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Debatte um Extra-Steuer für das Homeoffice
Wer zu Hause arbeitet, spart Geld, so ein Experte der Deutschen Bank. Das belaste die Wirtschaft.
¥ Berlin. Die Politik streitet gerade über Wege zur Förderung von Arbeit aus dem Homeoffice – ein Experte der Deutschen Bank stellt nun aber eine ganz andere Forderung auf: Eine Steuer auf Heimarbeit, um mit dem Geld Schwächere zu unterstützen. Mit seinem Vorschlag hat der Analyst Kritik und Empörung in sozialen Netzwerken ausgelöst. Auch mancher Ökonom hält wenig von der Idee einer Homeoffice-Steuer.
„Das geht aus meiner Sicht dem intuitiven Gerechtigkeitsempfinden von vielen gegen den Strich, weil viele Arbeitnehmer im Homeoffice eher das Gefühl haben, finanziell bestraft zu werden“, sagt Jan Schnellenbach, Wirtschaftsprofessor in Cottbus. Sebastian Dullien, Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung der Hans-Böckler-Stiftung, nannte die Vorschläge auf Twitter „schräg“.
Der Analyst hatte in einem kurzen Aufsatz für die Analyse- und Forschungsabteilung der Deutschen Bank Steuern für Arbeitnehmer im Homeoffice ins Spiel gebracht. „Die Arbeit von zu Hause ermöglicht direkte Einsparungen etwa bei der Anreise, dem Mittagessen, Kleidung und Reinigung“, schreibt er. Kosten entstünden vor allem indirekt in Form von „zusätzlichem mentalen Stress“etwa durch die Kinderbetreuung während der Arbeit oder der schlechteren Ausstattung am Heimarbeitsplatz. „Diese Kosten dürfen nicht unterschätzt werden, sie verblassen aber für gewöhnlich im Vergleich mit den Vorteilen“, heißt es weiter.
Für die Wirtschaft hingegen sei das Homeoffice ein schwerer Verlust. Über lange Zeit hätten sich Wirtschaftszweige wie der Einzelhandel sowie Infrastrukturen rund um die Arbeit im Büro entwickelt. Falle diese weg, verschärften sich die ökonomischen Probleme. Vom Mittagessen oder dem Pausenkaffee hingen eben auch Arbeitsplätze ab.
Der Autor schlägt deshalb eine Steuer in Höhe von fünf Prozent auf das Bruttoeinkommen vor – an den Tagen, an denen zu Hause gearbeitet wird. Bei einem Bruttoverdienst von rund 40.000 Euro im Jahr seien dies rund 7,50 Euro pro Homeoffice-Tag. Der Staat könnte so rund 15,9 Milliarden Euro zusätzlich einnehmen und damit Geringverdiener unterstützen, die ihre Arbeit in der Corona-Krise verloren haben.