Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld West
Laut und lästig: das Laubblas-Orchester
Technischer Lärm ist eine der großen Plagen der Neuzeit. Nicht nur im Verkehr oder beim Bauen.
Der Bundesrat plant mit Fahrverboten und Dezibel-Obergrenzen gegen Motorradlärm vorzugehen. Verständlich angesichts zweirädriger Zeitgenossen, die ihr zartes Selbstbewusstsein gerne durch ein sattes Kolbengewitter aufzublasen versuchen. Allerdings frage ich mich schon lange: Wo bleibt die Gesetzesinitiative gegen das Dröhnen von Laubgebläsen und anderen benzinbetriebenen gärtnerischen Höllenmaschinen?
Rasenmäher, GrünschnittGuillotinen, greisbetriebene Ketten- und Kreissägen. Selbst Vertikutierer können Lärmgrenzen von 95 Dezibel locker überschreiten. Diese „Gardeners little helper“führen auf Grünflächen aller Art ein strenges, unüberhörbares Regiment, so dass man sich oft eher in einem Death-Metal-Konzert wähnt, als in der Natur.
Wo ist die Lobby, die gegen diese akustischen Exzesse antritt? Vereinzelt sieht man aus dem Mittagsschlaf gerissene Menschen weiße Fahnen in Fenstern schwenken, doch ihre verzweifelten Bitten, die Kampfhandlungen gegen Mutter Natur unverzüglich einzustellen, verhallen ungehört im Inferno der mobilen Grünflächen-Terminatoren. Vielleicht gehen immer weniger Bürger wählen, weil in keinem der Parteiprogramme die Forderung nach Schalldämpferpflicht für Gartengeräte auftaucht.
Ich wohne direkt neben einer öffentlichen Grünanlage, umgeben von BGW- und Freie-Scholle-Vorgärten. Optisch eine kleine Oase, aber es gibt Tage, da klingt das Ganze