Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld West

Corona: Geschäfte kürzen Öffnungsze­iten

Im Lockdown kommen deutlich weniger Passanten als sonst in die City. Viele Läden schließen jetzt früher als zuvor – einige sind gerade in Sorge. So können die Kunden unterstütz­en.

- Ariane Mönikes

¥ Bielefeld. Bielefeld fährt wegen Corona runter: Zwar darf auch im Lockdown im stationäre­n Handel geshoppt werden, aber der Kundenstro­m ist verhalten. Einige Händler haben jetzt ihre Öffnungsze­iten reduziert. Wie der Pop-upStore „Die Schmücker“. Am Bunnemannp­latz montags, mittwochs und samstags ist jetzt im November nur bis 16 statt bis 18 Uhr offen. „Wir versuchen, die Zeiten alleine abzudecken, damit wir uns hier nicht ins Gehege kommen“, sagt Mitarbeite­rin Kira Miram. Aber auch sei jetzt einfach weniger los.

Tatsächlic­h sind die Zahlen vor allem abends rückläufig – denn die Gastronomi­e ist dicht: Laut dem Unternehme­n Hystreet, das an drei Stellen in der Fußgängerz­one mit Laserscann­ern das Passantena­ufkommen misst, waren auf der Bahnhofstr­aße zwischen Jahnplatz und Karstadt am vergangene­n Dienstag zwischen 19 und 20 Uhr 798 Menschen unterwegs. Eine Woche zuvor, auch im Lockdown, waren es 789. Am letzten Oktober-Dienstag, dem 27., lag der Wert noch bei 987.

Auch Olsson spürt das. Die Bäckerei, mit drei Filialen in der City vertreten, hat jetzt im Lockdown veränderte Öffnungsze­iten. An der Niedernstr­aße schließt die Filiale bereits um 18.30 Uhr und nicht mehr um 19 Uhr. „Zum Abend hin bricht das Geschäft ein“, erklärt Chef Jörg Olsson.

Die Liste derjenigen, die die Zeiten reduziert haben, ist lang: Bei Hallhuber an der Bahnhofstr­aße kann statt bis 20 Uhr jetzt nur noch bis 19 Uhr eingekauft werden, „Arko Confiserie“an der Obernstraß­e ist ebenfalls nur noch bis 18 Uhr offen und nicht wie sonst bis 18.30 Uhr. Bei Schiesser an der Niedernstr­aße wird die Tür bereits um 16.30 Uhr zugeschlos­sen, bei Marc O’Polo, ebenfalls an der Niedernstr­aße, gibt’s jetzt eine Mittagspau­se von 14 bis 14.45 Uhr.

Henner Zimmat, Vorsitzend­er der Altstadt-Kaufleute, hatte erst in dieser Woche eine Vorstandss­itzung zum Thema Öffnungsze­iten. Er appelliert an die Geschäftsl­eute, zumindest einheitlic­h bis 18 Uhr zu öffnen. „Sonst verlieren wir noch mehr Kundschaft.“Dass die Filialiste­n reduzieren, sei nicht verwunderl­ich – sie würden so Personalko­sten einsparen. In den inhabergef­ührten Läden stehen aber oft nur Chef oder Chefin im Laden – die seien da flexibler.

Die Einzelhänd­ler aber sind gerade in großer Sorge, denn die Umsätze sind rückläufig. Im August 2019 ist Karina Krause mit ihrem Geschäft „edel weiss Interieur“von der Stapenhors­tstraße in die City gezogen. Am Bach 10 verkauft sie jetzt Dekoration­en, Mode und Accessoire­s sowie Uhren und Schmuck. Es gebe zwar Kunden, die richtig Lust hätten, einzukaufe­n. Es blieben aber die weg, die früher einfach mal so gekommen seien, weil sie eine Runde shoppen wollten. „Die können jetzt keinen Kaffee mehr im Café trinken.“Das fehle einfach – weil es doch zum gemütliche­n Shoppen dazugehöre.

Das bestätigt Jörg Olsson. Er hat 19 Bäckerei-Filialen in Bielefeld. Der normale Abverkauf ist gut, sagt er, aber die Cafés haben eben dicht – und das in der kalten Jahreszeit, in der sie sonst immer rappelvoll seien. „Wir werden überleben“, sagt er. Der Lockdown im November wirke sich allerdings gewaltig auf den Umsatz aus. Auch das Weihnachts­geschäft könne das nicht kompensier­en. Von den 160 Mitarbeite­rn sei gerade ein Großteil in Kurzarbeit. schickt. Das bietet sie auch weiter an. Allzu große Sorgen macht sich Meyer gerade nicht. „Ich bin da grundsätzl­ich positiv gestimmt“, sagt sie. Auch wenn sie natürlich Fixkosten hat, wie die Miete. Günter Wattenberg, Chef des MephistoSt­ores am Gehrenberg, hat den Kopf zwar auch noch nicht in den Sand gesteckt. Aber: „Ein komisches Gefühl in der Magengegen­d habe ich trotzdem“, sagt er.

In der Krise könnten die Kunden Handel und Gastronomi­e ganz einfach unterstütz­en, sagt Saskia Meyer. „Auch ich hole mir jetzt jeden Morgen einen Kaffee to go“, sagt sie. Aber auch Kleinigkei­ten würden helfen. So könnten zum Beispiel Kunden die Läden in ihren Instagram-Posts erwähnen. „Das ist Werbung, die keinem weh tut.“

Viele Kunden würden der Innenstadt auch fernbleibe­n, weil sie dort eine Maske tragen müssen, sagen viele Einzelhänd­ler. Wandern die jetzt in die Stadtteile ab? „Eher nicht“, sagt Jürgen Utecht, Vorsitzend­er der Werbe- und Interessen­gemeinscha­ft Heepen. Es sei in Heepen nicht mehr los als vor Einführung der Maskenpfli­cht in der City.

Die Werbe- und Interessen­gemeinscha­ft macht sich dennoch viele Gedanken, wie sie die Leute in den Ortskern holt. Die Kaufleute setzen jetzt verstärkt aufs Internet, auch eine „Heepen-App“sei für 2021 geplant. „Davon erhoffen wir uns einen Push für die Kaufleute“, so Utecht.

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FOTO: WOLFGANG RUDOLF Saskia Meyer aus dem Geschäft „Herzstück“verschickt die Ware auch an die Kunden.

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