Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld West
Wie Lemgo dank Corona in die Sportschau kommt
Die Sponsoren jubeln schon vorher: Ihr TBV ist heute 60 Minuten live in der ARD zu sehen.
¥ Lemgo. Nach zwei Geisterspielen vor offiziell null Zuschauern spielt Handball-Bundesligist TBV Lemgo Lippe heute Abend urplötzlich vor einem Millionen-Publikum. Die Sportschau überträgt die Auswärtspartie beim Tabellenführer Rhein-Neckar Löwen ab 18.05 Uhr live und in voller Länge.
Dass den Lippern medial der rote Teppich ausgerollt wird, hängt mit der verstörenden Corona-Situation in der Handball-Bundesliga zusammen. Seit der Länderspielpause in der vergangenen Woche wurden bereits sieben Erstligapartien abgesetzt. Die Liga beschloss dennoch, einen von mehreren Klubs angeratenen vorübergehenden Spielstopp noch nicht zu verhängen.
Die Manager der HBLKlubs hatten sich im Vorfeld der EM-Qualifikationsspiele darauf verständigt, dass im Nachgang Bundesligaspiele ausnahmsweise verlegt werden können, wenn zwei oder mehr Nationalspieler pro Team von Erkrankungen oder Quarantäne betroffen sind.
Ursprünglich hatte sich die Sportschau die Begegnung zwischen Melsungen und Magdeburg als Alternative zur pausierenden Fußballschau mit Bayern, Arminia und Co. herausgepickt. Doch durch die Quarantänelage nach dem Coronafall des Ex-Lemgoers Finn Lemke musste das Erste gestern umdisponieren.
Für die Lemgoer Sponsoren ist die Liveübertragung in der Premiumsendung, die zur Fußball-Bundesligazeit auf 4,5 Millionen Zuschauer kommt, ein Segen. „Unsere Werbepartner haben immer eine höhere TV-Präsenz eingefordert. Jetzt bekommen wir zur Prime-Time solch eine tolle Chance“, schwankte TBVBeiratsvorsitzender Herbert Vogel gestern zwischen „totaler Begeisterung“, aber auch „großer Nachdenklichkeit“. Schließlich musste sich Jonathan Carlsbogard amDonnerstag einer Operation unterziehen. In der Handchirurgie des Klinikums Lippe in Detmold wurde die in seinem ersten Länderspiel erlittene Mittelhandfraktur der Wurfhand mit einer Schraube fixiert. Der 25jährige Schwede war in der vergangenen Saison einer der Gründe, weshalb die RheinNeckar Löwen keines der Bundesligaspiele gegen den TBV gewinnen konnten.
Herbert Vogel, Mit-Gründer und Ex-Vorstandsvorsitzender der Bielefelder Itelligence AG, reagierte am Mittwoch auf der Tribüne des TBV als Vorbild für jeden im Klub und unterstützte die TBVSpieler mit weiteren Geschäftsstellenmitarbeitern als aktiver Trommler. Gebracht hat es außer der bewiesenen Identifikation erstmal nichts. Und so haut Vogel trotz der Riesen-PR, die heute garantiert scheint, verbal lieber nicht auf die Pauke: „Wir sind personell schon ein bisschen gehandicapt. Das hat man beim 26:32 gegen Balingen gesehen, wo wir wirklich nicht gut gespielt haben. Unser Maßstab ist es nicht, vor den Rhein-Neckar Löwen zu stehen. Aber unser Maßstab ist es, aus unseren Möglichkeiten das Beste herauszuholen. In der SAP-Arena wird das eine anspruchsvolle Aufgabe.“