Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld West
Fontäne und Tretboote für den Obersee
Da sich auf dem Gewässer Algen bilden und Fische darin sterben, bringt die FDP Ideen für eine Sauerstoffanreicherung ein. Anregungen hat sie sich unter anderem an der Alster in Hamburg geholt.
¥ Schildesche/Heepen/Jöllenbeck. Der Obersee ist beliebt als Ausflugsziel, macht aber ökologisch dauernd Probleme. Gegen die Verschlammung wurden Bypässe gelegt, allerdings gelangt seitdem zu wenig Frischwasser in das Gewässer. Die Folgen waren auch diesen Sommer wieder zu sehen: Weil das Wasser zu wenig Sauerstoff aufweist, bilden sich Algen auf der Oberfläche und Fische sterben. Der See droht ständig zu kippen. Die FDP hat sich darüber Gedanken gemacht und bringt jetzt zwei Ideen in die Diskussion ein, die dabei helfen könnten, das Problem zu lösen: eine Fontäne sowie Tretboote.
Yannik Löwen, Gregor Spalek und Bodo Holtkamp wollen die Anregungen in die Bezirksvertretungen Heepen, Schildesche undJöllenbeck tragen. Zusammen mit Gregor vom Braucke aus dem Stadtrat haben haben sie einen Antrag für die drei Gremien formuliert. Die Methoden für die von ihnen vorgeschlagenen Sauerstoffanreicherungen sind bewährt. Die Bielefelder Freidemokraten stützen sich zum einen auf die bis zu 60 Meter hohe Fontäne auf der Alster in Hamburg sowie auf die Tretboote des Aasees in Münster. Beide Elemente bringen die stehenden Gewässer in Bewegung und sorgen so für eine Sauerstoffzufuhr.
„Ich dachte immer, die Fontäne auf der Alster gibt es nur aus touristischen Gründen“, sagt vom Braucke. Doch seine Recherchen haben ergeben, dass das nur die halbe Wahrheit ist: Die Fontäne erfüllt ihren ökologischen Zweck für das Gewässer und ist darüber hinaus eine Attraktion. Ähnlich ist es zudem auf dem Teich im Bürgerpark. Auch dort bringt eine Fontäne das Wasser in die Bewegung.
Touristisch und zugleich ökologisch nützlich ist sogar Tretbootfahren, haben vom Braucke und seine Mitstreiter herausgefunden. Durch die
Tretboote wird ebenfalls das Gewässer mit Sauerstoff angereichert. „Wir könnten uns vorstellen, zehn davon für den Obersee zuzulassen“, sagt vom Braucke, denkbar unter der Obhut des Seekrugwirtes Christian Schulz. Der findet die Idee prima und wäre gerne bereit, das Management für die Boote zu übernehmen: „Deswegen werden sie ja auch am Aasee zugelassen“, sagt der Wirt. Sie wälzen das Wasser um und zerstören die Algenschichten, die sich vor allem im Sommer auf dem Obersee bilden.
Der Seekrugwirt schlägt eine räumliche und zeitliche Begrenzung für die Tretboote auf dem See vor, damit sie ihren Zweck erfüllen, aber sie niemanden stören und aus Sicht des Naturschutzes vertretbar sind. Einstiegsmöglichkeiten gäbe es, sagt Christian Schulz.
Die FDP-Vertreter erhoffen sich eine Unterstützung aus den anderen Parteien. Eine wichtige Frage dabei wird sicher die der Finanzierung. In Hamburg wird die Wasserfontäne auf der Binnenalster von Firmen und Privatspendern bezahlt. Die Kosten für die Pumpe, die stündlich 170.000 Liter Wasser befördert, belaufen sich auf 60.000 Euro pro Jahr. Seit 1987 verrichtet die Alsterfontäne ihr Werk und ist zugleich zu einem der Wahrzeichen der Stadt geworden. Ihr Einsatz hat nachweislich zu einer besseren Wasserqualität der Alster geführt, heißt es.
Hintergrund der Überlegungen rund um den Obersee sind die Ablagerungen der vom Johannisbach und der Jölle mitgeführten Sedimente, die den Obersee immer wieder zu verlanden drohten. Deswegen wurde er 2008 aufwendig ausgebaggert. Ein Jahr später wurden die so genannten Bypässe gelegt, also Johannisbach und Jölle nördlich des Sees umgeleitet. Seitdem gibt es Algenwachstum und kritische Sauerstoffverhältnisse, vor allem bei bestimmten Wetterlagen in der warmen Zeit.