsmann arbeitslos
Ein Santa-Claus-Darsteller verzichtet wegen der Pandemie auf seine Auftritte. Wie geht es ihm dabei?
¥ Celle. Seit 30 Jahren verwandelt sich Willi Dahmen in den Weihnachtsmann. Meist im roten Santa-Claus-Kostüm, manchmal auch als Heiliger Nikolaus tritt er in Kaufhäusern, bei Firmenfeiern und auf Weihnachtsmärkten auf. Für den 68-Jährigen ist es die stressigste und schönste Zeit des Jahres. Doch die CoronaPandemie stellt auch sein Leben auf den Kopf. „Alle Verträge sind gecancelt“, sagt der Weihnachtsmann aus Celle. „Mir blutet das Herz. Aus Frust habe ich mir meinen Bart abgeschnitten. Der ist nur noch drei Zentimeter lang.“
Willi Dahmen hat den Familien abgesagt, die er seit Jahren an den Feiertagen besucht. Er will auch kein Seniorenheim betreten: „Ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn ich irgendwo das Virus reintragen würde.“Der 68-Jährige lebt allein, im Arbeitszimmer steht sein mit rotem Samt bezogener Sessel, im Keller lagert ein Karton mit
Stoff-Rentieren. Die wollte er eigentlich verteilen.
„Ich werde die Kinder vermissen. Auch die alten Leute werden mir fehlen“, sagt der gebürtige Rheinländer. „Es ist das Schönste, ihre Reaktionen zu sehen, wenn man in den Raumkommt.“Dahmenist gelernter Krankenpfleger und war lange im Arbeitsamt tätig. Vor seiner Rente nahm er Urlaub für seine Auftritte.
Der Weihnachtsmann ist für ihn mehr als eine Rolle, es ist eine Berufung. Ein Mundschutz passt aus seiner Sicht nicht dazu. Wenn Kinder auf ihn zustürmten, könne er zudem die Abstandsregeln nicht einhalten.