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Kameramann Gernot Roll ist tot
Für viele prominente Regisseure führte er die Kamera. Sein filmisches Werk ist vielseitig.
¥ München (dpa). Auf der einen Seite die „Buddenbrooks“, auf der anderen der Trash-Film „Ballermann 6“– der Regisseur und Kameramann Gernot Roll legte sich nicht auf ein Genre fest. Seit Beginn seiner Karriere in den 1960er-Jahren drehte er eine enorme Bandbreite an Filmen. Nun ist der Filmemacher und Bildgestalter tot. Er sei am Donnerstag im Kreise seiner Familie gestorben, teilten die Angehörigen des 81Jährigen mit.
Roll, der in Dresden zur Welt kam, war schon früh vom Film begeistert. Mit 14 Jahren begann er eine Ausbildung zum
Kameramann und verdingte sich danach bei den DEFA-Studios in Berlin-Babelsberg. Der Durchbruch gelang ihm mit der gefeierten 16 Stunden langen TV-Serie „Heimat – Eine deutsche Chronik“von Edgar Reitz aus dem Jahr 1984. „Das war die schönste Zeit meines Berufslebens“, sagte Roll vor einigen Jahren.
Viele Streifen folgten, etwa Caroline Links oscarnominierter Film „Jenseits der Stille“oder das Dokudrama „Brecht“von 2019. Roll führte auch öfter selbst Regie, etwa bei dem Kinderfilmklassiker „Der Räuber Hotzenplotz“. Und dann gab es noch die andere Seite, so wie „Ballermann 6“, eine seichte Komödie über Menschen, die am Strand Alkohol aus Eimern saufen. 5,5 Millionen Zuschauer wollten den Streifen sehen. „Auch eine Komödie wie Ballermann, die nur auf aneinandergereihten Gags beruht, ist filmhandwerklich äußerst schwierig umzusetzen“, erklärte er mal. Berührungsängste habe er keine.
In der Tat ist sein Schaffen beachtlich, davon zeugen auch die Preise, die Roll erhalten hat: mehrere Grimme-Preise, den Deutschen Kamerapreis, den Deutschen Filmpreis und viele mehr.