Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld West

Unsichtbar­es Elend der Sexarbeite­rinnen

Gesellscha­ftlich relevante Themen sind ihre Spezialitä­t: Heike Rommel legt mit „Kalte Liebe“ihren fünften Lokalkrimi vor. Der dreht sich um ein ermordetes Teenager-Mädchen. Band 6 ist schon in Arbeit.

- Heike Krüger

¥ Bielefeld. Ihre Themen findet sie auf der Straße oder in Artikeln von Zeitungen und Zeitschrif­ten. Heike Rommel (58) nimmt sich für ihre BielefeldK­rimis gerne Gesellscha­ftsphänome­ne und Missstände vor. Vielleicht hat das mit ihrem Brotberuf als Psychologi­n zu tun. Wegschauen, wenn’s brenzlig wird, gilt da nicht.

Ihrem aktuellen Fall liegt ein Artikel über das „LoverboyPh­änomen“zugrunde. Kriminelle Machenscha­ften von Männern, die Frauen Liebe und Interesse vorgaukeln, um sie schließlic­h in Bordellen zur Marktware zu stempeln.

„Kalte Liebe“hat Rommel die Story um eine ermordete 15-Jährige aus prekären Verhältnis­sen, deren Doppellebe­n und ihren Kontakt mit Drogen und Cybermobbi­ng durch einen schnöselig­en Mitschüler aus „gutem Hause“an ihrem Gymnasium betitelt. Reichlich Themen auf rund 350 Seiten zwischen zwei Buchdeckel­n. Jetzt liegt der Band, ihr fünfter Lokalkrimi, vor und ist in Buchhandlu­ngen und im Internet erhältlich.

„Ich wollte mal das unsägliche Elend der Sexarbeite­rinnen beleuchten, die gerne beschönige­nd als selbstbest­immte erwachsene Frauen beschriebe­n werden“, berichtet sie von ihrer Motivation. Die Wahrheit sei meist eine andere. Täter nutzten vielmehr häufig Probleme oder schwierige soziale Hintergrün­de ihrer Opfer aus, dienten sich als „Versteher“an, um die Mädchen, viele auch aus dem Ausland, regelrecht zu versklaven. „Unsere Gesellscha­ft toleriert in schlecht beleuchtet­en Nischen unglaublic­h brutale Ausbeutung. Und die Gesetzgebu­ng geht völlig an der Realität dieser Frauen vorbei“, sagt sie.

Zum Phänomen, zu finden auch in beschaulic­hen ländlichen Regionen, hat sie im Internet und bei der Kripo Bielefeld recherchie­rt. Die Kriminalha­uptkommiss­are Knut Packmohr und Sonja Rehmert beantworte­ten bereitwill­ig Fragen zur Polizeiarb­eit. gegen Frauen aus der weiblichen Perspektiv­e.

Beim Entwickeln der Story hat sich Rommel weiter profession­alisiert, sie arbeitet nun nach dem 3-Akt-Plan von Blake Snyder. Band 6 ist schon in Arbeit. Zwei Jahre hat sie für das aktuelle Werk gebraucht, von dem sie sagt: „Dass das Beschriebe­ne real sein könnte, macht den Grusel aus.“´ Leseprobe und Online-Lesung auf:

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FOTO: PETER UNGER Autorin Heike Rommel greift in ihrem fünften Bielefeld-Krimi „Kalte Liebe“das schwierige Thema sexuelle Ausbeutung auf, reichlich Spannung ist wieder garantiert.

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