Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld West
Klangdenkmal für den coolen Schweiger von Tulsa
Das Bielefelder Trio „Loopahead“widmet sein neues Album dem Sänger, Songwriter, Gitarristen und Produzenten J. J. Cale.
¥ Bielefeld. Auf einem USHighway cruisen, verheißungsvolle Städtenamen wie New Orleans, Nashville oder Los Angeles auf den Schildern lesen – das muss vorerst Traum bleiben. Das Bielefelder Trio „Loopahead“liefert jedoch schon mal den passenden Soundtrack zur Traumtour.
Eine Weile haben sich die drei den Kopf zerbrochen, welche Künstler und Songs für dieses Corona-Projekt („Statt Konzerte produzieren wir ein Album-Denkmal mit Song-Favoriten“) infrage kämen. Dann ging ihnen auf: J. J. Cale passt immer. Der 2013 gestorbene
Sänger, Songwriter, Gitarrist und Produzent – von Rockstars wie Eric Clapton, Mark Knopfler und Neil Young gepriesen – hat mit seinem entspannten Musik-Amalgam aus Blues, Jazz, Country und Rock’n’Roll gewissermaßen eine universale USA-Musikformel geprägt. Außerdem fühlt sich „Loopahead“-Mastermind Udo Lummer (74) dem öffentlichkeitsscheuen Sound-Tüftler und Loop-Pionier aus Oklahoma durch eine ähnliche Studio-Arbeitsweise verbunden.
Musikprofi Lummer, durch Bands wie „Green Onions“seit den 60er-Jahren bekannte Größe der OWL-Popszene, hat mit seinen Mitstreitern Paul-Gerhard Lange (73, Bass) und Uli Twelker (63, Schlagzeug/Percussion) 18 Titel des coolen „Schweigers aus Tulsa“ausgewählt. Nicht die überstrapazierten Hits „After Midnight“, „Cocaine“oder „Call Me the Breeze“, dafür einen gut austarierten Mix aus Bekanntem („Crazy Mama“, „Cajun Moon“) und weniger Vertrautem wie dem erst posthum veröffentlichten „Chasing You“.
Im ersten Arbeitsdurchgang spielte Lummer im Heimstudio mit Gitarren und Keyboards ein Grundgerüst ein. Anschließend nahmen Lange und Twelker dazu Bass und Schlagzeug auf. Mit der gesamten Track-Ausbeute zog sich Lummer erneut ins Studio zurück, wo er in geduldiger Puzzle-Arbeit die Tonspuren zum fertigen Klangbild schichtete. Das Ergebnis bleibt nah am Original, nicht zuletzt wegen Lummers kongenial raunendem Gesang. Es ist aber auch keine Kopie, weil das Trio viele eigene Ideen und Licks einbringt. Wie es Lummer geschafft hat, seine unzähligen Gitarrenspuren so zu montieren, dass es dennoch so lässig wie mal eben auf der Veranda rausgehauen wirkt, ist ein kleines Wunder. Dem Lehrmeister aus Tulsa hätte es gewiss gefallen.