Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld West
Arminia ist längst durchschaut
Taktikcheck: Unser Experte Jörg Weber analysiert, weshalb Bielefeld seit dem dritten Spieltag Probleme hat, und wie diese in den nächsten Partien zu lösen sein könnten. Ein Zwischenfazit während der Länderspielpause.
Wichtig ist es, im Mittelfeld Spieler mit Blickrichtung zum gegnerischen Tor in Ballbesitz zu bringen. Das kann auch durch den Gewinn zweiter Bälle nach langem Pass gelingen.
Auch die Trainer der beiden nächsten Gegner, Peter Bosz aus Leverkusen und Julian Nagelsmann von RB Leipzig, sind Freunde eines konsequenten Angriffspressings, das dem Gegner keine Luft zum Atmen lässt. Der Plan der nächsten Gegner ist somit klar. Man darf gespannt sein, welche Lösungen Neuhaus und die Mannschaft in der Länderspielpause finden werden.
UMSCHALTSPIEL
Ein Schlüsselspieler beim schnellen Umschalten nach Ballgewinn war in den ersten Spielen Ritsu Doan. Ob er dafür besser auf einer Halbposition im Mittelfeld wie beim Auswärtsspiel in Frankfurt aufgehoben ist oder auf der offensiven Außenposition wie gegen die Bayern, muss Trainer Uwe Neuhaus von Spiel zu
Spiel neu entscheiden. Entscheidend ist, dass er nach einem Ballgewinn der Arminen im Mittelfeld mit dem nächsten Pass ins Spiel gebracht wird. Er hat die Qualität, sofort Tempo aufzunehmen und erfolgreich ins Dribbling zu gehen. Apropos Ballgewinne: Diese gelangen den Bielefeldern in den jüngsten Spielen zu selten. Manuel Prietl war der einzige Spieler, der das schaffte und nach eigenen Ballverlusten ins Gegenpressing ging. Gegen Leverkusen und Leipzig braucht es dafür mehrere Spieler, denn die sehr offensive Ausrichtung der beiden Spitzenteams bietet den Arminen Räume zum Kontern.
VERTEIDIGUNG MIT PRESSINGVARIANTEN
In den ersten drei Partien ließ Neuhaus den Gegner im eigenen Drittel spielen. In Höhe der Mittellinie wurden die Räume für den Gegner durch kurze Abstände zwischen den Spielern klein gehalten. Dadurch gelangen einfache Ballgewinne, die zu schnellen Angriffen genutzt werden konnten. Gegen Spitzenmannschaften wie Bayern München oder Borussia Dortmund entschied sich Trainer Neuhaus für eine tiefe Verteidigung. Die Stürmer störten den Gegner kurz vor der Mittellinie, während sich alle anderen Spieler tief in der eigenen Hälfte hinter dem Ball befanden. Dem Gegner sollte so wenig Rauminder Bielefelder Hälfte gegeben werden, doch die eigenen Wege zum gegnerischen Tor waren weit.
Vielleicht sollte in bestimmten Spielphasen eine mutigere Variante gewählt werden und auch der Gegner vor dem eigenen Tor unter Druck gesetzt werden. Allerdings mit mehr Überzeugung und Konsequenz als in Berlin. Beim Angriffspressing müssen alle Spieler mitmachen und bis zur gegnerischen Hälfte vorrücken.
FAZIT
Zu einem ersten Fazit nach sieben Spieltagen gehört aber auch, dass Arminia in den vergangenen vier Spielen auf sehr formstarke Gegner getroffen ist. Auch fehlen die Zuschauer, die früher in Spielen gegen starke Mannschaft in der Schüco-Arena beziehungsweise auf der Alm häufig der zwölfte und 13. Mann waren. Außerdem darf nicht vergessen werden, dass Arminia der Bundesligist mit dem kleinsten Saisonetat ist. Neuzugänge wie etwa Max Kruse, Loris Karius oder Robin Knoche bei Union Berlin sind für den DSC finanziell nicht zu stemmen.
Daran wird sich auch in den nächsten Wochen nicht ändern, so dass Trainer Uwe Neuhaus versuchen muss, mit den aktuellen Spielern gegen Bayer Leverkusen eine Trendwende hinzubekommen. Der letzte Bundesligavergleich zwischen diesen beiden Mannschaften in der Schüco-Arena stammt aus dem Jahr 2008 – und endete 2:1 für Arminia. Ein Hoffnungsschimmer aus längst vergangenen Tagen.